News: Scrapie durch Blutübertragung?
Adriano Aguzzi und seine Kollegen von der Universität Zürich haben nun in einem Tierversuch herausgefunden, daß ausgereifte B-Lymphocyten eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Scrapie spielen (Nature vom 18. Dezember 1997). Die Wissenschaftler untersuchten verschiedene Stämme von Mäusen, die an unterschiedlichen Defiziten des Immunsystems litten, um festzustellen, durch welche Zellen oder Teile des Immun- oder Blutsystems die Nerven infiziert werden.
Es stellte sich heraus, daß alle Mutationen, die die Entwicklung der B-Lymphocyten verhindern, die Versuchstiere gleichzeitig vor Scrapie schützten. Bei einem Mangel an diesen weißen Blutkörperchen blieb aber nicht nur das Nervensystem ungeschädigt. Als die Wissenschaftler den Mäusen infektiöses Gewebe von Tieren mit Scrapie injizierten, konnten sie keine Ansteckung durch Prionen in der Milz feststellen. Es scheint, daß alle Arten von B-Lymphocyten in den Infektionsprozeß einbezogen sind, egal, welche Typen von Antikörpern sie produzieren. Nach Meinung der Forscher „weisen die Ergebnisse darauf hin, daß B-Lymphocyten möglicherweise die Prionen von den lymphatischen Organen zum Nervensystem transportieren“.
Obwohl eine Beteiligung der B-Lymphocyten an anderen Prionen-Erkrankungen bisher nicht nachgewiesen ist, stellt sich die Frage, inwieweit die Forschungsergebnisse bei der kommerziellen Produktion von Blut-Produkten berücksichtigt werden sollten. Die neue Studie unterstützt die Stimmen, die fordern, daß die weißen Blutkörperchen aus den entsprechenden Produkten entfernt werden sollen.
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