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Forschung in Europa: See you in Munich!

Ekkehard Winter, deutscher Mitorganisator des EuroScience Open Forums in Stockholm zieht positive Bilanz und gibt einen Ausblick auf 2006 in München. Das Konzept hat sich bewährt. Nach dem gelungenen Auftakt in Stockholm will Deutschland die Profilierung der ESOF vorantreiben.
ESOF-Logo
"Die Vorträge von den Nobelpreisträgern hätten 600 statt durchschnittlich 60 Zuhörer verdient", meint Ekkehard Winter, Mitglied des Steering Committee des EuroScience Open Forums 2004 in Stockholm und stellvertretender Generalsekretär des deutschen Stifterverbands. "Doch oft liefen zwei oder drei interessante Vorträge parallel." Winter wertet dies als gutes Zeichen und Ausdruck des hochkarätigen Angebots der Konferenz. Diesen Eindruck bestätigten viele Teilnehmer. Jana Ivanidze, eine junge Wissenschaftlerin aus der Ukraine, die mittlerweile in München lebt, bringt es auf den Punkt: "Ich hatte stets das Gefühl, etwas zu versäumen." Winter nennt dies das AAAS-Feeling: "Auch auf der Tagung der American Association for the Advancement of Science stellt sich dieses Gefühl regelmäßig ein", gesteht er.

Ekkehard Winter | Ekkehard Winter, deutscher Mitorganisator des EuroScience Open Forums in Stockholm, zieht positive Bilanz und gibt einen Ausblick auf 2006 in München.
"Stockholm war ideal als Austragungsort des ersten paneuropäischen Wissenschaftlertreffens", findet Winter. "Mit dem Signal, dass für die erste derartige Veranstaltung keine wirtschaftliche Großmacht gewählt wurde, deutet Europa an, dass das ESOF sich nicht als Konkurrenzveranstaltung zur AAAS in Amerika versteht. Zugleich ist Schweden mit seinen renommierten Forschungsstätten wie dem Stockholmer Karolinska-Institut, der Uppsala-Universität oder den Einrichtungen, die jährlich die Nobelpreise vergeben, ein Land mit einer weltweit einzigartigen Forschungslandschaft."

Dass es sich bei dem ESOF nicht um eine Gegenveranstaltung zum jährlichen amerikanischen Wissenschaftlertreffen handelt, hat die US-Forschergemeinde offenbar verstanden. Die Fachzeitschrift Science und die AAAS zeigten in Stockholm Flagge, obwohl der große Konkurrent Nature dieses Jahr der Medienpartner des ESOF war. Winter möchte langfristig gern beide mit im Boot halten.

Trotz der Erfolge des ESOF 2004 in Stockholm, will er 2006 noch eins drauf setzen. Zusammen mit Ingrid Wünning von der Robert-Bosch-Stiftung und dem Nanotechnologen Wolfgang Heckl von der Ludwig-Maximilian Universität organisiert er das kommende paneuropäische Treffen in München. Sie erwarten gut 500 bis 1000 Teilnehmer mehr. In Stockholm waren beispielsweise relativ wenig Südeuropäer anzutreffen. "München liegt da zentraler!", meint Winter.

Der Termin des ESOF 2006 in München ist mit bedacht gewählt: Nur wenige Tage nachdem die letzten Tore der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland geschossen wurden, und noch bevor die Sommerferien in Deutschland beginnen, wollen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt in der bayerischen Landeshauptstadt zum nächsten großen Stelldichein versammeln.

Im Gegensatz zu Stockholm will Ekkehard Winter in München stärker strittige Themen der Wissenschaften aufgreifen, wie die Diskussion über die Stammzellenforschung oder die Patentierung geistigen Eigentums. "Mit München als Sitz des Europäischen Patentamtes muss so ein Thema auf die Agenda", meint der stellvertretende Generalsekretär des deutschen Stifterverbands. Ferner setzt er auf Synergien mit dem Wissenschaftssommer, den das Bundesministerium für Bildung und Forschung jährlich ausruft. 2006 wird voraussichtlich zum Jahr der Informationstechnik ausgerufen werden. "Ich bin zwar gegen eine Fokussierung des EuroScience Open Forums auf eine einzige Disziplin, weil heute noch niemand sagen kann, welches Forschungsthema in zwei Jahren die Diskussionen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bestimmt, doch ergeben sich auch so reichlich Berührungspunkte."

Auch die Öffentlichkeit soll wieder mit umfangreichen Aktivitäten auf die Rolle der Wissenschaft und Technik für die Gesellschaft hingewiesen werden. Zudem will man, wie in Stockholm geschehen, zeigen, dass Wissenschaft und Technik Spaß machen können: Ein buntes Begleitprogramm mit Ausstellungen, Mitmachaktionen, Theateraufführungen und Straßenveranstaltungen für jedermann steht erneut auf dem Programm.

Langfristig planen die Organisatoren des EuroScience Open Forums, dass Treffen jährlich abzuhalten. "Die Wissenschaften entwickeln sich so rasant, dass man dem mit einem zweijährigen Rhythmus nicht gerecht wird. Doch bedürfen die Veranstaltungen intensiver Vorbereitungen", sagt Winter. Bis das EuroScience Open Forum seinen Kinderschuhen entwachsen ist, werden wohl aber noch einige Jahre vergehen. Doch spätestens ab 2008 rechnet er mit einem jährlichen Takt.

"Barcelona und Straßburg haben bereits ihr Interesse bekundet. Doch sollen die nächsten Austragungsorte durch einen Wettbewerb ermittelt werden." Und nach dem Erfolg der ESOF in Stockholm, wird die Liste der Kandidaten von Tag zu Tag länger.

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