Direkt zum Inhalt

Naturkatastrophen: Seebeben vor Indonesien: Neues zu Tsunamis und zukünftigen Risiken

Banda Aceh nach der Flut
Die starken Seebeben am 26. Dezember 2004 und 28. März 2005 in der Nähe der Inseln Simeulue und Nias vor der Küste Sumatras haben sehr wahrscheinlich den Druck auf die Bruchzone des Sunda-Grabens so stark weiter erhöht, dass in der näheren Zukunft mit neuerlichen starken Beben entlang der geotektonischen Verwerfungslinie zu rechnen ist.

Dies ergaben Messungen und Berechnungen von Suleyman Nalbant und anderer Geologen von der Universität in Ulster [1]. Vor allem im Bereich um die südlich von Nias liegenden Mentawai-Inseln zeigen paläoseismische Studien einen vorangeschrittenen seismischen Zyklus, der ein baldiges Beben erwarten lässt und der durch das Nias-Beben vom März unter weiteren geotektonischen Stress geraten ist. Seit 1797 kam es unter der Hauptinsel Siberut zu keinem stärkeren Beben mehr und seit 1833 auch nicht mehr unter den kleineren Eilanden der Gruppe. Dort kehren nach den Untersuchungen allerdings alle 230 Jahre starke Erschütterungen wieder. Die von den Wissenschaftlern kalkulierte Druckerhöhung auf diese Sektion um etwa acht bar macht ein derartiges Beben nun noch wahrscheinlicher.

Die Forscher erwarten dann ein ungefähr zehn Meter langes Rutschen der Indischen unter die Sunda-Platte, was wiederum ausreichen könnte, um ähnliche Tsunamis wie Weihnachten 2004 auszulösen. Davon war vor allem die Nordspitze Sumatras um die Stadt Banda Aceh betroffen, wo sich die an Land schlagenden Wellen bis zu 15 Meter Höhe auftürmten, wie Jose Borrero von der Universität von Südkalifornien in Los Angeles ermittelte [2].

Gravierender wirkte sich allerdings der plötzliche Anstieg des Meeresspiegels aus, der in der Stadt Lhoknga maximal um etwa 25 bis 31 Meter anschwoll, wie der Forscher anhand der Höhe abgeschälter Rinde an Bäumen sowie durch Satellitenbildaufnahmen zeigen konnte. In manchen Bereichen der Nordküste von Aceh wurde durch die Flut die Küstenlinie um etwa 1,6 Kilometer tiefer ins Landesinnere verlagert und mindestens 65 Quadratkilometer Land dauerhaft überflutet.

Auf Sri Lanka entfaltete der zweite der drei Tsunamis die größte Wucht und erreichte an der Ostküste zumeist eine Höhe von zehn Metern, wie eine Gruppe von Forschern um Philip Liu von der Cornell-Universität ermittelte [3]. An der Westküste überstiegen die Wellen dagegen nur selten Höhen von 1 bis 2,5 Metern. Diese Unterschiede stimmten allerdings nicht mit Computersimulationen überein, sodass die Wissenschaftler vor Ort nach Erklärungen suchten.

Dabei stellten sie fest, dass es zumeist menschliche Eingriffe an der Westküste waren, die hier die Katastrophe verstärkten. Dies gilt etwa für den Personenzug, der südlich von Colombo aus den Gleisen gehoben wurde und in dem etwa 1500 Menschen starben. Im Moment der Überflutung durchfuhr er einen Küstenabschnitt, an dem die Korallenriffe für die Bauwirtschaft abgetragen wurden und die Wellen nun ungebremst an Land strömen konnten. Bei Galle führte der frühere Abtrag von Küstendünen zur vollständigen Zerstörung einer Hotelanlage, während andere Ressorts ohne diesen Eingriff glimpflich davonkamen.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.