Sinnesorgane: Seehunde erkennen Details aus Strömungsmustern
Seehunde (Phoca vitulina) erkennen mit Hilfe ihrer Schnurrhaare Spuren, die vorbeischwimmende Gegenstände und Lebewesen im Wasser zurücklassen. Wie Wolf Hanke und Sven Wieskotten von der Universität Rostock herausfanden, können die Tiere sogar Größe und Form der Objekte unterscheiden, indem sie minimale Strömungsmuster wahrnehmen.
Die Forscher untersuchten, ob eine dressierte Versuchsrobbe künstliche Flossen unterschiedlicher Form und Größe erkennen kann, die sich durchs Wasser bewegen. Dazu verbanden sie dem Tier Ohren und Augen, so dass es sich dabei auf seine Schnurrhaare verlassen musste. Der Seehund konnte problemlos unterscheiden, ob die Forscher große oder kleine Flossen durch das Wasser zogen. Wenn die Paddel eckig oder rund waren, erkannte die Versuchsrobbe dies schon schwerer. Es gelang nur, wenn sich die künstlichen Flossen nacheinander mit derselben Geschwindigkeit durch das Testbecken bewegten. Schwenkten die Forscher die Paddel unterschiedlich schnell durch das Wasser, konnte das Versuchstier die verschieden geformten Flossen nicht mehr auseinanderhalten.
Versuche wie die von Hanke und Wieskotten gelingen nur mit vorher gut ausgebildeten Robben: Die Tiere müssen lernen, dem Experimentator zu verraten, was sie wahrgenommen haben. Das geschieht zum Beispiel, indem der Seehund zu einem bestimmten Punkt im Becken schwimmt oder mit seiner Schnauze einen Gegenstand aussucht. Die so erhaltenen Resultate zeigen nach Ansicht der Forscher, dass sich Robben in trübem Wasser auf ihre Schnurrhaare verlassen können, um Beute zu finden. Wie diese Fähigkeit genau funktioniert, ist den Forschern allerdings noch ein Rätsel. In weiteren Untersuchungen wollen sie nun bestimmen, an welchen Eigenschaften der Strömung Robben Größe und Form eines sich bewegenden Objektes erkennen. (us)
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