Trauma-Forschung: Seelische Folter zu Unrecht verharmlost
Seelisch grausame, erniedrigende Behandlung ohne körperliche Gewalt löst bei Gefolterten ähnlich schwere psychische Langzeitfolgen aus wie körperliche Misshandlungen. Dies fanden Metin Basoglu von der Universität London und seine Kollegen heraus, indem sie 279 Folteropfer der Balkan-Kriege der 1990er Jahre befragten.
Die größtenteils männlichen Folteropfer beantworteten Fragen zu kriegsbedingten Stressfaktoren sowie insgesamt 46 Formen von Misshandlung. Neben der Schwere der erlittenen Qualen stuften die Gefolterten ein, wie viel Kontrolle über ihr eigenes Handeln ihnen in den jeweiligen Situationen verblieben war. Im Ergebnis beurteilten sie Praktiken, die keine körperlichen Schmerzen hervorriefen, als ebenso schwer wiegend wie physische Übergriffe: Allein die Androhung von Vergewaltigung rangierte in der Bewertung neben dem Versengen von Körperteilen, das Betasten der Geschlechtsteile neben Elektroschocks und Scheinhinrichtungen in der Nähe von Auspeitschen der Fußsohlen. Auch Isolation und längerfristiges Verbinden der Augen wurden vor allem in Kombination mit anderen Foltermethoden als besonders quälend eingestuft.
Die Daten der Fragebögen verglichen die Forscher mit den psychischen Erkrankungen, wie Depressionen oder traumatischen Störungen, unter denen die Gefolterten seitdem gelitten haben. Es stellte sich heraus, dass nicht die Art der Folter, sondern der Grad des Kontrollverlustes die psychischen Spätfolgen bestimmte.
Die psychologischen Auswirkungen von Folter sind bisher nur wenig erforscht. Daher gehen die Bewertungen verschiedener Arten von Folter weit auseinander. Während die Vereinten Nationen in ihrer Anti-Folter-Konvention "jede Handlung, durch die einer Person vorsätzlich große körperliche oder seelische Schmerzen oder Leiden zugefügt werden" als Folter auffasst, sind in nationalem Recht die Definitionen von Folter oft an körperliche Schäden oder langfristige seelische Schädigung des Gequälten gebunden, die bei nicht-körperlicher Misshandlung oft als geringer betrachtet wird. (jpb)
Die größtenteils männlichen Folteropfer beantworteten Fragen zu kriegsbedingten Stressfaktoren sowie insgesamt 46 Formen von Misshandlung. Neben der Schwere der erlittenen Qualen stuften die Gefolterten ein, wie viel Kontrolle über ihr eigenes Handeln ihnen in den jeweiligen Situationen verblieben war. Im Ergebnis beurteilten sie Praktiken, die keine körperlichen Schmerzen hervorriefen, als ebenso schwer wiegend wie physische Übergriffe: Allein die Androhung von Vergewaltigung rangierte in der Bewertung neben dem Versengen von Körperteilen, das Betasten der Geschlechtsteile neben Elektroschocks und Scheinhinrichtungen in der Nähe von Auspeitschen der Fußsohlen. Auch Isolation und längerfristiges Verbinden der Augen wurden vor allem in Kombination mit anderen Foltermethoden als besonders quälend eingestuft.
Die Daten der Fragebögen verglichen die Forscher mit den psychischen Erkrankungen, wie Depressionen oder traumatischen Störungen, unter denen die Gefolterten seitdem gelitten haben. Es stellte sich heraus, dass nicht die Art der Folter, sondern der Grad des Kontrollverlustes die psychischen Spätfolgen bestimmte.
Die psychologischen Auswirkungen von Folter sind bisher nur wenig erforscht. Daher gehen die Bewertungen verschiedener Arten von Folter weit auseinander. Während die Vereinten Nationen in ihrer Anti-Folter-Konvention "jede Handlung, durch die einer Person vorsätzlich große körperliche oder seelische Schmerzen oder Leiden zugefügt werden" als Folter auffasst, sind in nationalem Recht die Definitionen von Folter oft an körperliche Schäden oder langfristige seelische Schädigung des Gequälten gebunden, die bei nicht-körperlicher Misshandlung oft als geringer betrachtet wird. (jpb)
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