Werkzeuggebrauch: Seeotter sind schon länger schlau als Delfine
Die possierlichen Seeotter gelten als sehr intelligent und gehören zu den wenigen Tiergruppen neben Delfin, Affe und Krähen, die Werkzeuge herstellen und planvoll einsetzen. So beobachtet man bei den Tieren, dass sie sich das Leben mit Steinen erleichtern, die sie beim Rückenschwimmen als Amboss einsetzen, um Muscheln zu öffnen – oder Seetangfäden einsetzen, um gefangene Krabben anzubinden oder ihre Jüngsten an Bojen oder mit Spiel-Mobiles zu fesseln. Und tatsächlich dürften die Otter dieses Knowhow nicht erst seit gestern einzusetzen, wie nun Forscher um Roderick Gagne von der University of Wyoming ermittelten: Die Ahnenreihe intelligenter Seeotter scheint sogar weiter zurückzureichen als die der Delfine.
Für diese These, so die Wissenschaftler im Fachblatt "Biology Letters" der britischen Royal Society, spreche eine Analyse der Verwandtschaftsverhältnisse von verschiedenen in puncto Werkzeuggebrauch hoch begabten Individuen einzelner Seeotterarten. Ähnliche Versuche an Delfinen hatten belegt, dass diese Meeressäuger einmal erworbene Fähigkeiten – wie das Wissen um die Benutzung von Schwämmen bei der Jagd – stets nur von Muttertieren, die es einmal gelernt haben, an den Nachwuchs vererben. Somit tradiert sich ihr Knowhow nur innerhalb eines Familienklans und geht womöglich auch immer wieder einmal verloren.
Bei den Seeottern ist das anders, wie Gagne und Kollegen zeigen: 100 Otter erwiesen sich bei Genuntersuchungen als nicht verwandt, alle aber beherrschten das Geschäft mit dem Steinamboss zum Muschelöffnen. Zumindest dieses Prinzip dürfte im Verhaltensrepertoire fest verdrahtet sein, meinen die Wissenschaftler. So beginnen selbst Otterwaisen auch damit, wenn sie ohne erfahrene Elterntiere aufwachsen. Und sogar die Vorfahren aller heute lebenden Otterlinien könnten schon ähnlich vorgegangen sein, meinen die Forscher – sie deuten bestimmte Merkmale in fossilen Skeletten früher Otter als Vorläufer der Einbuchtung, die man bei modernen Seeottern findet. Diese sorgt beim lebenden Tier für eine Art Kuhle auf der Brust, in der der Ambossstein sicher platziert werden kann. Die Seeotterlinie, so die Wissenschaftler, hat demnach seit offenbar geraumer Zeit einen genetisch vordisponierten Hang zum Werkzeuggebrauch, mit dem rasch auf ökologische Notwendigkeiten reagiert werden kann.
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