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Psychosomatik: Sehen heißt glauben

Bekommen Patienten nach einer Bandscheibenoperation das entfernte Gewebe gezeigt, vergrößern sich ihre Heilungschancen.
Nicht nur bei seelischen Leiden spielt die Psyche eine entscheidende Rolle, auch bei organischen Krankheiten beeinflussen Überzeugungen und Erwartungen den Krankheitsverlauf und den Therapieerfolg. Forscher um den Mediziner Marios Papadopoulos von der St. George’s University in London zeigten jetzt, dass sich Patienten nach einer Bandscheibenoperation besser erholen, wenn man ihren Glauben an die Wirksamkeit des Eingriffs stärkt – zum Beispiel, indem man ihnen die chirurgisch entfernte Knorpelmasse präsentiert.

Rund die Hälfte der 74 untersuchten Patienten bekam im Anschluss an die Operation die entfernten Stücke ihrer Bandscheibe zu sehen und durfte diese sogar in einer Salzlösung mit nach Hause nehmen. Die restlichen Teilnehmer verließen das Krankenhaus ohne ein solches Souvenir. Drei bis sechs Monate später überprüften die Mediziner, ob sich die Beschwerden ihrer Patienten gebessert hatten – darunter Ischiasprobleme, Rückenschmerzen und Schwäche- oder Taubheitsgefühle in den Gliedmaßen. Patienten, die ihre Knorpelstücke als Andenken erhalten hatten, schätzten ihre Schmerzen deutlich geringer ein. Sie nahmen außerdem weniger Medikamente ein und klagten seltener über Nervenleiden.

"Diese Methode ist ein billiger und effektiver Weg, um den Therapieerfolg zu verbessern", schlussfolgert Papadopoulos. Gerade bei Erkrankungen der Lendenwirbelsäule habe die Psyche einen großen Einfluss auf den Krankheitsverlauf, weshalb eine Operation vielen Patienten nicht helfe. Das medizinische Souvenir stärke jedoch ihren Glauben an die Heilung, meinen die Wissenschaftler – schließlich sei das entfernte Gewebe eine Art Bestätigung dafür, dass der Eingriff erfolgreich verlief. (lw)


Tait, M. J. et al.:Improved Outcome After Lumbar Microdiscectomy in Patients Shown Their Excised Disc Fragments: A Prospective, Double Blind, Randomised, Controlled Trial. In: Journal of Neurology, Neurosurgery, and Psychiatry 80, S. 1044-1046, 2009.

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