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Beobachtungstipp: Sehen Sie einen Asteroiden mit dem bloßen Auge!

Die Bahn von (4) Vesta am Himmel
In diesen Tagen gerät der Asteroid (4) Vesta in Opposition zur Sonne, das heißt, er steht am Himmel der Sonne gegenüber und ist die ganze Nacht über zu sehen. Das markante Sternbild Löwe, in dem sich Vesta zurzeit befindet, geht am frühen Abend über dem Osthorizont auf.

Die exakte Oppositionsstellung zur Sonne erreicht Vesta in der Nacht vom 17. auf den 18. Februar. Dann trennen uns nur noch rund 212 Millionen Kilometer oder 1,4 Astronomische Einheiten (AE) von Vesta. Eine Astronomische Einheit ist der mittlere Abstand von der Erde zur Sonne, er beträgt rund 149,6 Millionen Kilometer.

In der Nacht der Opposition leuchtet Vesta mit einer scheinbaren Helligkeit von 6,2 mag. Das menschliche Auge kann bei guter Anpassung an die Dunkelheit Objekte mit einer scheinbaren Helligkeit von bis zu 6,5 mag erkennen. Allerdings ist hierfür eine wirklich dunkle Nacht mit absolut klarem Himmel ohne jegliche störende künstliche Lichtquellen nötig. Aber mit einem Feldstecher gelingt Ihnen die Sichtung bestimmt.

Die Bahn von (4) Vesta am Himmel | In den Monaten Januar bis Juli 2010 durchläuft der Asteroid (4) Vesta im Sternbild Löwe diese schleifenförmige Bahn am Himmel. Am besten lässt sich Vesta in der Zeit um ihre Opposition zur Sonne Mitte Februar beobachten. Sie steht dann in der unmittelbaren Nähe des hellen Sterns Gamma, der in der Karte mit seinem griechischen Buchstaben bezeichnet ist. Er markiert den Halsansatz des Himmelslöwen.
Zum Aufsuchen kann Ihnen in dieser Woche der helle Doppelstern Gamma Leonis im Sternbild Löwe (lateinisch: Leo) dienen, dessen hellere Komponente mit einer Helligkeit von 2,3 mag leuchtet. Dieser Stern ist leicht mit dem bloßen Auge zu sehen und ist einer der Hauptsterne des Sternbilds, siehe auch die beigestellte Aufsuchkarte. Am Abend des 17. Februar trennen ihn von Vesta rund zwölf Bogenminuten, das entspricht etwa einem Drittel des Vollmonddurchmessers. Vesta steht dabei südlich des Sterns. Am Abend des 18. Februar können Sie Vesta dann bereits 20 Bogenminuten (zwei Drittel Vollmondbreite) nördlich von Gamma Leonis finden.

Wenn Sie Vesta mit dem Feldstecher gefunden haben, können Sie versuchen, den Asteroiden auch mit dem bloßen Auge zu sichten. Gelingt es Ihnen, dann haben Sie wirklich gute Augen mit scharfer Sicht und einer guten Anpassung an die Dunkelheit. Damit das Bild im Feldstecher bei Ihrer Suche nicht so stark wackelt, sollten Sie diesen auf einem Stativ befestigen oder ihre Arme beim Beobachten zumindest auf einer Mauer oder stabilem Zaun auflegen.

(4) Vesta ist der einzige Asteroid von mehr als einer halben Million bekannter Kleinkörper im Sonnensystem, bei dem eine Sichtung mit bloßen Auge überhaupt möglich ist. Er ist zwar nicht der größte aller Asteroiden, besitzt aber eine sehr helle Oberfläche, die rund 40 Prozent des auftreffenden Sonnenlichts zurückwirft. (4) Vesta wurde bereits im Jahr 1807 vom Amateurastronomen Heinrich Wilhelm Olbers (1758 – 1840) als vierter Asteroid überhaupt entdeckt und trägt daher die Zahl vier im Namen.

Fotografieren Sie Vesta!
Auch mit großen Amateurteleskopen erscheint Vesta nur als feiner Lichtpunkt, ihre Scheibe ist mit nur 0,6 Bogensekunden Durchmesser viel zu klein, um sich als solche auflösen zu lassen. Stattdessen können Sie aber ihre Eigenbewegung am Himmel relativ zu den Sternen dokumentieren: Dazu benötigen Sie nur ein kleines Teleobjektiv oder Fernrohr und eine analoge oder digitale Spiegelreflexkamera. Von Nacht zu Nacht können Sie damit die Positionsveränderungen von Vesta gegenüber den Sternen aufzeichnen.

Mit einem Teleskop zeigt sich schon bei Aufnahmen im Abstand von wenigen Stunden eine Verschiebung von Vesta. Sowohl mit dem Teleobjektiv als auch mit dem Fernrohr reichen Belichtungszeiten zwischen 10 bis 30 Sekunden für eine Ablichtung von Vesta aus, Sie müssen also nicht die Kamera aufwändig den Sternen nachführen.

Vesta kann man auch in der Hand halten!
Beobachtungen mit dem Weltraumteleskop Hubble und erdgebundenen Großteleskopen enhüllen einen unregelmäßig geformten Körper mit den Dimensionen 580 x 560 x 460 Kilometer. Spektroskopische Untersuchungen des von Vesta reflektierten Sonnenlichts zeigen, dass ihre Oberfläche zum größten Teil aus Basalt besteht. Basalt ist eines der am häufigsten aus irdischen Vulkanschloten geförderten Gesteine. Sein Vorkommen auf Vesta belegt, dass der Himmelskörper vor langer Zeit vulkanisch aktiv war.
Asteroid (4) Vesta im Blick des Weltraumteleskops Hubble | Dies ist derzeit das beste Bild des Asteroiden (4) Vesta, der maximal 580 Kilometer lang ist. Das Bild nahm das Weltraumteleskop Hubble auf und offenbart die unregelmäßig kartoffelfömige Gestalt des Asteroiden. Bessere Aufnahmen von Vesta dürften uns ab Mitte 2011 erreichen, wenn die US-Raumsonde Dawn in eine Umlaufbahn um den Asteroiden einschwenkt.


Dass dies vor langer Zeit war, wissen wir sogar genau, denn es gibt kleine Bruchstücke von Vesta, die als Meteoriten auf die Erde gefallen sind. Sie gehören zu den seltensten Meteoriten und werden nach ihren wichtigsten Vertretern Howardit, Eukrit und Diogenit, kurz "HED-Gruppe" genannt.

Betrachtet man einen HED-Meteoriten genauer, so zeigt sich gleich seine große Ähnlichkeit mit irdischen Basalten. Selbst mit Lupe oder Lichtmikroskop finden sich gegenüber irdischen Laven praktisch keine Unterschiede. Erst mit komplexeren Messverfahren wie der Massenspektrometrie lassen sich die Besonderheiten der Gesteine ermitteln. Eine davon ist ihr hohes Alter von rund 4,5 Milliarden Jahren. Derartig alte Gesteine blieben auf der Erde aufgrund ihrer ständigen geologischen Aktivität und der Einwirkung von Wind und Wetter nicht erhalten.

Vergleicht man die optischen Spektren von Gesteinen der HED-Meteoriten mit denjenigen vom Asteroiden Vesta, so zeigen sich deutliche Übereinstimmungen, die eine Herkunft von diesem Himmelskörper sehr wahrscheinlich machen. Offenbar kam es in der Vergangenheit von Vesta immer wieder zu Einschlägen kleinerer Körper, die dabei Material aus der Vesta-Oberfläche heraussprengten. Diese fielen schließlich nach vielen Millionen Sonnenumläufen auf die Erde, wo sie als Meteoriten aufgesammelt wurden.

Genauere Informationen über (4) Vesta stehen uns ab Mitte Juli 2011 ins Haus, wenn die US-Raumsonde Dawn für rund ein Jahr in eine Umlaufbahn um den Himmelskörper einschwenkt. Sie wird die Oberfläche von Vesta in hoher Qualität kartieren und mit fernerkundlichen Instrumenten ihre mineralogische Zusammensetzung bestimmen. Dann dürfte sich endgültig bestätigen, dass die HED-Meteorite von Vesta stammen.

Tilmann Althaus

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