News: Sektion eines Sterns
Den Forschern gelang das bislang einmalige Kunststück, mit Hilfe des Very Large Telescope (VLT) die Spektren aus verschiedenen Regionen eines 25 000 Lichtjahre entfernten einzelnen Sterns aufzunehmen. Mit dem FORS1 multi mode instrument zeichneten die Forscher des Probing Lensing Anomalies Network (PLANET) eine Serie von Spektren auf, die ihnen erstmals einen direkten Blick auf die Oberfläche eines Sterns ermöglichte und Informationen über seine Struktur, Temperatur, seinen Druck und seine chemische Zusammensetzung verschaffte. "Was ganz wichtig ist: Der Stern, der sich uns offenbart hat, ist wie unsere Sonne ein ganz normaler. Daher können wir davon ausgehen, dass es sich bei dem Gros der anderen Sterne ähnlich verhält", resümiert Richard West vom European Southern Observatory in Garching.
Dabei kam den Astronomen ein unsichtbarer und geheimnisvoller Helfer in Gestalt eines Sterns zu Hilfe, der durch die Sichtlinie zu dem beobachteten Stern gelaufen war und durch seine Gravitationswirkung das Licht des entfernten Sterns verstärkt hat. Dieser schon von Albert Einstein vorhergesagte, aber selten auftretende so genannte Microlensing-Effekt: Bewegt sich ein Stern, der sich nahezu in der Sichtlinie der Erde und einem weit entfernten Hintergrundstern befindet, an diesem vorbei, so wird das Licht des Hintergrundsterns in charakteristischer Weise durch den Gravitationslinseneffekt verstärkt.
Dass nach solchen Ereignissen derweil weltweit verschiedene Arbeitsgruppen intensiv suchen, hängt weniger mit dem heller werdenden Stern als vielmehr mit dem unsichtbaren Objekt zusammen, das die Aufhellung verursacht. Denn mit Hilfe des Microlensing wird vor allem nach Massive Astrophysical Compact Halo Objects (MACHOS) gefahndet. Sie könnten für die fehlende Materie im Halo unserer Galaxie verantwortlich sein - für die so genannte dunkle Materie, die sich nur durch ihre Gravitationswirkung verrät. Gleiches gilt für Braune Zwerge oder gar Planeten. Alle diese astrophysikalischen Objekte gelten als MACHO-Kandidaten.
Um diese dingfest zu machen, kooperieren Astronomen-Gruppen rund um den Globus. Nur wenn ein MACHO die Sichtlinie durchläuft, gewinnt das Mikrolensing-Ereignis an "Konturen" und liefert wertvolle Informationen über den anvisierten entfernten Stern - wie dies jetzt geschehen ist. "Dabei hat wahrscheinlich ein Doppelsternsystem in unserer Milchstraße den Mikrogravitationslinsen-Effekt verursacht. Aber welches es war, werden wir wohl nie erfahren", so West.
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