News: Selbstbewusste Delphine
Diana Reiss von der Columbia University und Lori Marino von der Emory University erforschten nun, wie "selbstbewusst" Delphine sind. Um dies herauszufinden, installierten die Wissenschaftler in den Wasserbecken der Großen Tümmler Spiegel und kennzeichneten zwei Artgenossen im Gesicht und an den Körperseiten mit ungiftigen Tintenflecken. In einem weiteren Versuch täuschten die Forscher eine Markierung vor, indem sie die Tiere lediglich berührten, ohne Tinte aufzubringen.
Und siehe da: Die beiden anschließend frei herumschwimmenden Säugetiere schauten in den Spiegel und verbrachten viel mehr Zeit damit, sich selbst zu betrachten, wenn sie Tintenflecke aufwiesen, als wenn sie keine Male trugen. Weiterhin drehten sich die Delphine und richteten ihre Körper derartig aus, dass sie die markierten oder Schein-markierten Stellen in der Spiegelreflektion sehen konnten. "Diese Ergebnisse liefern den ersten überzeugenden Beweis, dass eine Art wie der Flaschennasendelphin, der nicht zu den Primaten zählt, zu der Selbst-Erkenntnis im Spiegel fähig ist", betonen die Forscher.
Wissenschaftler konnten diese fortgeschrittene intellektuelle Leistung, die Menschen bereits in einem frühen Alter erlernen, auch bei Schimpansen nachweisen. Ähnliche Versuche an anderen Tieren – einschließlich Affen, kleineren Menschenaffen und Elefanten – schlugen fehl. Diese Fähigkeit setzt demnach ein Selbstbewusstsein voraus, das – so vermuteten einige Forscher – nur höheren Primaten vorbehalten war. Doch die Ergebnisse von Reiss und Marino zeigten, dass Schimpansen und Delphine in gleicher Weise Flecken auf ihrem Körper erforschen, die sie nur mithilfe eines Spiegels ausmachen können.
Im Gegensatz zu Affen und einigen anderen Tiere, welche sich in Anbetracht ihres Spiegelbildes verhalten, als ob plötzlich ein Artgenosse erscheint, reagieren die Meeressäuger aber nicht sozial. Zudem beachteten die Delphine nicht die Markierungen auf den Körpern ihrer Artgenossen, wie Schimpansen es tun. Reiss und Marino erklären dieses Verhalten damit, dass sich die Zahnwale im Unterschied zu den Primaten nicht gegenseitig pflegen.
"Die vorliegenden Befunde deuten darauf hin, dass die Selbsterkenntnis kein Nebenprodukt von Faktoren ist, die für größere Menschenaffen und Menschen spezifisch sind, sondern wahrscheinlich auf allgemeinere Merkmale wie ein großes Gehirn und kognitive Fähigkeiten zurückzuführen ist", spekulieren die Wissenschaftler.
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