Wetterphänomen: Seltsame Linie in Australien entstand durch einen Tornado
Im November 2022 durchforstete ein Höhlenkletterer Satellitenbilder der baumlosen Nullarbor-Ebene Südaustraliens, um bisher unbekannte Zugänge zu unterirdischen Hohlräumen zu finden. Stattdessen jedoch stieß er auf ein Rätsel. Eine riesige helle Linie war wie aus dem Nichts auf dem Boden der wüstenartigen Region zwischen Perth und Adelaide erschienen. Über eine Strecke von zehn Kilometern, mit einem auffälligen Knick in der Mitte, schlängelte sich der etwas über 200 Meter breite Streifen durch die fast vollkommen ebene Landschaft. Nun hat der Geowissenschaftler Matej Lipar vom Geographischen Institut Anton Melik der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste herausgefunden, wie die Linie entstanden sein könnte: Es war wohl ein Tornado, der zwischen dem 16. und 18. November 2022 seine Spur durch die Ebene zog.
Wie Lipar nun in der Fachzeitschrift »Journal of Southern Hemisphere Earth System Science« berichtet, zeigen Wetterdaten eine Kaltfront, die mit Regen und starken Winden am 17. November 2022 über die Region zog. Vermutlich verursachte sie den Tornado, der laut der Analyse Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 Stundenkilometern erreichte und zwischen 7 und 13 Minuten dauerte. Geschwungene schwarze Linien im Inneren der Tornadospur deuten auf weitere Tochterwirbel hin, die den Haupttornado umkreisten. Sie bestehen aus Staub und Trümmern, die von den Tochterwirbeln zwar angesaugt, aber nicht vom Boden hochgehoben wurden. Außerdem zeigen die Linien, dass sich der Tornado im Uhrzeigersinn drehte – entgegengesetzt der auf der Nordhalbkugel üblichen Richtung – und mit der Sturmfront von Ost nach West zog.
Bemerkenswert ist auch, wie langlebig die Spur im Gelände war. Noch im Mai 2024, als Lipar selbst nach Australien reiste, um den Ort des Geschehens in Augenschein zu nehmen, war die helle Schneise deutlich erkennbar. »Wir vermuten, dass der Boden mit Bakterien, Flechten oder niedriger Vegetation bedeckt war, die die Oberfläche des Bodens dunkler machten«, erklärt der Forscher. »Nachdem der Tornado diese Schicht abgetragen hat, erscheint der erodierte Bereich heller.« Dass die Spur so lang bestehen blieb, führt der Forscher darauf zurück, dass die Vegetation in dem trockenen Gebiet nur sehr langsam nachwächst.
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