Steinzeittechnologie: Serielle Geräteproduktion bereits vor 400 000 Jahren?
Vertreter der Gattung Homo entwickelten vor frühestens 300 000 Jahren, zu Beginn des Mittelpaläolithikums, Techniken zur seriellen Herstellung von Feuersteinklingen – so lautete lange Zeit die vorherrschende Forschungsmeinung. Nun deuten Tausende von Feuersteinabschlägen aus der Qesem-Höhle nahe Tel Aviv darauf hin, dass dort schon vor bis zu 400 000 Jahren Vertreter der Acheuléen-Yabrudian-Kultur eine ausgereifte Technik nutzten, um Steinklingen in hoher Stückzahl zu fertigen.
Erst vor etwa 40 000 Jahren, als der moderne Mensch begann, sich in Europa auszubreiten, entwickelte er dieselbe Schlagtechnik wie die Bewohner der Qesem-Höhle, nämlich von einer großen Steinknolle in einem Arbeitsschritt lange Klingen abzuschlagen. Homo sapiens fertigte nur wenig später auch erste Kunstgegenstände wie Tier- und Frauenfiguren aus Mammutelfenbein.
Journal of Human Evolution 61:4, 2011, 458-479, doi:10.1016/j.jhevol.2011.06.003
Wie der Archäologe Ron Shimelmitz von der Tel Aviv University erklärt, bezeugen die serienmäßig produzierten Steingeräte einen Wandel menschlicher Arbeitsweisen – und damit eine Steigerung der kognitiven Fähigkeiten des Frühmenschen am Ende des Altpaläolithikums. So suchten die Steinschläger zunächst nach geeigneten Feuersteinknollen, aus denen sie ohne vorheriges Zurichten gezielt lange, flache Stücke herausgeschlagen konnten. Auf diese Weise war es möglich, unzählige fingergroße Rohlinge zu produzieren, die durch anschließende Bearbeitung der Kanten zu verschiedenen Klingentypen verfeinert werden konnten.
Im Unterschied zur so genannten Levallois-Technik des Mittelpaläolithikums, bei der das gewünschte Endprodukt in mehreren Schritten aus einem Stein herauspräpariert wurde, war das Verfahren der Acheuléen-Yabrudian-Kultur effizienter, da weniger Ausschuss anfiel, so Shimelmitz.
Erst vor etwa 40 000 Jahren, als der moderne Mensch begann, sich in Europa auszubreiten, entwickelte er dieselbe Schlagtechnik wie die Bewohner der Qesem-Höhle, nämlich von einer großen Steinknolle in einem Arbeitsschritt lange Klingen abzuschlagen. Homo sapiens fertigte nur wenig später auch erste Kunstgegenstände wie Tier- und Frauenfiguren aus Mammutelfenbein.
Journal of Human Evolution 61:4, 2011, 458-479, doi:10.1016/j.jhevol.2011.06.003
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