Suche nach außerirdischen Funksprüchen: SETI nimmt interstellaren Asteroiden ins Visier
Seit zwei Monaten hält ein kurioser Himmelskörper Astronomen in Atem: Als ein Teleskop auf Hawaii das Objekt am 18. Oktober erspähte, war es gerade in der 60-fachen Entfernung des Mondes an der Erde vorbeigerast. Bald darauf ergab eine Rekonstruktion der Bahn von 1I/'Oumuamua, dass es mit hoher Sicherheit von außerhalb des Sonnensystems stammt – und dieses nun mit einer Geschwindigkeit von 38 Kilometern pro Sekunde wieder verlässt.
Leider ist der erste interstellare Besucher, den die Menschheit aufgespürt hat, bereits zu weit weg, um ein Foto zu machen, auf dem mehr als ein verschwommener Lichtpunkt zu erkennen wäre. Natürlich hat eine ganze Schar von Teleskopen den Fremdling dennoch beobachtet, dabei aber nur eine magere Liste von Charaktereigenschaften zu Papier gebracht. Demnach schwankt die Helligkeit von 1I/'Oumuamua in periodischen Abständen, außerdem leuchtet der Himmelskörper rötlich und besteht vermutlich zu Teilen aus Metall.
Eine außerirdische Pistolenkugel?
Der Wissenschaftsredakteur des angesehenen US-Magazins "The Atlantic" scherzte daraufhin auf Twitter: "Da haben uns wohl Außerirdische mit einer riesigen roten Pistolenkugel beschossen." Die Interpretation der meisten Astronomen fällt etwas nüchterner aus. Es handele sich vermutlich um einen etwa 400 Meter großen, zigarrenförmigen Asteroiden, der gemächlich um seine kurze Halbachse rotiert. Das würde die Helligkeitsschwankungen erklären.
Aber so richtig zufrieden stellend ist das nicht, finden viele Himmelsbeobachter. Schließlich weiß niemand, wie 1I/'Oumuamua entstanden sein könnte. Asteroiden mit einer vergleichbaren Form haben sich, soweit man bisher weiß, im Sonnensystem nicht auf natürlichem Weg gebildet.
Milliardär mit Faible fürs Weltall
Kein Wunder also, dass es einige Weltraumfans nun genauer wissen wollen. Unter ihnen ist auch der russische Milliardär Juri Milner, der seit Jahren im Silicon Valley als Mäzen der Wissenschaft auftritt und unlängst unter anderem das eher eingestaubte SETI-Projekt mit einer kräftigen Finanzspritze versehen hat. Was läge da näher, als Milners "Breakthrough Listen"-Initiative zu nutzen, um der Sache mit 1I/'Oumuamua ein für alle Mal auf den Grund zu gehen?
Man kann sich daher fast ein wenig fragen, warum es ein paar Wochen gedauert hat, aber nun hat Milner veranlasst, eines der größten Radioteleskope auf den davoneilenden Himmelskörper zu richten. Zehn Stunden lang soll die 100-Meter-Schüssel des Green-Bank-Observatoriums in West Virginia am Mittwoch nach extraterrestrischen Funksignalen lauschen.
Die Logik dahinter: Sollte es sich bei 1I/'Oumuamua wider Erwarten um eine Alien-Sonde handeln, würde diese vielleicht mit ihrem Mutterschiff kommunizieren. Kleinere Radioschüsseln, die bereits ähnliche Beobachtungen durchgeführt haben, hatten zwar keine Funsprüche aufgespürt. "Mit dem Instrument in Green Bank könnte man aber sogar ein einzelnes Handy auf 'Oumuamua nachweisen", sagte Milner laut "Scientific American".
Er selbst glaube eher nicht daran, dass man ein Signal auffängt, sagte der Milliardär. Aber wenn einmal solch ein kurioses Objekt durchs Sonnensystem fliege – da könne man sich zehn Stunden Beobachtungszeit an einem der größten Radioteleskope der Erde doch durchaus leisten.
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