Taufliegen: Sexduft verhindert Kannibalismus
Die Taufliege Drosophila melanogaster ist für gewöhnlich eine harmlose, in der genetischen Forschung sogar sehr dienstbare Kreatur. Doch sie hat auch eine dunkle Seite: Ihre Larven sind Kannibalen und verspeisen ohne Zurückhaltung ihre Artgenossen, ja sogar die ungeborenen Geschwister. Um ihre Eier vor dem bereits geschlüpften Nachwuchs zu schützen, nutzen Fliegenmütter einen chemischen Trick, berichtet nun eine Arbeitsgruppe um Roshan K. Vijendravarma von der Université de Lausanne. Wie das Team in »PLoS Biology« schreibt, tarnt Drosophila die Eier mit Hilfe eines Duftstoffs in ihrer äußeren Wachsschicht, so dass hungrige Larven sie nicht erkennen. Womöglich halten sie das Gelege für erwachsene Fliegenweibchen.
Bereits 2013 zeigte Vijendravarma mit einem Team, dass hungrige Drosophila-Larven sich gegenseitig jagen und fressen. Nun berichtet der Forscher, was die ersten geschlüpften Larven eines Geleges daran hindert, ihre noch ungeschlüpften Geschwister umgehend zu verspeisen. Ursache ist der Signalstoff 7(Z),11(Z)-Heptacosadien, der Larven das Interesse an den Eiern raubt. Pikant daran: Das lange Kettenmolekül ist normalerweise ein Sexsignal. Als Pheromon hilft der Stoff männlichen Fliegen, paarungsbereite Weibchen aufzuspüren. Auch auf den Nachwuchs wirkt der Stoff so intensiv, dass ein Überzug daraus die Larven sogar von ihrer Lieblingsspeise Hefe ablenkt, berichtet das Team. Für die Tarnhypothese spricht, dass schon eine kleine Verletzung der wächsernen Haut samt austretendem Eiinhalts genügt, damit Larven die Eier fressen. Hätte das Pheromon dagegen eine abschreckende Wirkung auf die Larven oder wäre gar giftig, würde die Verletzung allein die Nahrung wohl nicht genießbarer erscheinen lassen.
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