Infektionen: Deutsche wissen zu wenig über Geschlechtskrankheiten
Heterosexuelle Erwachsene in Deutschland sind unzureichend über sexuell übertragbare Infektionen informiert. Zu diesem Schluss kommt ein Team vom Institut für Sexualforschung am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf nach einer bundesweiten Befragung von knapp 5000 Erwachsenen zwischen 18 und 75 Jahren im Rahmen der Studie »Gesundheit und Sexualität in Deutschland«. Bislang hätten die meisten Studien in Deutschland vor allem Jugendliche zu Geschlechtskrankheiten befragt und ihnen unbefriedigende Kenntnisse attestiert, berichtet die Gruppe um Silja Matthiesen. Das Ergebnis der Erwachsenenstudie falle nun nicht besser aus.
Die Befragten wurden zunächst gebeten, sexuell übertragbare Krankheiten aufzuzählen. Spontan nannten sie am häufigsten HIV/Aids, Gonorrhö/Tripper und Syphilis; deutlich seltener schon Hepatitis B, Genitalherpes und Chlamydien – und am seltensten Trichomoniasis (ein Befall mit einzelligen Parasiten), Filzläuse und Genitalwarzen. Dann bekamen sie eine Liste mit neun der am meisten verbreiteten Geschlechtskrankheiten vorgelegt und sollten angeben, von welchen sie schon gehört oder gelesen hatten. Des Weiteren bewerteten sie mit Schulnoten von 1 bis 6, wie gut sie sich über ansteckende Geschlechtskrankheiten informiert fühlten.
Die Jüngeren wussten überdurchschnittlich gut Bescheid, fühlten sich aber eher nicht genug informiert. Umgekehrt hielten sich manche für gut informiert, obwohl sie sich nicht gut auskannten – dazu zählten häufiger Ältere als Jüngere. Besonders wenig Ahnung hatten Befragte mit niedrigem Bildungsstand, mit Migrationshintergrund und aus sozial benachteiligten Regionen. Am besten informiert: Menschen mit vielen wechselnden Sexualkontakten sowie Personen, die ihre sexuelle Orientierung als homo- oder bisexuell beschrieben. Letztere machten allerdings weniger als 4 Prozent der Stichprobe aus. Die Mehrheit aller Befragten war verheiratet oder in fester Partnerschaft. Rund 13 Prozent hatten sich nach eigener Auskunft schon einmal mit einer der neun Krankheiten infiziert.
Das Fazit der Forschenden: Alle Altersgruppen verfügten lediglich über einen geringen Wissensstand zu den am meisten verbreiteten sexuell übertragbaren Krankheiten, »und das in einer Situation, in der die Prävalenzen und Inzidenzen einiger dieser Erkrankungen zunehmen«, wie Silja Matthiesen und ihr Team schreiben. Laut ihren Angaben infizieren sich weltweit täglich rund eine Million Menschen mit einer Geschlechtskrankheit, mit teils gravierenden Folgen, von Unfruchtbarkeit bis hin zum Tod. Und wenn es an Wissen fehle, so fehle es auch an Motivation zu vorbeugenden Maßnahmen wie dem Gebrauch von Kondomen.
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