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Artenvielfalt: Seychellen: Korallenbleiche hat Langzeitfolgen

Lebendes Riff
Zumindest auf den inneren Inseln des Seychellen-Archipels hatte die großflächige Korallenbleiche von 1998 gravierende Langzeitfolgen für die Artenvielfalt und Struktur der Riffe: Bis heute haben sich die Bestände von Fischen und Korallen nicht von diesem Ereignis erholt. Mehrere Fischarten sind lokal sogar ausgestorben.

Abgestorbenes Riff mit noch vielen Fischen | Dieses Korallenriff ist ausgebleicht und tot, aber noch leben dort viele Fische. Im Vergleich zu gesunden Riffen sinken ihre Artenvielfalt und ihre reine Anzahl aber bald beträchtlich.
Durch die starke Erwärmung des Wassers im westlichen Indischen Ozeans im Jahr 1998 als Folge von El Niño und lokaler Klimaphänomene kam es nach Angaben von Nicholas Graham von der Universität Newcastle und seiner Kollegen dort zum Absterben von neunzig Prozent der vorhandenen Korallen. In den folgenden sieben Jahren konnten sich die Riffe davon auch nicht mehr erholen, so die Beobachtungen der Forscher: Vielmehr zerlegte die Brandung sogar noch viele der eigentlich sehr massiven Kalkgerüste der toten Korallen zu Geröll, das nachfolgend von dichten Algenteppichen besiedelt wurde.

Totes und zerfallenes Riff | Tote Riffe werden bald von der Brandung zerlegt und brechen strukturell zusammen. An ihrer Stelle breiten sich schleimige Algenteppiche aus, die Artenvielfalt sinkt noch weiter.
Dadurch verloren vor allem viele kleine Fische, Krebse, Schwämme oder Weichtiere ihre Nahrungsgründe und Lebensräume, sodass die Artenvielfalt vielerorts um die Hälfte zurückging. Darüber hinaus verschwanden vier Fischarten völlig aus den inneren Seychellen, und sechs weitere Spezies erlitten extrem hohe Bestandsrückgänge. Betroffen waren vor allem kleinere Arten, da sie ohne Zufluchtsräume leichte Beute von Raubfischen wurden. Langfristig haben diese Veränderungen in der Nahrungskette jedoch auch Auswirkungen auf die größeren Tiere. Erschwert wird die Erholung der Riffe zudem durch den Verlust an Algen fressenden Tieren, da sie nun nicht mehr die sich ausbreitenden Algenteppiche kontrollieren können.

Die Wissenschaftler führen die schleppende Erholung – bis heute liegt in den betroffenen Gebieten die durchschnittliche Korallenbedeckung nur bei 7,5 Prozent – allerdings auch auf die relativ isolierte Lage der Atolle zurück: So gibt es in relativer räumlicher Nähe keine größeren Riffe, von denen neue Korallenlarven die Areale neu besiedeln könnten. Zudem fehlen günstige Ozeanströmungen im Umfeld der Inseln, die diese Polypen über längere Distanzen heranschaffen. Deshalb könnten diese Schadensbilanzen und Bedingungen nicht auf lange Barriereriffe wie jenes vor Australien übertragen werden – dort existieren viel mehr Nischen, in denen Korallen ungünstige Bedingungen auch längere Zeit überdauern können.

Sorge bereitet Graham und seinem Team allerdings die zunehmende Häufigkeit von Korallenbleichen: Vor 1979 war dieses Phänomen praktisch unbekannt, seitdem nehmen die Ereignisse jedoch stetig zu. Allein seit 1998 gab es drei weitere derartige Phasen im Indischen Ozean und mindestens zwei im Pazifik. Die meisten Forscher führen dies auf den Klimawandel zurück, der auch für steigende Wassertemperaturen sorgt.

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