Ozeanografie: Sibirisches Schelf einst von dickem Eispanzer bedeckt
Während der letzten Eiszeiten lagen Skandinavien, Nordamerika und Grönland unter dicken Eisschilden begraben. Für Nordostsibirien und die zugehörige trocken gefallene Schelfregion jedoch wurde eine Kältesteppe vermutet: Die Niederschläge seien zu gering gewesen, um ausgedehnte Eisdecken zu schaffen, so die bisherige Annahme. Untersuchungen des Meeresbodens vor Nordostsibirien zeigen nun aber eindeutige Kratzspuren einst kilometerdicker Eispanzer.
Frank Niessen und seine Kollegen hatten bereits 2008 am Arlis-Plateau nördlich der Wrangel-Insel verräterische Spuren gefunden, die auf sich bewegende Eisschilde hindeuteten. Im Jahr 2012 nahmen sie die Region zusammen mit südkoreanischen Kollegen noch einmal genau unter die Lupe. Die Aufnahmen mit einem Fächersonar lieferten ein detailliertes topografisches Bild des Plateaus und seiner Hänge.
Die Forscher entdeckten darauf Schuttfächer glazialen Ursprungs sowie Kratzspuren in verschiedenen Tiefen und aus unterschiedlichen Zeiten. Demnach entstanden im Pleistozän mehrfach große Eisschilde, abgesehen vom Maximum der letzten Eiszeit vor etwa 20 000 Jahren, als sich dort tatsächlich mangels Feuchtigkeit eine Tundra ausbildete. Da sich die aufgespürten Kratzspuren in Tiefen von 900 bis 1200 Metern unter Meeresspiegel befinden, müssen die entsprechenden Eisschilde mindestens einen Kilometer dick gewesen sein.
Warum es in früheren Vereisungsphasen solche Eisdecken gab, in der letzten dann jedoch nicht mehr, können die Forscher noch nicht beantworten. Sedimentbohrkerne sollen nun erst einmal mehr über die einstigen Eisschilde verraten. Zudem könnten sich bei Sonaraufnahmen auch in anderen Gebieten weitere Vereisungsspuren finden: Bisher sind nur wenige Prozent des Meeresboden im Arktischen Ozean so detailliert kartiert, und mit der Eisschmelze werden immer mehr küstennahe Regionen zugänglich.
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