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Sicher helfen: Wie hilft man bei einem Fieberkrampf

Wenn das Kind einen Fieberkrampf bekommt, herrscht große Sorge. Dabei vergeht das Krampfen meist nach wenigen Minuten von allein wieder. Wie Eltern helfen können, kurz erklärt.
Krankes Kind mit Fieber
Schnellt das Fieber hoch, kommt es bei manchen Kinder mitunter zu einen Fieberkrampf. Bewahren Sie Ruhe, machen Sie es Ihrem Kind bequem und informieren Sie den Rettungsdienst. So schlimm der Anfall wirkt, so schnell ist er meist wieder vorbei.

Achtung: Dieser Text bietet lediglich einen Überblick über Erste-Hilfe-Maßnahmen. Er ersetzt keinen Erste-Hilfe-Kurs. Kursangebote bieten unter anderem das Deutsche Rote Kreuz, die Malteser, die Johanniter, der Arbeiter-Samariter-Bund und auch viele private Ausbildungsstellen in ganz Deutschland an.

Ihre Tochter ist krank. Als Sie ihr einen Tee ans Bett bringen wollen, bleiben Sie erschrocken stehen: Plötzlich versteift sich ihr gesamter Körper, dann beginnt sie mit Armen und Beinen zu zucken. Währenddessen reagiert sie nicht mehr auf Ihre Rufe.

Was ist los?

Das Mädchen hat vermutlich einen Fieberkrampf. Darunter versteht man einen Krampfanfall, der vom Gehirn ausgeht und in einer Phase schnell steigenden Fiebers auftritt. Er bleibt glücklicherweise in den meisten Fällen folgenlos, sieht für Umstehende allerdings dramatisch aus: Während des Krampfanfalls verliert das Kind meist das Bewusstsein, spannt zunächst ein paar Sekunden lang den ganzen Körper stark an und zuckt anschließend rhythmisch am ganzen Körper. Dabei sind seine Augen in der Regel geöffnet. Danach ist es meist müde und schläft ein.

Von solchen Fieberkrämpfen sind etwa drei bis fünf Prozent aller Kinder betroffen, zwei Drittel von ihnen nur ein einziges Mal. Bei einigen Kindern scheint es eine genetisch bedingte Neigung zu Fieberkrämpfen zu geben; insgesamt ist jedoch unbekannt, warum manchmal Krämpfe auftreten und wodurch sie überhaupt entstehen. Ausgelöst werden sie, wenn das Fieber rasch ansteigt, meist auf Grund einer Entzündung der oberen Atemwege, der Harnwege oder eines Dreitagefiebers. Kein Fieberkrampf ist es, wenn das Kind gar keine fieberhafte Erkrankung hat. Dann haben Krampfanfälle eine andere Ursache, zum Beispiel eine Infektion des zentralen Nervensystems wie eine Hirnhautentzündung. Nur selten ist ein echter Fieberkrampf ein Symptom einer Epilepsie.

Sicher helfen

Erste Hilfe rettet Leben. Wenn jemand in eine medizinische Notsituation gerät, sind wir deshalb alle verpflichtet, zu helfen. Trotzdem zögern viele Menschen im Ernstfall, oft aus Angst vor Fehlern. Diese Unsicherheit muss aber nicht bleiben. In unserer Serie »Sicher helfen« erklären wir, was im Notfall zu tun ist: Wie erkennt man eine Vergiftung? Welche Informationen braucht der Notruf? Und wann muss man reanimieren?

Ist das gefährlich?

Die meisten Fieberkrämpfe verlaufen unkompliziert und schädigen das Gehirn nicht. Unkompliziert nennen Fachleute einen Anfall, der in weniger als fünf Minuten von allein aufhört und höchstens einmal in innerhalb von 24 Stunden auftritt.

Ein Teil der Fieberkrämpfe verläuft jedoch kompliziert: Er hält mindestens fünf Minuten an, tritt bei Kindern unter sechs Monaten oder über fünf Jahren auf, oder die Kinder krampfen mehr als einmal am Tag. Manchmal bleiben bis zu zwei Stunden nach dem Krampfanfall Lähmungen einer Körperhälfte oder Sprechstörungen zurück. Der Anfall selbst kann außerdem mit verschiedenen Symptomen wie auffälligen Bewegungsmustern, Missempfindungen oder Halluzinationen mit und ohne Bewusstseinsverlust einhergehen.

In seltenen Fällen dauert der Krampfanfall länger als 30 Minuten, mitunter erleidet das Kind auch mehrere Krampfanfälle hintereinander, ohne dazwischen das Bewusstsein wiederzuerlangen. Ist das der Fall, befindet es sich im lebensgefährlichen febrilen Status epilepticus. Dann besteht das Risiko, dass sein Gehirn und andere Organe Schaden nehmen oder die Atmung versagt. Nach einem komplizierten Fieberkrampf scheint außerdem das Epilepsierisiko anzusteigen.

Wie kann man helfen?

Zunächst sollte man ruhig bleiben und Gegenstände und Möbel in der Nähe des Kindes wegräumen, an denen es sich verletzen könnte. Zusätzlich polstert man den Kopf des Kindes weich und lockert eng anliegende Kleidung, um ihm die Atmung zu erleichtern. Außerdem sollte man auf die Uhr schauen und sich merken, wann der Anfall begonnen hat. Krampft das Kind zum ersten Mal oder sind schon mehr als vier Minuten seit Beginn des Anfalls vergangen, alarmiert man den Rettungsdienst unter der 112.

Während des Krampfanfalls darf man das Kind weder festhalten noch schütteln, weil es sonst verletzt werden könnte. Aus diesem Grund schiebt man dem krampfenden Kind keinen Beißkeil oder ähnliche Gegenstände zwischen die Zähne, wie es früher teils empfohlen wurde. Geben Sie dem Kind auch danach erst einmal nichts zu trinken oder zu essen, das würde die Gefahr des Erstickens erhöhen, falls sich der Anfall wiederholt. Nach dem Krampfanfall misst man die Körpertemperatur und gibt bei hohem Fieber Medikamente. Ist das Kind benommen oder bewusstlos, atmet aber normal, bringt man es in die stabile Seitenlage, deckt es zu und beruhigt es. In der Regel wird nun bald der Notarzt eintreffen und übernehmen. Bis dahin überprüft man regelmäßig Bewusstsein und Atmung. Atmet ein bewusstloses Kind nicht normal, beginnt man sofort mit den Wiederbelebungsmaßnahmen.

Wie geht es weiter?

Dauert der Fieberkrampf mindestens fünf Minuten, muss der Notarzt ihn mit einem dämpfenden Medikament aus der Gruppe der Benzodiazepine durchbrechen. Die Arznei wird entweder als Zäpfchen oder als selbstauflösende Tablette verabreicht, die in die Backentasche im Mundraum gelegt wird. In der Regel wird der Rettungsdienst das Kind dann ins Krankenhaus mitnehmen. Dort könnte es im Bedarfsfall auch noch ein krampflösendes Medikament über die Vene erhalten. Hat das Kind zum ersten Mal einen Fieberkrampf, war der Verlauf kompliziert oder ist unklar, welche Ursache hinter dem Fieber oder dem Krampfanfall steckt, wird das Kind zur weiteren Überwachung stationär aufgenommen und medizinisch durchgecheckt. Eventuell werden fiebersenkende Medikamente wie Ibuprofen oder Paracetamol verordnet.

Dann machen sich die Mediziner bei allen Kindern auf die Suche nach der zu Grunde liegenden Entzündung, die gegebenenfalls behandelt werden muss: Unter anderem untersuchen sie das Kind körperlich, analysieren seinen Urin und röntgen es, wenn Verdacht auf eine Lungenentzündung besteht. Nach jedem komplizierten Fieberkrampf oder bei Kindern unter 18 Monaten untersuchen die Mediziner, ob sich nicht eine Meningitis, also eine potenziell lebensbedrohliche Hirnhautentzündung, hinter dem Krampfanfall verbirgt. Dazu entnehmen sie bei einer so genannten Lumbalpunktion eine Probe des Hirnwassers im Rückenmarkskanal und analysieren sie im Labor. Insbesondere bei Kindern unter 18 Monaten ist eine Meningitis nur schwer von einem komplizierten Fieberkrampf zu unterscheiden. Sie muss aber umgehend medikamentös behandelt werden.

Da ein Teil der Kinder zu wiederholten Fieberkrämpfen neigt, verschreiben die Kinderärzte den Eltern ein Notfallmedikament. Die Arznei wird gegeben, wenn der Krampf mindestens fünf Minuten anhält. Über die genaue Anwendung klären die Ärzte zuvor auf. Ein Präparat, das weitere Fieberkrämpfe zuverlässig verhindert, gibt es aber nicht.

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