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Sicher helfen: Wie hilft man bei einem psychischen Schock?

Nach einem schweren Unfall oder anderen traumatischen Ereignissen stehen Betroffene oft unter einem Schock. Wie man erste Hilfe für die Psyche leisten kann, kurz erklärt.
Eine Notfallärztin hilft einer bei einem Autounfall verletzten Frau, die auf einer Straße sitzt und erschöpft die Augen schließt. Im Hintergrund ist das kaputte Auto zu sehen sowie ein Rettungswagen und weitere Ersthelfer.
Nach einem schweren Unfall sollte man, wenn der oder die Betroffene körperlich unversehrt geblieben ist, unmittelbar psychologische erste Hilfe anbieten (Symbolfoto).

Achtung: Dieser Text bietet lediglich einen Überblick über Erste-Hilfe-Maßnahmen. Er ersetzt keinen Erste-Hilfe-Kurs. Kursangebote bieten unter anderem das Deutsche Rote Kreuz, die Malteser, die Johanniter, der Arbeiter-Samariter-Bund und auch viele private Ausbildungsstellen in ganz Deutschland an.

Einige Meter vor Ihnen hat es einen schweren Unfall gegeben. Als Sie am Unfallort ankommen, kümmern sich bereits mehrere Helfende um die Verletzten. Am Straßenrand entdecken Sie eine junge Frau mit blassem Gesicht und ein paar Schrammen. Als Sie sie ansprechen, reagiert sie nicht.

Was ist los?

Die Frau steht wahrscheinlich unter Schock. Fachleute sprechen von einer akuten Belastungsreaktion. Sie tritt nach einem für Körper oder Psyche bedrohlichen, traumatischen Ereignis auf, wie etwa schweren Unfällen, Gewalterfahrungen, Naturkatastrophen oder Kriegsereignissen. Dabei können nicht nur die unmittelbar Betroffenen Beschwerden entwickeln, sondern auch Personen, die die Situation beobachtet haben. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Besonders gefährdet sind Personen, die schon einmal ein traumatisches Erlebnis durchgemacht haben; wahrscheinlich beeinflussen auch genetische Faktoren und erlernte Bewältigungsstrategien die Entstehung von Symptomen. Diese treten nach wenigen Minuten bis Stunden auf und klingen meist innerhalb von wenigen Tagen wieder ab. Im englischsprachigen Raum werden Beschwerden nach einem traumatischen Ereignis, die drei Tage bis maximal vier Wochen anhalten, als akute Belastungsstörung bezeichnet. Leidet eine Person länger als einen Monat unter den Folgen des Erlebten, handelt es sich um eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).

Ist das gefährlich?

Die Beschwerden einer akuten Belastungsreaktion sind vielfältig und wechseln oft. Meist fühlt sich die betroffene Person wie betäubt, empfindet die Umwelt oder sich selbst als unwirklich und fremd oder hat Gedächtnislücken. Sie ist vielleicht vorübergehend nicht ansprechbar, desorientiert und verwirrt oder klagt über Herzrasen, Schwitzen, Schwindel und Übelkeit. Ihre Stimmung schwankt stark zwischen Trauer, Wut, Angst und Verzweiflung. Daneben kann sie je nach Ereignis körperliche Verletzungen davontragen.

Oftmals wird eine solche Krise ohne eine weitere Behandlung innerhalb weniger Tage bewältigt. Bleiben die Symptome länger bestehen, kann die Person Albträume entwickeln, das Ereignis immer wieder in Gedanken durchleben oder übermäßig reizbar und schreckhaft sein. Sie zieht sich vielleicht immer mehr zurück und leidet unter Konzentrationsstörungen. Manchmal sind die Symptome so schwer, dass es sich um einen Notfall handelt: etwa wenn sich die Person anderen gegenüber aggressiv verhält oder suizidgefährdet ist. Dann besteht akute Gefahr.

Wie kann man helfen?

Grundsätzlich gilt: Ist man etwa Zeuge eines schweren Unfalls, ruft man den Notruf 112. Sind körperliche Verletzungen ausgeschlossen oder ausreichend versorgt, gilt es nun, unmittelbar »psychologische erste Hilfe« zu leisten: Zunächst bringt man die Person an einen ruhigen, sicheren Ort und schirmt sie von Schaulustigen ab. Dann spricht man ruhig und geduldig mit ihr, hört zu und kontaktiert bei Wunsch ihre Angehörigen. Dadurch soll die Person beruhigt und entlastet werden, sich sicher fühlen und die Kontrolle über die Situation wiedererlangen. Auf diese Weise kann Traumafolgestörungen wie einer PTBS möglicherweise vorgebeugt werden. Bei Bedarf zieht man Fachkräfte wie Kriseninterventionsteams oder Seelsorgende heran.

Wie geht es weiter?

Idealerweise findet direkt vor Ort oder in der Notaufnahme ein entlastendes Gespräch durch Fachpersonal statt. Berichtet die Person über starke Beschwerden und wünscht eine Behandlung, ist eine psychologische Frühintervention innerhalb der ersten drei Monate sinnvoll. Zunächst stellen die Ärztinnen und Ärzte oder Psychotherapeutinnen und -therapeuten eine Diagnose, indem sie die aktuellen psychischen und körperlichen Beschwerden der betroffenen Person sowie ihre Krankengeschichte erfragen. Außerdem schließen sie körperliche Erkrankungen mit verschiedenen Untersuchungen etwa des Herzens oder der Blutwerte als Ursache aus.

In einer oder mehreren Sitzungen sprechen sie mit der Person und bauen ein vertrauensvolles Verhältnis zu ihr auf, in dem sie ihre Emotionen zulassen kann. Zum Gespräch gehört auch, die Person über ihre Symptome und mögliche Krankheitsverläufe nach einem traumatischen Ereignis aufzuklären und durchzugehen, welche Behandlungsmöglichkeiten und Hilfsangebote in Frage kommen. Zugleich werden erste Bewältigungsstrategien erarbeitet: Dazu zählen ausreichend Schlaf, Entspannungsübungen, eine Tagesstruktur und soziale Kontakte. Außerdem sollte die Person auf Alkohol und Drogen verzichten.

Kurzfristig können Ärzte und Ärztinnen Medikamente geben, allerdings nur bei akuter Suizidalität oder gegebenenfalls bei anhaltenden schweren Beschwerden wie Schlafstörungen, massiver Angst oder psychotischen Symptomen, sofern andere Maßnahmen nicht ausreichen. Sie beugen einer PTBS aber nicht vor. Ist die Person suizidal, aggressiv gegenüber anderen oder hat dauerhaft starke Beschwerden, muss sie eventuell in einer Klinik behandelt werden.

Anlaufstellen für Betroffene und Angehörige

Denken Sie manchmal daran, sich das Leben zu nehmen? Erscheint Ihnen das Leben sinnlos oder Ihre Not ausweglos? Haben Sie keine Hoffnung mehr? Dann wenden Sie sich bitte an Anlaufstellen, die Menschen in Krisensituationen helfen können: Hausarzt, niedergelassene Psychotherapeuten oder Psychiater oder die Notdienste von Kliniken. Kontakte vermittelt der ärztliche Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116 117. Die Telefonseelsorge berät rund um die Uhr, anonym und kostenfrei: per Telefon unter den bundesweit gültigen Nummern 0800 – 1110111 und 0800 – 1110222 sowie per E-Mail und im Chat auf der Seite der Telefonseelsorge. Kinder und Jugendliche finden auch Hilfe unter der Nummer 0800 – 1110333.

Wenn Sie die Lage als Notfall werten, informieren Sie direkt den Rettungsdienst. Auch Angehörige sollten sich rechtzeitig Unterstützung bei einer Beratungsstelle oder Selbsthilfegruppe suchen, erst recht, wenn sie sich unsicher oder überfordert fühlen.

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