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Sicher helfen: Wie hilft man bei einem Stromunfall?

Schnell die alte Steckdose reparieren? Stromunfälle können lebensgefährlich sein. Bevor man hilft, sollte man sich selbst schützen. Worauf man noch achten sollte, kurz erklärt.
Handwerker arbeitet an einer Steckdose
Die meisten Unfälle mit Strom passieren im Haushalt. Die Reparatur kaputter Elektrogeräte wie beispielsweise einem Föhn oder die Installationen von Deckenlampen oder Steckdosen sollte man lieber einem Profi überlassen, wenn man sich nicht auskennt.

Achtung: Dieser Text bietet lediglich einen Überblick über Erste-Hilfe-Maßnahmen. Er ersetzt keinen Erste-Hilfe-Kurs. Kursangebote bieten unter anderem das Deutsche Rote Kreuz, die Malteser, die Johanniter, der Arbeiter-Samariter-Bund und auch viele private Ausbildungsstellen in ganz Deutschland an.

Ihr Freund will die defekte Glühbirne an der Schlafzimmerdecke auswechseln. Während er sich an der Lampe zu schaffen macht, halten sie die Leiter, auf der er steht. Plötzlich schreit er auf und zieht die Hand zurück. Dabei verliert er das Gleichgewicht und stürzt.

Was ist los?

Ihr Freund hatte einen Stromschlag. Häufige Ursachen dafür sind unsachgemäße Bastel- und Reparaturarbeiten oder der Einsatz von elektrischen Geräten mit Wasser in der Nähe oder in feuchten Räumen wie dem Bad oder Keller. Ebenso bergen kaputte Kabel die Gefahr eines Stromschlags. Da aus herkömmlichen Steckdosen Strom mit einer Spannung von 230 Volt fließt, ereignen sich im Haushalt zumeist Niedrigstromunfälle. Dazu zählen Unfälle mit Stromspannungen von bis zu 1000 Volt. Stromunfälle mit höheren Spannungen werden Hochspannungsunfälle genannt.

Die Zahl der tödlichen Stromunfälle ist in den vergangenen Jahrzehnten durch verbesserte Sicherheitsvorschriften stetig zurückgegangen. Trotzdem starben im Jahr 2019 in Deutschland 32 Menschen an einem Stromunfall. Wie viele Menschen nicht tödliche Stromunfälle erleben, ist unbekannt. Junge Erwachsene bei der Arbeit sowie Kleinkinder und Jugendliche sind am häufigsten betroffen, Männer häufiger als Frauen. Während im Kindesalter zumeist Niederspannungsunfälle im Haushalt passieren, nehmen die Hochspannungsunfälle bei Erwachsenen zu.

Sicher helfen

Erste Hilfe rettet Leben. Wenn jemand in eine medizinische Notsituation gerät, sind wir deshalb alle verpflichtet, zu helfen. Trotzdem zögern viele Menschen im Ernstfall, oft aus Angst vor Fehlern. Diese Unsicherheit muss aber nicht bleiben. In unserer Serie »Sicher helfen« erklären wir, was im Notfall zu tun ist: Wie erkennt man eine Vergiftung? Welche Informationen braucht der Notruf? Und wann muss man reanimieren?

Warum ist das gefährlich?

Je länger man direkten Kontakt mit dem Strom hat, desto schwerer sind die Verletzungen. Dazu zählen Herzmuskelschäden oder Herzrhythmusstörungen bis hin zum Kreislaufkollaps. Hinzukommen können Muskelkrämpfe, die ein Loslassen der Stromquelle verhindern, Verbrennungen, Bewusstseinsstörungen, Nervenschädigungen und Krampfanfälle. Nach dem Unfall kann die geschädigte Muskulatur absterben und die Nieren schädigen. Insbesondere Hochspannungsunfälle führen zu schweren Verletzungen bis hin zum Tod. Durch die entstehende Druckwelle können Augen und Gehör in Mitleidenschaft gezogen werden.

Entscheidend ist außerdem, wo im Körper der Strom ein- und austritt. Eine hohe Gefahr für das Herz besteht, wenn der Strom direkt auf den Brustkorb einwirkt oder von Arm zu Arm fließt. Weniger gefährlich für das Herz ist ein Stromfluss von Arm zu Bein oder von Bein zu Bein. Ein Stromschlag im Brust- oder Rückenbereich macht außerdem Atemnot. Nach dem Unfall fallen so genannte Strommarken auf: An den Ein- und Austrittsstellen bleiben Brandwunden.

Selbst scheinbar harmlose Stromschläge von kurzer Dauer mit niedriger Spannung können indirekt Folgen mit großem Schaden haben: Wer dadurch beispielsweise stürzt, kann sich am Schädel oder an der Wirbelsäule schwer verletzen. Befindet man sich gerade in der Badewanne, kann man ertrinken.

Wie kann man helfen?

Auf keinen Fall dürfen Helferinnen und Helfer selbst in den Stromkreis geraten. Bevor man eingreift, muss man daher unbedingt auf die eigene Sicherheit achten. Ist diese gegeben, unterbricht man den Stromkreis, indem man die Sicherung oder das Elektrogerät ausschaltet oder den Stecker zieht. Danach bewegt man die Person mit nicht leitenden Hilfsmitteln wie Decken oder einem Holzstiel aus der Gefahrenzone und ruft den Notruf 112. Damit die Rettungskräfte sich entsprechend vorbereiten können, sollte man ihnen mitteilen, dass es sich um einen Stromunfall handelt. Nun spricht man die verletzte Person an und beruhigt sie. Um die Brandwunden zu versorgen, zieht man sich Schutzhandschuhe an und bedeckt die Hautstellen mit keimfreien Materialien wie einem Verband aus dem Erste-Hilfe-Set. Ist die Person bewusstlos, atmet aber normal, bringt man sie in eine stabile Seitenlage. Bis die Rettungskräfte eintreffen, überprüft man regelmäßig, ob sie normal atmet oder sich ihr Bewusstseinszustand ändert. Ist die Atmung nicht normal oder fehlt, startet man sofort mit der Wiederbelebung. Bei Hochspannungsunfällen muss die Unfallstelle zunächst durch Fachkräfte abgesichert und geerdet werden. Währenddessen halten Laien mehrere Meter Abstand und unternehmen keine Rettungsversuche. Andernfalls bringen sie sich selbst in Lebensgefahr.

Wie geht es weiter?

Ist die Person aus der Gefahrenzone geborgen worden, überprüfen die Rettungskräfte Bewusstsein, Atmung und Kreislauf, kontrollieren die Herzfunktion durchgängig mittels Elektrokardiografie (EKG) und achten auf Strommarken und weitere Verletzungen. Bei einem Atem- und Kreislaufstillstand reanimieren sie sofort. Bestehen schwere Atemprobleme, beatmen sie die Person über einen Schlauch im Hals. Außerdem geben sie über mehrere Venen Flüssigkeit und schmerzlindernde Medikamente und decken Brandwunden stabil ab. Nach einem Sturz stabilisieren sie die Halswirbelsäule mit einer Schiene, um mögliche Verletzungen nicht zu verschlimmern. Zusätzlich achten sie darauf, dass der oder die Betroffene nicht auskühlt, und decken sie mit Rettungsdecken zu. Dann transportieren sie die Person in ein Krankenhaus, bei Verbrennungen in ein Verbrennungszentrum. Nach einem Kreislaufkollaps, bei Bewusstlosigkeit, EKG-Veränderungen oder Verbrennungen wird die Person entsprechend ihren Beschwerden stationär weiterbehandelt.

Der Blitzunfall

Vom Blitz getroffen zu werden, ist die gefährlichste Art des Stromunfalls: In weniger als einer Millisekunde entstehen extrem hohe Temperaturen von rund 30 000 Grad Celsius bei einer Stromspannung bis zu 100 000 000 Volt. Rund 50 Menschen werden pro Jahr in Deutschland durch einen Blitzeinschlag verletzt, bis zu sieben sterben. Gefährdet sind vor allem Personen, die sich im Freien in der Nähe eines Unwetterzentrums aufhalten. Trifft der Blitz den Körper direkt und durchquert ihn komplett, hinterlässt er schwerste, mitunter tödliche Schäden. Aber auch, wenn der Blitz den Körper streift oder indirekt trifft, weil man in der Nähe ist oder einen Gegenstand berührt, in den er einschlägt, kommt es zu schweren Verletzungen. Betroffene werden bewusstlos und erleiden einen Herz- und Atemstillstand, der Körper ist gelähmt und verbrannt oder im schlimmsten Fall vollständig zerstört. Ebenso werden die Augen und das Gehör auf Grund einer entstehenden Druckwelle verletzt. Auf der Hautoberfläche bleibt bei einem Teil der Verwundeten ein baumartiges Verbrennungsmuster. Drei Viertel der Betroffenen behalten dauerhafte Schäden zurück.

Bei einem andauernden Gewitter transportieren Rettungskräfte die Person zur Erstversorgung an einen sicheren Ort, wobei sie sich selbst vor weiteren Blitzeinschlägen schützen. Da der Strom des Blitzes sich bereits entladen hat, können sie die Person sofort anfassen und reanimieren, ohne selbst einen Stromschlag zu bekommen. Nach der initialen Versorgung bringen sie die Person zur Weiterbehandlung in ein Verbrennungszentrum.

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