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Sicher helfen: Wie hilft man bei einem verstauchten Knöchel?

Einmal beim Spazieren oder Joggen nicht aufgepasst, schon knickt man schmerzhaft um. Wie ein verstauchter Knöchel behandelt wird und was bei starken Schmerzen hilft, kurz erklärt.
Ein Mann joggt im Wald und federt dabei sehr mit den Füßen ab, so dass er vom Boden abhebt
Auf unebenem Boden im Wald kann man leicht umknicken - erst recht, wenn man schnell unterwegs ist.

Achtung: Dieser Text bietet lediglich einen Überblick über Erste-Hilfe-Maßnahmen. Er ersetzt keinen Erste-Hilfe-Kurs. Kursangebote bieten unter anderem das Deutsche Rote Kreuz, die Malteser, die Johanniter, der Arbeiter-Samariter-Bund und auch viele private Ausbildungsstellen in ganz Deutschland an.

Sie und Ihr Freund gehen zum ersten Mal mit dem neuen Hund im Wald spazieren. Das junge Tier verlangt viel Aufmerksamkeit, so dass Sie kaum auf den Weg achten. Plötzlich schreit Ihr Freund auf. Er ist mit dem Fuß umgeknickt und kann fast nicht mehr auftreten.

Was ist los?

Ihr Freund hat sich wahrscheinlich den Knöchel verstaucht. Von einer Verstauchung spricht man, wenn ein Band überdehnt oder gerissen ist. In der Fachsprache wird sie auch Distorsion genannt. Allgemein verstauchen Gelenke, wenn sie beim Sport oder durch einen Sturz verdreht, überstreckt oder überdehnt werden. Verstauchungen des oberen Sprunggelenks am Fuß zählen zu den häufigsten Verletzungen überhaupt. Häufig reißt eines der Außenbänder am äußeren Knöchel, wenn der Fuß über die Außenkante umknickt, seltener ein Innenband durch Umknicken des Fußes über die Innenkante. Oft ist der Außenknöchel dann ebenfalls verletzt. Wer einen Hohlfuß oder eine Muskelschwäche der unteren Extremität hat, ist häufiger betroffen.

Sind die Bänder im Sprunggelenk überdehnt, aber nicht gerissen, handelt es sich um eine leichte Verstauchung. Sind ein oder mehrere Bänder gerissen, ist der Knöchel mittelschwer verstaucht. Das Gelenk ist schmerzhaft, nur eingeschränkt beweglich und leicht instabil. Bei einer schweren Verstauchung lässt sich der Fuß kaum bewegen, das Gelenk ist instabil. Zum Teil sind umliegende Muskeln, Knochen und Gelenke verletzt.

Sicher helfen

Erste Hilfe rettet Leben. Wenn jemand in eine medizinische Notsituation gerät, sind wir deshalb alle verpflichtet, zu helfen. Trotzdem zögern viele Menschen im Ernstfall, oft aus Angst vor Fehlern. Diese Unsicherheit muss aber nicht bleiben. In unserer Serie »Sicher helfen« erklären wir, was im Notfall zu tun ist: Wie erkennt man eine Vergiftung? Welche Informationen braucht der Notruf? Und wann muss man reanimieren?

Ist das gefährlich?

Ein verstauchtes Sprunggelenk schmerzt während des Unfalls selbst und anschließend bei Berührung und Belastung. Das Gelenk und der Fußrücken schwellen an, der Bewegungsumfang ist eingeschränkt. Die Person kann teilweise kaum mehr auftreten. Zudem wird nach rund einem Tag ein Bluterguss an der Außenkante des Fußes unterhalb des Gelenks sichtbar. Eine leichte Verstauchung heilt meist innerhalb von zwei Wochen ab. Nach einer schweren Verstauchung bleibt das Sprunggelenk jedoch bei bis zu zwei von zehn Betroffenen dauerhaft instabil. Das heißt, dass es auch noch sechs Monate nach der Verletzung leicht nachgibt. Die chronische Instabilität begünstigt ein erneutes Umknicken. Langfristig führt sie dazu, dass sich der Gelenkknorpel schneller abnutzt. Dies erhöht wiederum das Risiko für eine Arthrose.

Insbesondere nach schweren Verletzungen oder einer Operation kann ein komplexes regionales Schmerzsyndrom entstehen, das durch starke chronische Schmerzen und Störungen der Sensibilität und Motorik im verletzten Bereich gekennzeichnet ist. Wird das verletzte Sprunggelenk lange ruhiggestellt, kann es steif werden. Dann besteht außerdem die Gefahr, dass sich ein Blutgerinnsel im Unterschenkelbereich bildet, eine Thrombose. Wandert das Gerinnsel in die Lunge, kann es dort eine Arterie lebensgefährlich verstopfen.

Wie kann man helfen?

Zunächst beruhigt man die verletzte Person. Dann orientiert man sich zur Erstversorgung von Sportverletzungen an der so genannten PECH-Regel: Pause, Eis, Kompression (im Englischen: compression) und Hochlagerung. Zuerst sollte die Person sofort aufhören, das Sprunggelenk zu belasten, da sich sonst die Verletzung verschlimmern könnte. Dann kühlt man den Knöchel mehrmals für jeweils 20 bis 30 Minuten, zum Beispiel mit einem Kältepack, das in ein Tuch gewickelt ist und nicht direkt auf der Haut liegt, um Erfrierungen zu vermeiden. Die Kühlung soll Schmerzen lindern, Blutergüsse reduzieren und die Muskulatur entspannen. Den verletzten Körperteil stellt man in einer schmerzarmen Position ruhig.

Falls man einen elastischen Verband zur Hand hat, bandagiert man den Knöchel, wobei in Richtung Körpermitte gewickelt wird. Löst der Verband einen klopfenden oder pulsierenden Schmerz aus, sitzt der Verband wahrscheinlich zu eng und muss entfernt und nach ein paar Minuten neu angelegt werden. Die Extremität lagert man über der Herzhöhe. Dadurch werden Schwellungen und Blutergüsse vermindert. Zur weiteren Untersuchung bringt man die Person zu einem Arzt oder einer Ärztin oder ruft, falls nötig, den Notruf 112. Bis dieser eintrifft, bleibt man bei der Person, beobachtet sie und hält sie beispielsweise mit einer Decke warm.

Wie geht es weiter?

Zunächst überprüfen die Medizinerinnen und Mediziner, ob der Fuß unterhalb des verletzten Knöchels durchblutet ist und die Haut Berührungen wahrnimmt. Vorsichtig testen sie, wie beweglich das Sprunggelenk ist und wie stark es schmerzt. Außerdem tasten sie nach möglichen Knochenbrüchen und Verletzungen umliegender Bänder oder Gelenke, etwa im Bereich des Mittelfußes oder der Achillessehne. Eine Röntgenuntersuchung liefert den sicheren Ausschluss oder die Bestätigung eines Bruchs. Ob und wie stark die Bänder gerissen sind, lässt sich mit einer Magnetresonanztomografie feststellen. Zur Schmerzlinderung können Betroffene Schmerzmittel wie Ibuprofen und Paracetamol als Tablette und als Salbe anwenden. Zudem sollten sie mindestens einen Tag lang auf Alkohol sowie auf Saunen, warme Bäder und wärmende Salbenverzichten, denn diese fördern die Schwellung des Gewebes und verstärken dadurch die Schmerzen.

Bei einer leichten Verstauchung kann die verletzte Person den Fuß so bald wie möglich wieder bewegen, eine mittelschwere Verletzung muss hingegen meist geschient oder mit einem Verband versorgt werden. Die spezielle Schiene, genannt Orthese, wird vier bis sechs Wochen getragen. Alternativ wird der Unterschenkel für wenige Tage eingegipst. Eine schwere Verletzung muss in seltenen Fällen operiert werden. Ist die Person für eine längere Zeit deutlich bewegungseingeschränkt, verschreiben die Ärztinnen und Ärzte Anti-Thrombose-Spritzen, um Blutgerinnseln vorzubeugen. Außerdem kann es nach einer schweren Verstauchung sinnvoll sein, die Muskeln um das Sprunggelenk in der Physiotherapie zu kräftigen. Auf diese Weise wird einer chronischen Instabilität und erneuten Verletzungen vorgebeugt.

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