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Sicher helfen: Wie hilft man bei starken Blutungen?

Wunden, aus denen es stark blutet, können bereits nach kurzer Zeit lebensbedrohlich werden und müssen so schnell wie möglich versorgt werden. Worauf man achten muss, kurz erklärt.
Eine Frau liegt bewusstlos auf dem Asphalt und wir von zwei Menschen versorgt, die ihr zur Blutstillung einen Verband an den Kopf anlegen.
Bei einer Wunde mit einer starken Blutung sollten Helfende sofort den Notruf 112 anrufen und anschließend versuchen, die Blutung mit einem Druckverband zu stillen.

Achtung: Dieser Text bietet lediglich einen Überblick über Erste-Hilfe-Maßnahmen. Er ersetzt keinen Erste-Hilfe-Kurs. Kursangebote bieten unter anderem das Deutsche Rote Kreuz, die Malteser, die Johanniter, der Arbeiter-Samariter-Bund und auch viele private Ausbildungsstellen in ganz Deutschland an.

Es ist kalt. Während Sie den Kamin anzünden, hackt Ihr Freund draußen Holz mit einer Axt. Plötzlich hören Sie einen Aufschrei. Als Sie zu ihm kommen, hält er sich das Bein. Seine Hände sind blutverschmiert und er ist blass.

Was ist los?

Ihr Freund hat sich mit der Axt in das Bein geschlagen und dabei ein oder mehrere große Blutgefäße verletzt. Zu stark blutenden Wunden kann es durch den unsachgemäßen Umgang mit scharfen Gegenständen wie Messern, Scheren oder Sägen kommen oder aber durch Verletzungen infolge von beispielsweise Verkehrsunfällen, bei dem im schlimmsten Fall Körperteile wie Finger, Hände oder Füße abgetrennt wurden. Auch bei Geburten oder bei Operationen können stärkere Blutungen auftreten. Bei schnellem Blutverlust sinkt der Blutdruck, weshalb betroffene Personen blass werden und Schwindel empfinden.

Sicher helfen

Erste Hilfe rettet Leben. Wenn jemand in eine medizinische Notsituation gerät, sind wir deshalb alle verpflichtet, zu helfen. Trotzdem zögern viele Menschen im Ernstfall, oft aus Angst vor Fehlern. Diese Unsicherheit muss aber nicht bleiben. In unserer Serie »Sicher helfen« erklären wir, was im Notfall zu tun ist: Wie erkennt man eine Vergiftung? Welche Informationen braucht der Notruf? Und wann muss man reanimieren?

Warum ist das gefährlich?

Bei einer starken Blutung versucht der Körper zunächst, die Durchblutung von Herz und Gehirn weiterhin sicherzustellen, indem er die Blutgefäße in der Peripherie eng stellt. Dadurch fließt weniger Blut durch Haut, Muskeln und Nieren. Wenn die Nieren schlechter durchblutet sind, müssen die Betroffenen kaum oder gar kein Wasser lassen. Zudem werden die Atmung und die Herzfrequenz schneller. Halten die Blutverluste an, sinkt der Blutdruck ab und es bilden sich Gerinnsel in den kleinen Blutgefäßen. Darum werden wiederum die Gerinnungsstoffe im Körper aufgebraucht, was nachfolgend zu weiteren Blutungen führt. Verliert man innerhalb kurzer Zeit viel Blut, gerät man in eine lebensgefährliche Kreislaufstörung, den Schock.

Ohne ausreichend Blutvolumen kommt zu wenig Sauerstoff im Gehirn an, was zu Bewusstlosigkeit führt. Wird der Betroffene nicht rechtzeitig versorgt, versagen die Organe. Wird eine Blutung akut lebensbedrohlich, spricht man auch von einer kritischen Blutung. Sie zählt zu den häufigsten Todesursachen nach einem Unfall: 30 bis 40 Prozent der Betroffenen verbluten, und das im Schnitt weniger als zwei Stunden nach der Krankenhausaufnahme. Beim Erwachsenen bedeutet ein Verlust von rund einem Liter Blut bereits Lebensgefahr. Bei Kindern und Kleinkindern besteht diese Gefahr wegen der insgesamt geringeren Blutmenge sogar erheblich früher.

Wie kann man helfen?

Zunächst müssen Helfende sich vergewissern, dass sie in Sicherheit sind, und nach einem Unfall die Unfallstelle absichern. Dann alarmieren sie den Notruf 112. Um lebensbedrohliche Blutungen sollte man sich zuerst kümmern, idealerweise zu zweit. Dabei liegt oder sitzt der oder die Betroffene und eine helfende Person übt mit den eigenen Händen Druck auf die Wunde aus, wobei sie möglichst Einweghandschuhe trägt.

Verletzte Extremitäten werden hochgehalten. Nun verbindet eine zweite Hilfsperson die Wunde mit einem Druckverband: Wenn ein Erste-Hilfe-Set zur Hand ist, verwendet man keimfreie Verbandsmaterialien daraus. Zuerst legt man eine oder mehrere Kompressen als Wundauflage auf die Wunde, so dass diese komplett abgedeckt ist. Dann wickelt man den Verband zwei- bis dreimal um die Wunde, um die Wundauflage zu befestigen. Die Mullbinde sollte zwar straff, aber nicht zu eng sitzen. Andernfalls könnten Gefäße oder Nerven verletzt werden. Nun legt man ein Druckpolster auf den Wundbereich, etwa eine verpackte Mullbinde, die sich nicht vollsaugen kann. Das Polster umwickelt man mit dem restlichen Verband, etwas straffer als zuvor. Sollte der Druckverband durchbluten, kann man einen zweiten darüber anbringen. Der Körperteil sollte aber nicht so straff verbunden sein, dass er anschwillt, blau wird oder der Puls nicht mehr tastbar ist.

Wunden am Hals dürfen nicht mit einem Druckverband versorgt werden. Hierbei könnten sonst Atmung oder der Blutfluss zum Gehirn lebensbedrohlich behindert werden. An Kopf und Rumpf sind Druckverbände je nach Lage der Verletzung nicht immer möglich.

Auch bei anhaltendem oder sehr starkem Nasenbluten ist der Notruf zu alarmieren. Dann beugt man den Kopf der Person leicht nach vorne, wobei sie ihre Stirn auf ihren Händen abstützt. Dann legt man ihr einen kalten Umschlag in den Nacken.

Ist die Blutung gestillt, überprüft man Atmung und Bewusstsein in regelmäßigen Abständen und kümmert sich um etwaige weitere Verletzungen. Zudem beruhigt man die Person und deckt sie zu, um sie vor Unterkühlung zu schützen. Normal atmende Bewusstlose bringt man in eine stabile Seitenlage. Bei nicht normaler Atmung fängt man mit der Wiederbelebung an.

Wie geht es weiter?

Falls noch nicht geschehen, legen die Rettungskräfte einen Druckverband an. Wenn die Wunde weiterhin blutet, füllen sie sie mit einer Tamponade aus und setzen eventuell blutstillende Medikamente ein. Sind starke Blutungen an einem Arm oder Bein nicht zu stillen, binden sie die Extremität vorübergehend ab, um den Blutfluss zu unterbrechen. Anschließend überprüfen sie Atmung und Kreislauffunktion und reanimieren gegebenenfalls.

Dann wird die oder der Betroffene zügig in ein geeignetes Krankenhaus transportiert, um die Blutungen möglichst endgültig zu stoppen und die Wunden zu versorgen. Ausgedehnte Verletzungen und innere Blutungen müssen dort oft chirurgisch behandelt werden. Hat die Person viel Blut verloren, benötigt sie Flüssigkeit und Bluttransfusionen. Zusätzlich werden Medikamente und Proteine zur Unterstützung der Blutgerinnung verabreicht. Einem zu niedrigen Blutdruck wirken Medikamente wie Noradrenalin entgegen. Außerdem achten die Mediziner darauf, dass die Person nicht unterkühlt oder ihr Blut übersäuert, da ihre Überlebenschancen sonst sinken.

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