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Männchen können zwei Strategien wählen, um ihren Beitrag zur nächsten Generation zu maximieren: Sie können entweder versuchen, sich mit so vielen Weibchen wie möglich zu paaren, wobei sie jedes nach der Paarung verlassen, oder sie können sich längerfristig auf eine einzige Partnerin konzentrieren, um auf diese Weise sicherzustellen, daß diese, und nur diese, ihren Nachwuchs aufzieht. Männliche Fruchtfliegen scheinen aber einen hinterlistigen Weg gefunden zu haben, um beide Möglichkeiten auszuschöpfen. Während der Paarung übertragen sie chemische Substanzen auf das Weibchen, die deren Attraktivität für andere Männchen mindern. So können sie unbesorgt um Konkurrenz ihre Beschützerpflichten vernachlässigen und sich nach anderen Partnerinnen umschauen.
Uyen Tram und Mariana Wolfner von der Cornell University in Ithaca im Bundesstaat New York haben entdeckt, wie die männliche Fruchtfliege (Drosophila melanogaster) die Anziehungskraft ihrer Angebeteten auf ihre Konkurrenten mindert. In den Proceedings of the National Academy of Sciences vom 31. März 1998 beschreiben die Forscher die Wirkungen, die teilweise von männlichen Pheromonen ausgehen und teilweise das Ergebnis von Chemikalien im Sperma sind.

Die Forscher nahmen an, daß das Signal mit der Samenflüssigkeit übertragen wird. Das erschien ihnen wahrscheinlich, weil auf diesem Weg auch die Stoffe, die das Eilegeverhalten bei den weiblichen Fliegen auslösen, weitergeleitet werden. Der Signalstoff ist wahrscheinlich entweder im Sperma selbst oder in den Sekretionsstoffen der männlichen Nebendrüsen zu finden.

Um ihn aufzuspüren nutzten die Wissenschaftler zwei Gruppen gentechnisch veränderter männlicher Fliegen – eine, die kein Sperma erzeugt und eine, bei der keine Sekretion der Nebendrüsen nachzuweisen war. Die Forscher prüften, inwieweit die Paarung mit Tieren aus beiden Gruppen die Attraktivität des Weibchens für andere männliche Fliegen verändert. Tatsächlich konnte in allen Fällen ein kurzzeitiges Nachlassen der Anziehungskraft festgestellt werden – unabhängig von Sperma oder den akzessorischen Proteinen.

Das Männchen scheidet während der Paarung Pheromone ab, die anscheinend auf das Weibchen übertragen werden. Diese erzeugen ein kurzfristiges abstoßendes Signal für andere eventuelle Partner. Nach Aussage der Forscher "dienen diese Pheromone als anti-Aphrodisiakum, das den Grad der Anziehung senkt" – eine Wirkung, auf die Parfümhersteller mit Sicherheit keinen Wert legen werden.

Der mangelnde "Sexappeal" des Weibchens ist aber nicht nur eine kurzfristige Erscheinung, sondern hält bis zu neun Tagen an. Eine solche ausgedehnte Periode fanden die Forscher aber nur bei den Weibchen, die sich mit Männchen gepaart hatten, denen die akzessorischen Proteine fehlten. Eine Paarung mit Männchen der spermalosen Gruppe bewirkte nur den Kurzzeit-Effekt. Die langfristigen Signale scheinen also mit dem Sperma verknüpft zu sein.

Weibliche Insekten können Sperma speichern, um so noch lange nach der Paarung Eier zu befruchten. Die Forscher glauben, daß der Besitz von Spermadepots eine reduzierte sexuelle Aktivität und eingeschränktes Balzverhalten bei den Weibchen auslösen kann. Es ist auch möglich, daß sie weniger anlockende Pheromone erzeugen. Nach Ansicht der Wissenschaftler könnte es andere Signale geben, welche in der Zeitspanne zwischen der Wirkung des Anti-Aphrodisiaka und dem Auflösen des Spermadepots zum Zuge kommen. Doch sie wissen nicht, welche dies sein könnten. Die Erkenntnisse lassen zwei Fragen offen:

Welche Veränderungen im Verhalten der Weibchen löst das Sperma genau aus?

Und wie finden die männlichen Fliegen die übriggebliebenen attraktiven Weibchen?

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