Kometen: Siding Spring passiert den Mars ohne negative Folgen
"Der Sonntag war ein Tag, wie wir Missionskontrolleure ihn uns wünschen: ruhig und langweilig", so Missionskontrolleur Andrew David Johnstone vom European Space Operations Centre ESOC in Darmstadt im direkten Gespräch mit "Sterne und Weltraum". Johnstone ist für die Raumsonde Mars Express verantwortlich. "Langweilig" bedeutet in diesem Fall, dass keiner der vielen Notfallpläne, die im Vorfeld der Kometenpassage von Siding Spring in den letzten zwölf Monaten vorbereitet wurden, in die Tat umgesetzt werden musste. Tatsächlich konnten die Missionskontrolleure am Abend des 19. Oktober 2014 in aller Ruhe auf ihren Monitoren verfolgen, wie Mars Express sein vorher eingegebenes Programm vorbildlich ohne technische Probleme abspulte.
Während der Phase der dichtesten Annäherung bestand kein direkter Funkkontakt zur Erde, nur über die Rundstrahlantenne wurden Signale gesendet, die Auskunft darüber gaben, welchen Programmpunkt Mars Express gerade abarbeitete. Verfolgt wurden die Signale mit Hilfe der Antennen des Deep Space Network der NASA, die im Bereich der Planetensonden eng mit der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA zusammenarbeitet. Dabei unterstützen sich beide Partner mit ihren jeweiligen Anlagen.
Mit ihrer High Resolution Stereo Camera (HRSC) wollten die Wissenschaftler beispielsweise untersuchen, ob von Siding Spring ausgestoßene Staubpartikel Sternschnuppen in der dünnen Marsatmosphäre hervorrufen. Das Bildmaterial wurde bereits zur Erde übertragen, aber die Bildverarbeitung ist derzeit noch im Gang. Über aktuelle Entwicklungen informiert die ESA über ihren Mars Express Blog. In den nächsten Tagen wird die ESA Bilder und weitere Informationen veröffentlichen. Zurzeit gibt es noch keine Hinweise darauf, dass Mars Express während der Passage von Staubpartikeln des Kometen getroffen wurde. Eine für die nächste Woche geplante Untersuchung der Solarzellenflächen zur Stromversorgung wird darüber endgültig Auskunft geben. Aber in der Telemetrie der Sonde, also den Daten, die Auskunft über ihren technischen Zustand bieten, finden sich keine Hinweise auf ungewöhnliche Vorkommnisse.
Auch die US-Raumfahrtbehörde NASA zeigte sich hochzufrieden über den Ausgang der Kometenpassage. Ihre drei Orbiter haben den Vorbeiflug ohne Probleme überstanden und präsentieren sich in gutem Zustand. Derzeit sind noch keine Bilder oder Messdaten veröffentlicht worden. Möglicherweise gibt es aber schon ein Bild, das den Kometen von der Marsoberfläche aus zeigt. Es wurde vom Marsrover Opportunity aufgenommen und offenbart einen schwachen diffusen Lichtfleck am Marshimmel. Allerdings gibt es noch keine offizielle Bestätigung seitens der NASA, das Bild ist auf der Rohbildseite der Mission zugänglich. Sollte es sich bestätigen, dass dieser kleine Fleck tatsächlich Siding Spring ist, so wäre es das erste Foto eines Kometen von einem anderen Planeten aus.
Auch die indische Raumfahrtbehörde ISRO gab bekannt, dass ihre Mars-Orbiter-Mission oder Mangalyaan die Passage von Siding Spring ohne Probleme überstanden hat. Derzeit ist noch unsicher, ob es mit der an Bord befindlichen Mars Colour Camera gelang, den Kometen während der Passage abzulichten.
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