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Zoologische Strategie: Simulierte Panik lockt Spinnen in tödlichen Hinterhalt

Pholcus phalangioides
Die Raubwanze Stenolemus bituberus besorgt sich ihre Leibspeise mit perfider Raffinesse: Sie täuscht vor, sich in einem Spinnennetz verfangen zu haben – und überwältigt dann den hungrig herbeieilenden Netzbesitzer aus dem Hinterhalt, um ihn zu verputzen. Die Täuschung gelingt der Wanze allerdings nur, weil sie ausreichend virtuos an den Spinnfäden zupft, berichten Anne Wignall und Phil Taylor von der Macquarie University in Australien.

Stenolemus bituberus | Die Raubwanze Stenolemus bituberus pirscht sich entweder an ihr Opfer heran oder lockt die Beute an.
Die Zoologen hatten die Technik der Wanzen schon vor einigen Monaten beschrieben. Nun bestätigten sie ihre Vermutung, indem sie durch allerlei Experimente ermittelten, wie Webspinnen reagieren, wenn fallende Blätter, paarungswillige Spinnenmännchen, gefangene Beuteinsekten oder eben jagende Raubwanzen die Spinnfäden in Schwingung versetzten. Die beiden Letzteren können die Spinnen ganz offensichtlich nicht auseinanderhalten, so die Forscher: Die zupfenden Raubwanzen lassen die Fäden tatsächlich in ausreichend ähnlicher Amplitude und Frequenz schwingen wie Insekten, die sich versehentlich im Netz verfangen haben, zeigen die Analysen von Wignall und Taylor.

Wenn die Täuschung versagt, haben die Wanzen übrigens noch einen Pfeil im Köcher: Sie können sich auch nahe genug an die Spinne anschleichen, um sie anzuspringen und zu überwältigen, berichten die Forscher. Während diese plumpe Taktik allerdings viele andere Gliedertiere beherrschen, ist die aggressive Technik der Vibrations-Mimikry von Stenolemus bislang sonst nur noch an einer anderen Spinnen fressenden Spezies beobachtet worden, meinen die Autoren: der Springspinne Portia fibriata. (jo)
  • Quellen
Wignall, A.E., Taylor, P.W.: Assassin bug uses aggressive mimicry to lure spider prey. In: Proc R Soc B 10.1098/rspb.2010.2060, 2010.

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