Meerestemperaturen: Sind warmer und kalter 'Blob' miteinander verbunden?
Ungewöhnliche Temperaturen in zwei weit voneinander entfernten Meeresgebieten, über die Fachleute seit geraumer Zeit rätseln, könnten die gleiche Ursache haben. Diese These vertritt jetzt ein Team um Jin-Yi Yu von der University of California in Irvine in einer Veröffentlichung im "Journal of Climate" der American Meteorological Society. Demnach ist der berüchtigte "Warm Blob", eine Zone von bis zu drei Grad wärmeren Wassers im Nordpazifik, in der Zeit von 2013 bis 2015 ein wiederkehrendes Phänomen, das mit Wetteranomalien in den Monaten Dezember bis Februar zusammenhängt. Zusätzlich bedinge dieses so genannte TNH-Muster auch niedrige Temperaturen im Nordatlantik. Deswegen könne das Wettersystem zum Teil für den "Cold Blob" verantwortlich sein, eine begrenzte Zone im nördlichen Atlantik nahe Grönland mit kühleren Temperaturen, der bisher als Indiz für eine Abschwächung des atlantischen Strömungssystems gehandelt wird.
Beide Temperaturanomalien erregten in den vergangenen Jahren große Aufmerksamkeit. Die bis zu 180 Meter dicke Warmwasserlinse im Pazifik war vermutlich für ungewöhnlich hohe Temperaturen an der Küste, das erste jemals beobachtete Korallensterben auf Hawaii und eine Invasion kurioser Geleetierchen verantwortlich. Der "Cold Blob" im Atlantik, auch als Atlantisches Erwärmungsloch bezeichnet, steht im Verdacht, ein Symptom einer abgeschwächten Tiefenwasserbildung und geringerem Warmwassertransport durch das Golfstromsystem zu sein. Die Phänomene gelten zwar beide als mögliche Symptome eines sich verändernden Klimas, die meisten Fachleute sehen sie jedoch als voneinander unabhängig entstanden an.
Yu und sein Team kommen jedoch durch eine statistische Analyse zu dem Schluss, dass der pazifische "Blob" zuvor bereits viermal aufgetaucht sei – und dass die für die TNH-Muster typischen Anomalien in der Atmosphäre eng damit zusammenhängen. Zusätzlich stabilisiere der Blob ein TNH-artiges Muster in der Atmosphäre, und das wiederum sei mit signifikant niedrigeren Meerestemperaturen im Nordatlantik verknüpft. Allerdings halten Fachleute einen Zusammenhang der beiden Blobs mit voneinander unabhängigen atmosphärischen Mustern wie El Niño oder der Nordatlantischen Oszillation für wahrscheinlicher oder sehen im Nordatlantik die Meeresströmungen als primäre Ursache. Nicht zuletzt entstand der kalte Blob im Nordatlantik deutlich früher als jener im Pazifik – und existiert auch jetzt noch, trotz normaler Meerestemperaturen vor Nordamerikas Westküste.
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