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Sinnesleistungen: Wellensittiche sehen im Dunkeln UV besonders gut

Die Augen müssen sich an plötzlich wechselnde Helligkeit und Dunkelheit anpassen können. Tun sie das nicht - wie bei manchen Vögeln -, muss das einen guten Grund haben.
Wellensittich

Viele Vögel sehen in bestimmter Hinsicht besser als Menschen oder das Durchschnittssäugetier. So sind die Lichtrezeptoren in ihrer Netzhaut zum Beispiel dichter gepackt und stärker mit dem Sehzentrum im Gehirn verbunden; zudem warten sie mit vier statt nur drei Farbrezeptoren im Auge auf und unterscheiden damit Farben präziser. Und einige Arten können auch Licht ultravioletter Wellenlänge wahrnehmen: Sie wählen dann etwa ihre Partner anhand von im UV besonders strahlenden Gefiedern oder Schnäbeln, die für Menschen eher unscheinbar aussehen. Forscher aus Schweden haben sich nun für die möglicherweise notwendigen Schutzmaßnahmen interessiert, die Vögel gegen zu hohe UV-Strahlung im Auge entwickelt haben – und erlebten bei Untersuchungen von Wellensittichen eine Überraschung.

Das Team verglich die UV-Sensitivität der Tiere bei zunehmend stärkerem und zunehmend schwächerem Licht. Wie die Augen aller anderen Tiere passen sich auch die von Vögeln an die Lichtverhältnisse der Umgebung an – schließlich müssen die Tiere in sonnigem freiem Gelände und unter dunklem Blätterdach ähnlich gut sehen können. Gerade die UV-Sensoren der Wellensittiche machen hier aber eine auffällige Ausnahme, wie die Analyse zeigt: Ihre Sensitivität ändert sich kaum und bleibt – ob dunkel oder hell – gleichmäßig hoch. Warum gerade die UV-Sensoren nicht gedimmt werden, ist unklar.

Leuchtende Federn machen attraktiv | Auch einige Papageien können ultraviolettes Licht sehen: Bei Männchen und Weibchen des wild lebenden Wellensittichs (Melopsittacus undulatus) fluoreszieren im ultravioletten Licht die gelben Kopf- und Wangenfedern. Sie verleihen den Vögeln die nötige Attraktivität, denn das leuchtende Gefieder spielt bei der Partnerwahl der Tiere eine wichtige Rolle.

Es könnte daran liegen, spekulieren die Forscher, dass sie für die Tiere besonders wichtig sind und eine hohe Sensitivität nicht durch zusätzliche Regelmechanismen eingeschränkt werden darf. Gerade im ohnehin dunklen Wald fallen noch geringere UV-Lichtanteile ins Gewicht, weil diese fast völlig von der Vegetation gestreut und ausgefiltert werden. Dort scheint es für die Tiere aber grundsätzlich bedeutsam zu sein, dennoch schwache UV-Signale wahrzunehmen: Zum Beispiel die UV-Reflektionen vom Gefieder der Artgenossen oder vielleicht von leckeren, mit Wachs überzogenen und daher UV-Licht reflektierenden Früchten.

Andere Vögel nutzen die UV-Sicht auch für die Jagd: Von Turmfalken weiß man etwa, dass sie anhand von UV-Reflexionen die Duftmarken von Wühlmäusen sehen und verfolgen können.

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