Kindliche Rationalität: Sinnlose Imitationen sind kein Verständnisproblem
Einen einigermaßen komplizierten Apparat – etwa einen Spender für Murmeln – zu bedienen, geht Kleinkindern relativ einfach von der Hand, sofern es ihnen ein Erwachsener vormacht. Was Forschern indes Rätsel aufgibt, ist die Bereitschaft der Kleinen, dabei auch völlig sinnlose Handlungen zu kopieren. Betätigt der Versuchsleiter beispielsweise zunächst den Hebel eines zweiten, offenkundig leeren Spenders, neigen Kinder dazu, es ihm gleich zu tun.
Tun sie dies, weil sie den Mechanismus nicht genau genug verstanden haben und die sinnlose Handlung für zweckdienlich halten? Manche Forscher behaupten genau das. Demnach würden sich Kinder in solchen Fällen nicht mehr auf ihr Vorwissen um mechanische Kausalzusammenhänge verlassen, sondern nur noch aus der zeitlichen Verknüpfung auf Ursache und Wirkung schließen. Gegen diese Vorstellung wenden sich nun Forscher um Ben Kenward von der Universität Uppsala. Ihrer Meinung nach imitieren die Kinder die unnötige Handlung, weil sie diese für eine willkürliche soziale Norm bei der Bedienung des Apparats halten. Dass sie keine physikalische Wirkung habe, sei ihnen dabei in den meisten Fällen wohl bewusst.
Je weniger sie allerdings den verborgenen Mechanismus durchschauten, desto geneigter seien sie, die sinnlose Handlung für nötig zu halten, meinen die Forscher. In diesem Fall handele es sich allerdings um die einzige zielführende Strategie und nicht um einen Fehler im Nachahmungsprozess: Wer nicht weiß, was genau notwendig ist, kopiert sicherheitshalber jeden einzelnen Schritt.
Die schwedischen Wissenschaftler demonstrierten dies mit zwei unterschiedlich komplexen Murmelspendern, deren Bedienung sie ihren fünfjährigen Versuchspersonen vorführten – inklusive einer zweckfreien Zusatzhandlung: Sie bedienten immer zuerst den offensichtlich leeren Spender. Anschließend befragten sie die Kinder, was sie zu tun gedächten, um an die Murmel zu gelangen. Die meisten gaben an, beide Aktionen ausführen zu wollen, und setzten dies auch anschließend in die Tat um. Erhebliche Unterschiede gab es allerdings in den vorgebrachten Begründungen: Während die Probanden, die den komplizierten Mechanismus zu bedienen hatten, häufig angaben, dass ohne den von den Forschern erfundenen Zwischenschritt kein Herankommen an die Murmel sei, waren sich die Bediener des simplen Apparats nicht sicher, warum man die sinnlose Aktion ausführen sollte.
Daraus schließen die Psychologen, dass die Kinder den zu Grunde liegenden Mechanismus verstanden hatten, den überflüssigen Schritt aber für einen Bestandteil der geforderten Handlung hielten. Aus anderen Studien wisse man, dass der Nachwuchs sehr geübt darin sei, für ihn nicht nachvollziehbare Aktionen durchzuführen – insbesondere dann, wenn sie den Kindern in einem offenkundig pädagogischen Kontext vermittelt werden. (jd)
Tun sie dies, weil sie den Mechanismus nicht genau genug verstanden haben und die sinnlose Handlung für zweckdienlich halten? Manche Forscher behaupten genau das. Demnach würden sich Kinder in solchen Fällen nicht mehr auf ihr Vorwissen um mechanische Kausalzusammenhänge verlassen, sondern nur noch aus der zeitlichen Verknüpfung auf Ursache und Wirkung schließen. Gegen diese Vorstellung wenden sich nun Forscher um Ben Kenward von der Universität Uppsala. Ihrer Meinung nach imitieren die Kinder die unnötige Handlung, weil sie diese für eine willkürliche soziale Norm bei der Bedienung des Apparats halten. Dass sie keine physikalische Wirkung habe, sei ihnen dabei in den meisten Fällen wohl bewusst.
Je weniger sie allerdings den verborgenen Mechanismus durchschauten, desto geneigter seien sie, die sinnlose Handlung für nötig zu halten, meinen die Forscher. In diesem Fall handele es sich allerdings um die einzige zielführende Strategie und nicht um einen Fehler im Nachahmungsprozess: Wer nicht weiß, was genau notwendig ist, kopiert sicherheitshalber jeden einzelnen Schritt.
Die schwedischen Wissenschaftler demonstrierten dies mit zwei unterschiedlich komplexen Murmelspendern, deren Bedienung sie ihren fünfjährigen Versuchspersonen vorführten – inklusive einer zweckfreien Zusatzhandlung: Sie bedienten immer zuerst den offensichtlich leeren Spender. Anschließend befragten sie die Kinder, was sie zu tun gedächten, um an die Murmel zu gelangen. Die meisten gaben an, beide Aktionen ausführen zu wollen, und setzten dies auch anschließend in die Tat um. Erhebliche Unterschiede gab es allerdings in den vorgebrachten Begründungen: Während die Probanden, die den komplizierten Mechanismus zu bedienen hatten, häufig angaben, dass ohne den von den Forschern erfundenen Zwischenschritt kein Herankommen an die Murmel sei, waren sich die Bediener des simplen Apparats nicht sicher, warum man die sinnlose Aktion ausführen sollte.
Daraus schließen die Psychologen, dass die Kinder den zu Grunde liegenden Mechanismus verstanden hatten, den überflüssigen Schritt aber für einen Bestandteil der geforderten Handlung hielten. Aus anderen Studien wisse man, dass der Nachwuchs sehr geübt darin sei, für ihn nicht nachvollziehbare Aktionen durchzuführen – insbesondere dann, wenn sie den Kindern in einem offenkundig pädagogischen Kontext vermittelt werden. (jd)
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