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News: Sintflut war nicht

Vor ein paar Jahren fanden Forscher im Schwarzen Meer Hinweise auf die biblische Sintflut. Jetzt entpuppt sich die vermeintliche Katastrophe als normales, nacheiszeitliches Geplänkel.
Schwarzes Meer
"Da sah Jehova, dass die Schlechtigkeit des Menschen ausnehmend groß war auf der Erde [...]. Und Jehova bedauerte, dass er Menschen auf der Erde gemacht hatte, und es schmerzte ihn in seinem Herzen. Da sprach Jehova: 'Ich werde die Menschen, die ich erschaffen habe, von der Oberfläche des Erdbodens wegwischen, vom Menschen bis zum Haustier, bis zu dem sich regenden Tier und bis zu dem fliegenden Geschöpf der Himmel, denn ich bedaure in der Tat, dass ich sie gemacht habe.' (1. Mose 6: 5-7). Und ich, siehe, ich bringe die Sintflut der Wasser über die Erde, um alles Fleisch, in dem die Lebenskraft wirksam ist, unter den Himmeln zu verderben. Alles, was sich auf der Erde befindet, wird verscheiden." (1. Mose 6: 17)

Der Rest ist bekannt: Gott weist Noah an, die Arche zu bauen und mit seiner Familie, je sieben Paaren des Viehs, der Vögel und aller übrigen Tierarten seiner Rache zu entfliehen: "Im sechshundertsten Jahr des Lebens Noahs im zweiten Monat, am siebzehnten Tag des Monats, an diesem Tag wurden alle Quellen der großen Wassertiefe aufgebrochen, und die Schleusen der Himmel wurden geöffnet." (1. Mose 7: 11).

Wen wundert es, dass Gott - spielt er mit den Naturgewalten - hernach auch die Geologen auf den Plan ruft. Und so stießen William Ryan und Walter Pitman vom Lamont-Doherty Earth Observatory in New York 1996 im Schwarzen Meer auf eine alte Strandlinie, die bewies, dass der Wasserspiegel vor rund 7500 Jahren 170 Meter tiefer lag.

Daraufhin postulierten die Forscher, dass die am Ende der Eiszeit abschmelzenden Gletscher die Meeresspiegel so sehr ansteigen ließen, bis eine Landbrücke zum Schwarzen Meer - der heutige Bosporus also - brach, und eine apokalyptische Flut wahrlich über Nacht Tausende von Quadratkilometern Land vernichtete sowie Tausende von Menschen tötete - und unzählige Süßwassermollusken, die dem plötzlichen Salzwassereinbruch zum Opfer fielen.

Die biblische Geschichte, konserviert in Sedimenten? Teofilo Abrajano vom Rensselaer Polytechnic Institute in New York glaubt nicht daran. Ihm fehlten weitere Belege. Also machte er sich mit einer Handvoll Mitarbeitern auf zum Marmara-Meer, durchleuchtete die Sedimente mit unterschiedlichen geophysikalischen Methoden, entnahm 65 Sedimentkerne und bestimmte an 43 davon das C-14-Alter.

Hinweise auf die biblische Sintflut fanden Forscher jedenfalls nicht. Vielmehr stießen sie südlich des Bosporus auf ein altes Delta. Wasser floss also nicht in das Schwarze Meer hinein, sondern aus ihm heraus - und zwar in der Zeit von 10 000 bis 9000 Jahren vor heute. Damals waren die Meeresspiegel wegen der weiträumigen Vereisung auf dem Festland niedriger, während das Schwarze Meer von Donau, Dnjepr, Don und anderen großen Flüssen ständig neu gefüllt wurde.

Und was ist mit den fossilen Süßwassermollusken? Auch dafür haben die Forscher eine wenig katastrophale Erklärung. Solange sich das Schwarze Meer in das Marmara-Meer ergoss, hatten sie optimale Lebensbedingungen. Als die Meeresspiegel aber nach der Eiszeit innerhalb von 500 bis 1000 Jahren anstieg, versiegte der Strom und schließlich kam es, ähnlich wie in der Straße von Gibraltar, zu einem geschichteten Ein- und Ausstrom: Salzreiches dichtes Wasser aus dem Mittelmeer strömte in der Tiefe in das Schwarze Meer, während das Süßwasser an der Oberfläche wieder ausfloss. Die Süßwassermollusken mussten ihren Lebensraum also in relativ kurzer Zeit an die Salz-toleranten Verwandten abtreten.

Auch sonst fanden sich keine Zeugen einer Apokalypse. Von chaotischen Sedimenten keine Spur, stattdessen Feinstmaterial, welches sich nur in stillen und sauerstoffarmen Gewässern ablagert. Da die Bibel ohnehin bildreich und weniger von naturwissenschaftlicher Präzision gekennzeichnet ist, könnte es ja sein, dass Noah nicht vor der großen Naturkatastrophe geflüchtet war, sondern vor der "ausnehmend großen Schlechtigkeit" seiner Mitmenschen.

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