Technik: Smartphone-App hilft, Leberleiden bei Kleinkindern zu erkennen
Die Smartphone-App "PoopMD" soll frischgebackene Eltern nach Angaben der Entwickler dabei unterstützen, lebensbedrohliche Darm- oder Leberleiden möglichst früh zu erkennen. Dazu müssen diese leidglich regelmäßig ein Foto vom Stuhl ihres Nachwuchses machen, und die App analysiert anhand der Farbe, ob etwa Hinweise auf eine so genannte Gallengangatresie vorliegen, eine seltene Erkrankung, die ausschließlich im Neugeborenenalter auftritt und mit einem Verschluss der Gallenwege einhergeht. Forscher um Douglas Mogul vom John Hopkins Children’s Center haben nun in einer kleinen Studie untersucht, ob die Anwendung auch wirklich hält, was sie verspricht. Dabei kommen sie zu dem Schluss: PoopMD scheint zumindest ähnliche Urteile zu fällen wie medizinische Experten.
Mogul und sein Team ließen zunächst sieben Kinderärzte 34 Bilder von blassem, entfärbtem Stuhl beurteilen. 27 der Aufnahmen schätzten die Mediziner als unproblematisch ein, sieben beurteilten sie als "acholisch" – ein Warnzeichen für eine Gallengangatresie. Anschließend baten die Forscher einen Experten und drei Laien, die Bilder erneut unter verschiedenen Lichtbedingungen und mit unterschiedlichen Smartphones zu fotografieren und von der App untersuchen zu lassen. Im Normalfall machen Eltern direkt Aufnahmen vom Inhalt der Windeln, aber selbst mit Fotos von Fotos lieferte die Anwendung noch ganz passable Ergebnisse: Sie beurteilte alle acholischen Proben als blass und 24 von 27 unproblematischen Proben als normal gefärbt. Die anderen drei stufte die Anwendung als "mittel" ein.
Mogul beurteilt es als gutes Zeichen, dass die App keine falsch positiven Ergebnisse lieferte, die Eltern nur grundlos beunruhigen würden. Da vier von fünf Menschen zwischen 18 und 35 Jahren mittlerweile ein Smartphone besitzen, könnte die Applikation eine gute Möglichkeit darstellen, um die gefährliche Erkrankung bei Kindern früh zu erkennen und so das Risiko zu minimieren, dass später eine Lebertransplantation bei den kleinen Patienten notwendig wird. Allerdings ist eine Gallengangatresie eine sehr seltene Erkrankung: Nur rund eines von 15 000 Neugeborenen ist in Deutschland davon betroffen.
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