Silicen: So sieht ein zerbröselnder Traum aus
Da ist man – völlig zu Recht – vom gewaltigen Potenzial zweidimensionaler Materialien begeistert, sieht Sciencefiction-Träume reihenweise wahr werden, erträgt den Spott der Kollegen ("Schau mal hier, Graphen jetzt noch toller!"), und dann das:
Zu sehen ist eine Schicht des "Wundermaterials" Silicen, eine zweidimensionale Anordnung von Siliziumatomen, die auf einer dunklen Silberoberfläche wächst und just in dem Moment, in dem sie komplett ist, zerfällt. Das Material drängt es geradezu nach Selbstzerstörung, es habe "Suizidneigungen", schreiben Forscher um Adil Acun von der Uni Twente, die den Film angefertigt haben (Veröffentlichung hier). Aus der 2-D-Schicht heraus treten Effekte auf, die den Stoff in seine klumpige Normalform zurückverwandeln.
Damit gilt also auch für Silicen: Verspricht viel, hält aber nicht. Zumindest nicht auf Silber.
Und wahrscheinlich ebenso wenig auf irgendeiner anderen Oberflächen und schon gar nicht frei stehend. Das hatten Wissenschaftler schon länger vermutet, aber manchmal braucht es eben den Videobeweis (hier gefunden).
Und das wäre Ihr Preis gewesen: Silicen hat zwei zentrale Vorteile gegenüber dem Graphen, erstens bringt es bereits eine so genannte Bandlücke mit, die man für den Bau von Computertransistoren braucht, und zweitens verträgt es sich besser mit der Siliziumtechnologie derzeitiger Chiphersteller. Oder besser gesagt: hätte sich vertragen haben können.
Es sei denn natürlich, jemand erfindet ein Wundermaterial, auf dem sogar Silicen wächst und gedeiht. Vielleicht sollte man mal Graphen probieren!
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