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Arztserien im Fernsehen: So unrealistisch ist 'Grey's Anatomy'

Dreimal so hohe Sterberaten, und jeder zweite Patient muss in den OP – Forscher haben die Fernsehserie "Grey's Anatomy" mit der Realität in US-Krankenhäusern verglichen.
Arztbesuch

Arztserien im Fernsehen haben natürlich in den meisten Fällen anderes im Sinn, als Zuschauer möglichst genau über die medizinische Versorgung von Patienten zu informieren. Ein Team um Jordan A. Weinberg vom Dignity Health St. Joseph's Hospital and Medical Center in Phoenix, Arizona, hat sich trotzdem den Spaß gemacht, die Gegebenheiten in der US-TV-Serie "Grey's Anatomy" mal mit denen in der realen Welt zu vergleichen. Dazu analysierten die Wissenschaftler, wie die Verletzungen von 290 fiktiven Patienten in insgesamt 269 Episoden der ersten zwölf Staffeln der Serie dargestellt wurden. Außerdem nahmen sie sich die Daten von 4812 echten Patienten vor, die in der US-amerikanischen National Trauma Databank hinterlegt waren.

In ihrer Veröffentlichung im Fachmagazin "Trauma Surgery & Acute Care Open" listen die Forscher auf, wie weit TV-Serie und Realität bisweilen auseinanderklaffen: Während rund sieben Prozent der echten 4812 Patienten an den Folgen ihres Traumas verstarben, war die Sterblichkeit bei "Grey's Anatomy" gleich dreimal so hoch: Ganze 22 Prozent der Patienten erlagen ihren Verletzungen. Auch die Maßnahmen, die die Ärzte zur Rettung der Verletzten ergreifen mussten, waren in der TV-Serie drastischer: Während dort etwa die Hälfte der Patienten gleich von der Notaufnahme in den Operationssaal wanderte, traf das unter realen Bedingungen gerade mal auf ein Viertel der Patienten zu. Dafür konnten im Fernsehen immerhin auch rund 50 Prozent der Patienten selbst bei schweren Verletzungen das Krankenhaus nach weniger als einer Woche wieder verlassen. Im echten Leben hatte nur jeder Fünfte so viel Glück.

Amerikanische Arztserien würden sich häufig um seltene Krankheitsbilder, ungewöhnliche Ausprägungen alltäglicher Leiden oder um außergewöhnliche Verletzungen drehen – eingebettet in die Kulisse einer vermeintlich typischen US-Klinik, schreiben die Autoren. Sie befürchten deshalb, dass Patienten durch die Serie dazu verleitet werden könnten, mit unrealistischen Erwartungen in echte Krankenhäuser zu gehen.

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