Virologie: So viele Viren prasseln dauernd auf uns ein
Viren sind überall: im Wasser, im Boden und natürlich auch im Schmodder, der uns beim Niesen aus der Nase fliegt. Wie viele es insgesamt sind, ist fast unmöglich zu schätzen. Und doch versuchen sich Wissenschaftler daran, denn daraus lassen sich womöglich Rückschlüsse ziehen, wie sich Krankheitserreger ausbreiten oder warum nahezu weltweit fast identische Viren vorkommen. Eine schon etwas ältere Studie aus "Nature" etwa geht von vier Quintillionen Viren im Meer aus – eine Zahl mit 30 Nullen. Und auch die Luft ist voll davon, wie Curtis Suttle von der University of British Columbia und sein Team im "International Society for Microbial Ecology Journal" beschreiben. Innerhalb der atmosphärischen Grenzschicht – sie umfasst die untersten 1,5 bis 2 Kilometer der Atmosphäre – "regnen" pro Tag und Quadratmeter 800 Millionen Viren herab. Über das Jahr gerechnet gehen daher rund drei Billionen Viren pro Quadratmeter zu Boden – und damit dreimal so viele wie bislang geschätzt wurden.
Wie sie überhaupt in die Luft gelangen, ist noch nicht im Detail geklärt. Sie werden zum Beispiel mit der Gischt oder Staub in die Luft geschleudert und dann vom Wind in die Höhe sowie in der Horizontalen verfrachtet. Um dies zu überprüfen hatten die Forscher spezielle Kollektoren in der spanischen Sierra Nevada oberhalb der atmosphärischen Grenzschicht platziert und die Ergebnisse dann hochgerechnet. Angesichts ihrer geringen Größe nicht verwunderlich gelangen sie noch häufiger in die Atmosphäre als Bakterien, wobei der Faktor für Viren zwischen 9- und 461-mal größer ist. Das bedeute jedoch nicht, dass man sich noch mehr vor Krankheiten fürchten müsse, so die Wissenschaftler. Schließlich findet dieser Transport wohl schon so lange statt, wie Viren und Bakterien existieren.
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