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Im Medizinschrank: Algeldrat, Sodbrennen-Stopper nach üppigem Essen

Zu viel gegessen? Kommt vor. Mittel mit Algeldrat schützen die Magenschleimhaut und können so gegen Völlegefühl sowie Sodbrennen helfen. Sie sind aber keine Dauerlösung.
In Deutschland noch immer ein Klassiker unter den Festessen: Weihnachtsgans.

Tabletten gegen Kopfweh und Magenschmerzen, Salben für Brandwunden und Sportverletzungen – eine ordentliche Hausapotheke ist umfassend ausgestattet. Doch was für Wirkstoffe stecken eigentlich in den Medikamenten? Welche Mittel helfen wirklich, was ist umstritten? Und gibt es vielleicht eine gesündere Alternative? Wir werfen regelmäßig einen Blick auf die Mittel im Medizinschrank. Dieses Mal: Algeldrat.

Wie viele haben das zu Hause?

Klassiker zu den Festtagen sind Gans oder Braten, dazu Rotkohl und Soße. Anschließend noch Nachtisch, ein Schluck Eierlikör. Am nächsten Tag dann Raclette, Fondue oder Ähnliches – vielerorts wird zur Weihnachtszeit ordentlich geschlemmt. Da wundert es kaum, wenn so mancher Genießer Völlegefühl und Sodbrennen verspürt. Rezeptfreie Arzneien, die dagegen helfen sollen, gibt es zuhauf. Sie sind das ganze Jahr über beliebt. 2014 etwa gaben sieben Millionen Menschen in Deutschland an, in den vorausgegangenen drei Monaten ein Magenmittel gekauft zu haben.

Wie wirkt das und wie gut?

Hersteller von Medikamenten mit Algeldrat werben damit, dass sich der Wirkstoff »wie ein Schutzfilm« auf die Magenschleimhaut legt. Das trifft es gut: Algeldrat gibt Aluminiumionen ab, die sich in der Schleimhaut mit Eiweißen verbinden und das Gewebe unempfindlicher machen. Hauptwirkung ist jedoch das Binden der Magensäure, damit diese nicht mehr in die Speiseröhre aufsteigen und dort Sodbrennen verursachen kann. Gelangt Algeldrat in den Dünndarm, bindet es saure Phosphate, so dass der Körper sie ausscheidet.

Was sind häufige Nebenwirkungen?

Hohe Dosen verursachen Verstopfung – bis hin zum Darmverschluss. Menschen mit ohnehin trägem Darm sollten Algeldrat also nicht einnehmen. Bei Nierenproblemen führt das Mittel zu einer erhöhten Aluminiumkonzentration im Blut. Langfristig besteht die Gefahr, dass sich das Metall in Knochen und Nerven ablagert. Algeldrat kann einen Phosphatmangel bewirken, der mit Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Krämpfen und Knochenschmerzen einhergeht. Für Schwangere, Stillende und Kinder ist der Wirkstoff tabu.

Was ist die Alternative?

Die naheliegende Antwort: gar nicht erst so viel essen. Wer trotz besseren Wissens nicht verzichten mag, kann etwa Mittel mit dem Säureblocker Pantoprazol nehmen. Dieser hilft ebenfalls gegen Sodbrennen, indem er Magensäure produzierende Zellen hemmt. Beliebter sind Extrakte aus der Bitteren Schleifenblume, Süßholzwurzel, Schöllkraut und anderen Heilpflanzen. Als Hausmittel gilt Tee mit Kamille, Melisse oder Schafgarbe. Backnatron in Wasser aufgelöst neutralisiert den Säureüberschuss auch. Alles, was den Magen reizt – Kaffee, Alkohol, Zigaretten –, meiden Sodbrennen-Geplagte besser. Alternative Mittel, die Ranitidin enthalten, überprüft die Europäische Arzneimittel-Agentur derzeit, weil sie mit einer Krebs erregenden Substanz verunreinigt waren.

Wann sollte man doch zum Arzt gehen?

Tritt Sodbrennen öfter auf, ist es sinnvoll, dem Hausarzt oder der Hausärztin davon zu berichten. Es könnte sein, dass es sich um eine ernst zu nehmende Erkrankung handelt. Im Fall einer Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori beispielsweise oder bei einem bösartigen Tumor hilft Algeldrat nicht.

Die perfekte Hausapotheke

  • Hinein sollten auf jeden Fall: sterile Kompressen, Mullbinden, Verbandpäckchen und -watte. Ebenso diverse Pflaster, ein Dreiecktuch und Klammern, um Verbände festzustecken. Zudem ist es sinnvoll, eine Schere, ein Fieberthermometer, Einmalhandschuhe und Desinfektionsmittel parat zu haben.
  • Hilfreich sind die Regeln für erste Hilfe und eine Liste mit den wichtigsten Rufnummern (112, ärztlicher und zahnärztlicher Bereitschaftsdienst, Apothekennotdienst). In einer Notsituation vergisst man solche Nummern schnell.
  • Standardmedikamente sind Mittel gegen Herpes, Sodbrennen, Magenschmerzen, Durchfall oder Verstopfung, Fieber, Halsweh, Kopfschmerzen. Ebenso ratsam: Salben, die Brand- oder Sportverletzungen lindern.
  • Verschreibungspflichtige Arzneien wie zum Beispiel Blutdruckmittel oder Opiate gehören hingegen nicht in die Box.
  • Dunkel, kühl und trocken – so ist der perfekte Ort für die Hausapotheke. Bestenfalls steht sie also im Schlafzimmer oder Flur, nicht im Bad oder in der Küche.
  • Um Kinder zu schützen, sollte die Box abschließbar sein.
  • Für was war das noch gleich? Notizen auf der Verpackung und die Beipackzettel helfen.
  • Und wichtig: Prüfen Sie mindestens einmal im Jahr, ob noch alles drin und haltbar ist.

Alle Teile der Serie finden Sie auf der Sammelseite »Im Medizinschrank«.

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