Wissenschaft im Alltag: Sommer, Sonne, Schweißgeruch?
"Von der Stirne heiß, rinnen muss der Schweiß", so reimte einst Schiller in seinem Lied von der Glocke. Dass mit dem Schwitzen oft üble Körpergerüche verbunden sind, verschwieg der Dichter. Wie lassen sie sich bekämpfen?
Schweiß dient der Klimatisierung, denn jeder Liter Wasser, der auf der Haut verdampft, entzieht dem Körper 585 Kilokalorien in Form von Wärme. Um unsere Kerntemperatur von 37 Grad Celsius aufrechtzuerhalten, dünsten wir schon im "Normalbetrieb" täglich einen bis zwei Liter Flüssigkeit aus. Bei Anstrengungen werden es deutlich mehr. So setzt ein Läufer im Durchschnitt eine Kilokalorie pro Kilogramm Körpergewicht und gelaufenem Kilometer um, doch 75 Prozent dieser Energie dienen nicht der Muskelarbeit, sondern gehen als Wärme verloren. Weil aber 0,83 Kilokalorien ein Kilogramm Körpergewicht um ein Grad Celsius aufheizen, würde ein Zehn-Kilometer-Lauf ohne Kühlmechanismen tödlich enden: Die Körpertemperatur eines 70 Kilogramm schweren Läufers stiege auf 46 Grad Celsius. Das Verdampfen von etwa einem bis eineinhalb Liter Wasser reicht ihm zur Kühlung aus. Da Schweiß, der uns in Perlen auf der Stirne steht, nutzlos abtropft, produziert der Läufer allerdings deutlich mehr.
Schweiß selbst riecht nicht. Er besteht zu 99 Prozent aus Wasser. Weitere wichtige Bestandteile sind Natriumchlorid – also Kochsalz, was den salzigen Geschmack erklärt – und andere anorganische Salze sowie Harnstoff, Ammoniak und Eiweiße, aber auch Milchsäure, die bei großer Anstrengung in den Muskeln gebildet wird. Grund für die vielfältigen Substanzen im Schweiß: Neben dem Kühleffekt unterstützt das Schwitzen als weitere Funktion auch die Nieren bei ihrer Arbeit, den Organismus von Gift- und Abfallstoff en zu befreien.
Der üble Geruch ist das Werk von Bakterien auf der Haut, die all diese Substanzen ebenso wie Talg und abgestorbene Hautschüppchen umsetzen. Dabei entstehen unter anderem kurzkettige Fettsäuren wie Buttersäure, die für den typischen Schweißgestank sorgen. Das erklärt auch, warum gerade Achselhöhlen, ausgeprägte Bauchfalten und Füße meist besonders müffeln: In ihrer feucht-warmen Umgebung gedeihen Bakterien prächtig. Das Rasieren der Achselhaare, in denen sich die Übeltäter mit Vorliebe einnisten und vermehren, ist daher schon eine gute Gegenmaßnahme, und wer im Beruf stundenlang Schuhe tragen muss, sollte in der Freizeit Luft an seine Füße lassen.
Die Kosmetikindustrie rückt dem Mief mit Deodorants zu Leibe. Und die Verbraucher greifen willig zu: Rund 531 Millionen Euro gaben allein die Deutschen im Jahr 2005 dafür aus, wie die Information Resources GmbH in Nürnberg herausfand.
Die Wirkstrategien von Deodorants sind vielfältig und in den meisten Produkten werden gleich mehrere kombiniert. Die einfachste und älteste Variante, das Parfüm, versucht, den Gestank lediglich zu überdecken. Die nächstbessere Methode: Da die meisten der Stoff wechselprodukte chemisch gesehen sauer sind, lassen sie sich mit einfachen Basen wie Natrium- oder Kaliumkarbonat neutralisieren. Auch Metallsalze wie Zinkoxide können diese Funktion übernehmen. Verfahren Nr. 3: Silikone und einige Zinksalze binden Geruchsmoleküle.
Eine bessere Strategie ist freilich, das Übel an der Wurzel zu packen. Deshalb enthalten die meisten Deos Alkohol, genauer gesagt Ethanol oder Isopropanol, der Bakterien abtötet. Auch Propylenglycol sowie eine ganze Reihe weiterer antibakterieller Substanzen kommen zum Einsatz. Nachteil: Diese Desinfektion beseitigt zudem Mikroorganismen, die zum Schutz der Haut beitragen. Wirkungsvoll sind überdies Enzymhemmer wie Triethylzitrat. Es verändert das chemische Milieu der Haut und verschiebt den pH-Wert in den sauren Bereich. Das begrenzt den Bakterienstoff wechsel und ihre Vermehrung, beeinträchtigt die übrige Hautflora aber ebenso.
Nicht mit Deodorants zu verwechseln sind Antitranspirante, die den Schweißfluss stoppen sollen. Der klassische Wirkstoff Aluminiumchlorohydrat bildet zusammen mit Mehrfachzucker-Verbindungen auf der Haut einen Pfropf, der die Ausgänge der Drüsen vorübergehend blockiert. Außerdem töten Aluminiumsalze Bakterien ab und können Körpergerüche neutralisieren. Sie werden deshalb oft mit Wirkstoff en aus Deodorants kombiniert.
Doch egal zu welcher Strategie man greift, die Miefstopper setzen eine gründliche Körperhygiene voraus – hat die Geruchsbildung erst eingesetzt, ist auch der beste Wirkstoff machtlos.
Wussten Sie schon?
1888 kam in den USA das erste Deodorant auf den Markt. Es bestand aus einer wachsartigen Creme, die als Wirkstoff Zinkoxid enthielt. Inspiriert vom Kugelschreiber stand 1952 der erste Deoroller zur Verfügung. Ebenfalls seit den 1950er Jahren gibt es Deosprays.
Übermäßige Schweißausbrüche, medizinisch Hyperhidrose genannt, beeinträchtigen die Lebensqualität stark. Zur Therapie kann ein Teil der Schweißdrüsen operativ entfernt werden. Weil der Sympathikus, das vegetative Nervensystem, ebenfalls seinen Teil zum Schwitzen beiträgt, ist es auch denkbar, die Reizweiterleitung durch durch Injektion von Botulinus-Toxin lahm zu legen oder die Nervenfasern des so genannten Grenzstrangs zu durchtrennen. Diese Eingriffe sind nicht ohne Risiko und dürfen nur bei Hyperhidrose-Patienten durchgeführt werden.
Männer riechen anders. Das liegt nicht nur an den Abbauprodukten des Testosterons in ihrem Schweiß. Auch die Hautflora weist geschlechtsspezifische Unterschiede auf: So sorgen Bakterien aus der Gruppe der Diphteroiden bei Männern für einen stechend-beißenden Geruch, während Mikrokokken Frauen eher säuerlich riechen lassen.
Deokristalle bestehen aus Ammonium-Alaun, einem Ammoniumaluminiumsulfat. Das Mittel, das auch zur Blutstillung bei der Rasur verwendet wird, verengt die Schweißdrüsen, lässt das Hautmilieu saurer werden und hemmt damit die Vermehrung geruchsbildender Bakterien.
Etwa 2,5 Millionen "ekkrine" beziehungsweise im Deutschen kleine Schweißdrüsen geben diese Kühlflüssigkeit ab. Sie sind über den ganzen Körper verteilt, konzentrieren sich aber an Fußsohlen, Handinnenflächen und Achselhöhlen – bis zu 400 davon liegen dort auf einem Quadratzentimeter. Im Vergleich dazu sind im Nacken gerade einmal rund 55 zu finden. "Apokrine" oder große Schweißdrüsen haben eine ganz andere Funktion: Sie sondern Duftstoffe ab, die für den individuellen Körpergeruch sorgen und in grauer Vorzeit eine Rolle bei der Partnerwahl spielten.
Schweiß selbst riecht nicht. Er besteht zu 99 Prozent aus Wasser. Weitere wichtige Bestandteile sind Natriumchlorid – also Kochsalz, was den salzigen Geschmack erklärt – und andere anorganische Salze sowie Harnstoff, Ammoniak und Eiweiße, aber auch Milchsäure, die bei großer Anstrengung in den Muskeln gebildet wird. Grund für die vielfältigen Substanzen im Schweiß: Neben dem Kühleffekt unterstützt das Schwitzen als weitere Funktion auch die Nieren bei ihrer Arbeit, den Organismus von Gift- und Abfallstoff en zu befreien.
Der üble Geruch ist das Werk von Bakterien auf der Haut, die all diese Substanzen ebenso wie Talg und abgestorbene Hautschüppchen umsetzen. Dabei entstehen unter anderem kurzkettige Fettsäuren wie Buttersäure, die für den typischen Schweißgestank sorgen. Das erklärt auch, warum gerade Achselhöhlen, ausgeprägte Bauchfalten und Füße meist besonders müffeln: In ihrer feucht-warmen Umgebung gedeihen Bakterien prächtig. Das Rasieren der Achselhaare, in denen sich die Übeltäter mit Vorliebe einnisten und vermehren, ist daher schon eine gute Gegenmaßnahme, und wer im Beruf stundenlang Schuhe tragen muss, sollte in der Freizeit Luft an seine Füße lassen.
Die Kosmetikindustrie rückt dem Mief mit Deodorants zu Leibe. Und die Verbraucher greifen willig zu: Rund 531 Millionen Euro gaben allein die Deutschen im Jahr 2005 dafür aus, wie die Information Resources GmbH in Nürnberg herausfand.
Die Wirkstrategien von Deodorants sind vielfältig und in den meisten Produkten werden gleich mehrere kombiniert. Die einfachste und älteste Variante, das Parfüm, versucht, den Gestank lediglich zu überdecken. Die nächstbessere Methode: Da die meisten der Stoff wechselprodukte chemisch gesehen sauer sind, lassen sie sich mit einfachen Basen wie Natrium- oder Kaliumkarbonat neutralisieren. Auch Metallsalze wie Zinkoxide können diese Funktion übernehmen. Verfahren Nr. 3: Silikone und einige Zinksalze binden Geruchsmoleküle.
Eine bessere Strategie ist freilich, das Übel an der Wurzel zu packen. Deshalb enthalten die meisten Deos Alkohol, genauer gesagt Ethanol oder Isopropanol, der Bakterien abtötet. Auch Propylenglycol sowie eine ganze Reihe weiterer antibakterieller Substanzen kommen zum Einsatz. Nachteil: Diese Desinfektion beseitigt zudem Mikroorganismen, die zum Schutz der Haut beitragen. Wirkungsvoll sind überdies Enzymhemmer wie Triethylzitrat. Es verändert das chemische Milieu der Haut und verschiebt den pH-Wert in den sauren Bereich. Das begrenzt den Bakterienstoff wechsel und ihre Vermehrung, beeinträchtigt die übrige Hautflora aber ebenso.
Nicht mit Deodorants zu verwechseln sind Antitranspirante, die den Schweißfluss stoppen sollen. Der klassische Wirkstoff Aluminiumchlorohydrat bildet zusammen mit Mehrfachzucker-Verbindungen auf der Haut einen Pfropf, der die Ausgänge der Drüsen vorübergehend blockiert. Außerdem töten Aluminiumsalze Bakterien ab und können Körpergerüche neutralisieren. Sie werden deshalb oft mit Wirkstoff en aus Deodorants kombiniert.
Doch egal zu welcher Strategie man greift, die Miefstopper setzen eine gründliche Körperhygiene voraus – hat die Geruchsbildung erst eingesetzt, ist auch der beste Wirkstoff machtlos.
Wussten Sie schon?
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