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Sonne aktuell: Kapriolen der Sonnenflecken

Im Januar spielte die Sonnenaktivität ein wenig verrückt: Sie brach völlig mit ihrem Verhalten der letzten Monate. So fand die bislang ruhige Nordhalbkugel endlich zu ihrer vollen Aktivität zurück und übernahm gegenüber dem Süden die Führung. Und kurz vor Monatsende gab es überraschend einige nahezu fleckenfreie Tage.
Foto der Sonnenchromosphäre am 28. Januar 2025
Dieses Foto der Sonnenchromosphäre wurde mit dem Satelliten SDO am 28. Januar 2025 gewonnen, als unser Tagesgestirn nahezu inaktiv war. Die UV-Aufnahme belegt, dass auf der Sonne trotz geringer Fleckentätigkeit immer etwas los ist. Besonders eindrucksvoll erscheinen die leuchtenden Protuberanzen am Sonnenrand: kühle Gasfilamente innerhalb der heißeren Korona, die durch Magnetfelder stabilisiert werden.

Nun ist es endlich so weit: Nach mehr als einem halben Jahr erwachte die bislang ruhige Nordhemisphäre der Sonne noch einmal zu höherer Aktivität und übertraf damit in den ersten drei Januarwochen die Aktivität der Südhalbkugel (siehe »Der Norden ist erwacht«). In jenen Wochen präsentierte sich der Norden mit vier bis fünf Fleckengruppen, während der Süden nur ein bis zwei aktive Gebiete aufbot. Nach einer langen geschäftigen Phase hat sich die Südhalbkugel sicherlich eine Pause verdient – rechtzeitig übernahm dann der Norden die Initiative und rettete die Vorstellung.

Sonnenflecken auf der Nordhalbkugel am 18. Januar 2025
Der Norden ist erwacht | Am 18. Januar 2025 dominierte plötzlich auf der Nordhemisphäre die Aktivität der Sonne. Bis zu fünf Gruppen trugen hier zur Fleckenstatistik bei. Für diese Aufnahme mit einer Astrokamera vom Typ ZWO ASI 183MM nutzte Heiko Ulbricht ein Maksutow-Newton-Teleskop mit 15 Zentimeter Öffnung (f/6) sowie eine Barlowlinse, eine Sonnenfotofolie und einen Baader Solar Continuum Filter.

Da es Mitte Januar sehr aktiv zuging – sogleich mit mehreren kräftigen Gruppen –, mochte man am 27. und 28. des Monats seinen Augen nicht trauen: Nur noch ein einziger kleiner Fleck war nach genauem Fokussieren des Teleskops auf der Sonnenscheibe erkennbar (siehe »Wo sind die Flecken geblieben?«). Jedoch tauchten in der nördlichen Hemisphäre bereits zu Monatsende zwei neue Fleckengruppen am Ostrand der Sonne auf.

Weißlichtaufnahme der Sonne am 28. Januar 2025
Wo sind die Flecken geblieben? | Der Anblick der Sonne am 28. Januar 2025 überraschte: Nur noch ein winziger Fleck war an diesem Tag vorhanden. Die Weißlichtaufnahme gelang mit dem Solar Dynamics Observatory (SDO) der NASA.

Obwohl die Aktivität im Januar überraschende Kapriolen schlug, lag das entsprechende Monatsmittel der Sonnenfleckenrelativzahl mit R = 129,2 nicht weit unterhalb des Niveaus der beiden Vormonate: 149,0 im Dezember und 151,4 im November 2024. Allerdings währte die verdiente Verschnaufpause der Südhemisphäre nicht lange, denn auch im Januar brachte sie eine sehr auffällige Fleckengruppe hervor (siehe »Kräftige Gruppe im Süden«). Was für den Norden in den letzten Monaten galt, ist also auch hier berechtigt: die Annahme, dass die Aktivität längst nicht beendet ist, sondern nur vorübergehend etwas geringer bleibt.

Schwarzweißbild von Sonnenflecken auf der Sonnenoberfläche. Die dunklen Flecken sind unregelmäßig geformt und von helleren Bereichen umgeben. Die Textur der Sonnenoberfläche ist körnig. Keine Menschen oder Text im Bild.
Kräftige Gruppe im Süden | Am 21. Januar 2025 fotografierte Sepp Käser diese große Gruppe auf der Südhalbkugel der Sonne im Weißlicht. Zuvor hatte der Süden eine kleine Verschnaufpause eingelegt. Die sehr detailreiche Aufnahme zeigt neben der Feinstruktur der Fleckenpenumbren die Granulation in der Umgebung. Zum Einsatz kam der Starfire-Refraktor der Sternwarte Schafmatt mit 155 Millimeter Öffnung in Verbindung mit einer Kamera vom Typ ZWO ASI 178MM.

In den nächsten Jahren wird die Sonnenaktivität rückläufig sein. Wer die zu erwartenden fleckenarmen Tage scheut, sollte sich an der stark magnetisch strukturierten Chromosphäre und ihren stets hübsch anzusehenden Randprotuberanzen erfreuen. Dies ist neuerdings auch wieder auf der Website sdo.gsfc.nasa.gov des Weltraumobservatoriums SDO möglich: Glücklicherweise ist ein Wasserschaden, der den Computerraum des Auswertungszentrums von SDO monatelang lahmlegte, behoben. Somit sind seit Mitte Januar wieder schöne Fotodokumentationen der Sonne verfügbar (siehe »Randprotuberanzen erfreuen immer«).

Beobachtungen der Chromosphäre sind mit Amateurteleskopen ebenfalls möglich. Sie erfordern jedoch einen speziell für die Sonne geeigneten schmalbandigen H-alpha-Filter, der nur das Licht der roten Wasserstofflinie hindurchlässt. Aber auch im Weißlicht – ob mit Projektionsschirm hinter dem Teleskop oder mit lichtdämpfendem Filter vor dem Objektiv – wird uns die Sonne noch zwei bis drei Jahre mit der Aktivität des gegenwärtigen Zyklus erfreuen. Es wird also noch viele große Fleckengruppen geben, bevor die Aktivität das nächste Minimum erreicht. Bleiben Sie also dran!

Verlauf der monatlichen Sonnenfleckenrelativzahl
Wie geht es weiter? | In den kommenden Monaten verbleibt die Sonnenaktivität auf einem hohen Niveau. Dargestellt ist der Verlauf der Relativzahl gemäß der seit dem 1. Juli 2015 international gültigen Zählweise des Solar Influences Data Analysis Center (SIDC).

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