Sonne aktuell: Kapriolen der Sonnenflecken

Nun ist es endlich so weit: Nach mehr als einem halben Jahr erwachte die bislang ruhige Nordhemisphäre der Sonne noch einmal zu höherer Aktivität und übertraf damit in den ersten drei Januarwochen die Aktivität der Südhalbkugel (siehe »Der Norden ist erwacht«). In jenen Wochen präsentierte sich der Norden mit vier bis fünf Fleckengruppen, während der Süden nur ein bis zwei aktive Gebiete aufbot. Nach einer langen geschäftigen Phase hat sich die Südhalbkugel sicherlich eine Pause verdient – rechtzeitig übernahm dann der Norden die Initiative und rettete die Vorstellung.

Da es Mitte Januar sehr aktiv zuging – sogleich mit mehreren kräftigen Gruppen –, mochte man am 27. und 28. des Monats seinen Augen nicht trauen: Nur noch ein einziger kleiner Fleck war nach genauem Fokussieren des Teleskops auf der Sonnenscheibe erkennbar (siehe »Wo sind die Flecken geblieben?«). Jedoch tauchten in der nördlichen Hemisphäre bereits zu Monatsende zwei neue Fleckengruppen am Ostrand der Sonne auf.

Obwohl die Aktivität im Januar überraschende Kapriolen schlug, lag das entsprechende Monatsmittel der Sonnenfleckenrelativzahl mit R = 129,2 nicht weit unterhalb des Niveaus der beiden Vormonate: 149,0 im Dezember und 151,4 im November 2024. Allerdings währte die verdiente Verschnaufpause der Südhemisphäre nicht lange, denn auch im Januar brachte sie eine sehr auffällige Fleckengruppe hervor (siehe »Kräftige Gruppe im Süden«). Was für den Norden in den letzten Monaten galt, ist also auch hier berechtigt: die Annahme, dass die Aktivität längst nicht beendet ist, sondern nur vorübergehend etwas geringer bleibt.

In den nächsten Jahren wird die Sonnenaktivität rückläufig sein. Wer die zu erwartenden fleckenarmen Tage scheut, sollte sich an der stark magnetisch strukturierten Chromosphäre und ihren stets hübsch anzusehenden Randprotuberanzen erfreuen. Dies ist neuerdings auch wieder auf der Website sdo.gsfc.nasa.gov des Weltraumobservatoriums SDO möglich: Glücklicherweise ist ein Wasserschaden, der den Computerraum des Auswertungszentrums von SDO monatelang lahmlegte, behoben. Somit sind seit Mitte Januar wieder schöne Fotodokumentationen der Sonne verfügbar (siehe »Randprotuberanzen erfreuen immer«).
Beobachtungen der Chromosphäre sind mit Amateurteleskopen ebenfalls möglich. Sie erfordern jedoch einen speziell für die Sonne geeigneten schmalbandigen H-alpha-Filter, der nur das Licht der roten Wasserstofflinie hindurchlässt. Aber auch im Weißlicht – ob mit Projektionsschirm hinter dem Teleskop oder mit lichtdämpfendem Filter vor dem Objektiv – wird uns die Sonne noch zwei bis drei Jahre mit der Aktivität des gegenwärtigen Zyklus erfreuen. Es wird also noch viele große Fleckengruppen geben, bevor die Aktivität das nächste Minimum erreicht. Bleiben Sie also dran!

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