Naturklänge: Akustische Kur gegen Stress
Kürzlich verbrachte ich ein paar freie Tage an der Elbtalaue. So richtig abschalten konnte ich anfangs nicht – die Gedanken drehten sich um Unerledigtes und den vollen Schreibtisch daheim. Doch bald rückten andere Eindrücke in den Fokus meiner Aufmerksamkeit: saftige Wiesen, ein kreisender Greifvogel über dem See, nistende Schwäne und jede Nacht der wundersame Gesang einer Nachtigall. Abend für Abend setzte ich mich vor den Baum, in dem sie rief. Ihr Lied zog mich in den Bann, und schnell war alles andere um mich herum vergessen.
Diese Anekdote beschreibt einen Effekt, den wohl die meisten Menschen kennen – auch wenn viele ihn in ihrem Alltag nur noch selten erleben. Der Theorie der Biophilie zufolge, also der »Liebe zum Lebendigen«, habe sich im Lauf der Evolution »eine Affinität von Menschen zu den vielen Formen des Lebens und zu den Habitaten und Ökosystemen entwickelt […], die Leben ermöglichen«, wie es einst der Biologe Edward O. Wilson (1929–2021) formulierte.
Und so brachten Menschen bereits vor mehr als 2000 Jahren Pflanzen in ihre Häuser, wie Grabmalereien aus dem alten Ägypten sowie Überreste aus den Ruinen von Pompeji belegen. Der griechische Arzt Hippokrates (um 460–370 v. Chr.) empfahl »Luft, Wasser und Orte« für das körperliche und geistige Wohlbefinden, und antike römische Texte weisen auf die gesundheitlichen Vorteile von Grünflächen hin. Die ersten Krankenhäuser in Europa befanden sich in Klöstern, in denen ein Garten als wesentlicher Bestandteil für den Heilungsprozess galt.
Doch heute lebt die Menschheit großteils in urbanen Gebieten mit wenig Grün. Und das hat möglicherweise Folgen für unsere mentale Gesundheit: Es gibt Hinweise auf einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Verstädterung und psychischen Erkrankungen. Dieser ist vielfältig und nur teilweise verstanden, ein Aspekt mag der mangelnde Kontakt zur Natur sein. Laut einer britischen Längsschnittstudie mit mehr als 10 000 Probanden sinkt das individuelle Wohlbefinden und steigt die psychische Belastung mit zunehmender Distanz zu städtischen Grünanlagen – bezogen auf eine Person im Lauf ihres Lebens. Ein besserer Zugang zu umfassenden und nutzbaren Grünflächen kann entsprechend die Zahl der Behandlungen von Angststörungen und Depressionen verringern.
Natur als Antistresskur
Dass der Aufenthalt in der Natur wie eine Antistresskur auf uns wirkt, spiegelt sich auch physiologisch wider: Herzfrequenz, Blutdruck und die Ausschüttung des Stresshormons Kortisol sinken. Den Effekt auf das Gehirn machte 2022 ein Team um Simone Kühn vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin per MRT-Scanner sichtbar. Nachdem 63 Freiwillige eine Stunde im Wald spazieren gegangen waren, war die Amygdala während eines darauf folgenden sozialen Stresstests weniger aktiv als vor der kleinen Auszeit. Ein Gang entlang einer viel befahrenen Straße hatte dagegen keinen Effekt. Die Amygdala steuert unsere körperlichen Reaktionen auf Stress und wird auch mit Angsterkrankungen in Verbindung gebracht. 90 Minuten im Grünen können außerdem die Aktivität in einem Bereich des Stirnlappens verringern, der bei Gesunden und Depressiven mit selbstbezogenem Rückzug und Grübeln assoziiert wird, wie Gregory Bratman von der Stanford University zeigte. Entsprechend berichteten die Teilnehmer der Studie von weniger Grübeleien im Vergleich zu jenen, die in der Stadt flaniert waren.
Welche Reize sind es genau, die das Naturerleben so heilsam machen? Ein Spaziergang im Grünen ist vor allem im Frühling und Sommer ein reichhaltiges, multisensorisches Erlebnis: Da sind visuelle Eindrücke, der Duft verschiedener Blumen und Gräser, zwitschernde Vögel, der Wind rauscht in den Bäumen, vielleicht plätschert auch ein Bach. Fragt man Menschen nach ihren Gründen für den Besuch von Erholungsgebieten, so wird das Erleben von Naturgeräuschen als eine Hauptmotivation genannt.
Edward O. Wilson vertrat die Ansicht, dass die natürliche Welt die informationsreichste Umgebung sei, die der Mensch erleben könne. Naturklänge sind komplex und verraten wichtige Details etwa über anwesende Tierarten, den Ort, die Witterung sowie die Jahres- oder Tageszeit. Und es ist wahrscheinlich, dass wir und unser Hörsystem im Zuge der Evolution für solche Hinweise sensibilisiert wurden. Mehr noch: Solche Signale spielen vermutlich eine entscheidende Rolle bei den positiven Effekten auf unsere Psyche und Gesundheit.
Vogelgesänge bedeuten, dass die Luft rein ist und keine Gefahr droht. Und das erzeugt positive Emotionen; wir fühlen uns sicher, geborgen und entspannt
So wirkt der bloße Anblick von natürlichen Szenerien auf uns schwächer als dieselbe Kulisse mit Vogelgesang und dem Klang von Fließgewässern, wie eine Pilotstudie von Matilda Annerstedt und ihren Kollegen von der schwedischen Universität für Agrarwissenschaften nahelegt: In einem virtuellen Wald mit entsprechenden Sounds konnten sich die Probandinnen und Probanden physiologisch besser von einem Stresstest erholen als im selben Setting ohne Klänge. Dies maßen die Fachleute anhand der Aktivierung des Parasympathikus, auch Ruhenerv genannt. Er ist der Gegenspieler des Sympathikus, der unter Stress die Herzschlagrate und den Kortisolspiegel hochtreibt. Einige der Freiwilligen, die den stillen VR-Wald erlebt hatten, berichteten zudem von dem beunruhigenden Gefühl, dass etwas Bedrohliches aus dem Dickicht auftauchen könnte. Die wahrscheinliche Erklärung: Im Laufe der Evolution haben wir gelernt, Stille von Tieren, vor allem von Vögeln, mit der Anwesenheit eines Raubtiers gleichzusetzen. Vogelgesänge bedeuten dagegen, dass die Luft rein ist und keine Gefahr droht. Und das erzeugt positive Emotionen; wir fühlen uns sicher, geborgen und entspannt.
Vogelgesänge beruhigen den Sympathikus
Es gibt mittlerweile eine Reihe von Studien, die den stresslindernden Effekt von natürlichen Klängen bewerten. Zwitschernden Vögeln und einem plätschernden Bach zu lauschen, aktiviert demnach im Vergleich zu Verkehrsgeräuschen den Parasympathikus. Das gilt auch, wenn die Sounds beider Kategorien gleich laut abgespielt werden, wie eine südkoreanische Studie 2023 belegte. Darüber hinaus fühlten sich die Probanden entspannter und besser gestimmt. Ähnliches fanden Jesper Alvarsson und sein Team von der Universität Stockholm: 40 Männer und Frauen waren entweder Naturklängen oder einer urbanen Schallkulisse ausgesetzt, nachdem sie vor Publikum Kopfrechenaufgaben bewältigen mussten. Der Hautleitwert der Teilnehmer als Index für die Aktivierung des Sympathikus erholte sich bei den Naturklängen schneller als in der künstlichen Lärmumgebung.
Selbst gegenüber klassischer Musik gewinnen Vogelgesänge und Co: Sie fördern Muskelentspannung, senken den Puls und auch der empfundene Stress sinkt stärker als bei Klaviersonaten. Kein Wunder also, dass der »Sound of Nature« bereits in medizinischen Settings eingesetzt wurde, etwa zur Schmerzreduktion während einer Bronchoskopie oder zur besseren Wundheilung nach einem chirurgischen Eingriff. Zudem gibt es Versuche, mit akustischen Naturerlebnissen Senioren und Demenzpatienten zu helfen (siehe »Vogelgezwitscher gegen das Vergessen«).
Die Biologin Rachel Buxton von der Carleton University in Ottawa fasste 2021 insgesamt 36 Veröffentlichungen zusammen, die die gesundheitliche Wirkung von Naturklängen im Vergleich zu städtischer Geräuschkulisse oder Stille untersuchten. Die meisten dieser Arbeiten waren unter Laborbedingungen oder in Krankenhäusern durchgeführt worden. Die Forscherin und ihr Team fanden klare Belege für eine Verringerung von Stress und Schmerzen sowie für verbesserte Gesundheit, Stimmung und sogar kognitive Leistungen.
Raus aus den Grübeleien
Womit lassen sich solche Effekte erklären? Hierzu gibt es hauptsächlich zwei Hypothesen, die sich gegenseitig ergänzen. Laut der Attention-Restoration-Theorie (hier geht es also vornehmlich um die Wiederherstellung von Aufmerksamkeit) der US-Forscher Rachel und Stephen Kaplan ist es gerade der reiche Informationsgehalt der Natur beziehungsweise ihrer Klänge, der uns Erholung verschafft. Das mag im ersten Moment widersprüchlich klingen. Aber die beiden Psychologen unterscheiden zwei Arten von Aufmerksamkeit: zum einen die unwillkürliche, die keine geistige Anstrengung erfordert und automatisch von faszinierenden Reizen gelenkt wird. Die gerichtete Aufmerksamkeit bedarf dagegen einer bewussten Kontrolle. Sind wir geistig erschöpft, haben wir wenig mentale Kapazitäten für sie. Natur eignet sich besonders gut zum Regenerieren, weil sie unser Interesse weckt, ohne die gerichtete Aufmerksamkeit zu beanspruchen – sie übt eine »weiche Faszination« aus. Wir erholen uns, indem wir uns mühelos auf etwas anderes konzentrieren als uns selbst. Damit können auf der einen Seite Grübeleien durchbrochen und auf der anderen Seite kognitive Leistungen wiederhergestellt werden.
Den kognitiven Effekt untersuchte etwa 2019 eine Forschungsgruppe der University of Chicago: Das Team unterzog Freiwillige einem Aufmerksamkeitstest, und zwar nachdem und bevor sie städtischen oder natürlichen Klängen ausgesetzt wurden. Jene, die Vogelgesängen oder anderen natürlichen Sounds gelauscht hatten, zeigten hinterher bessere Leistungen in Aufgaben zur gerichteten Aufmerksamkeit.
Vogelgezwitscher gegen das Vergessen
Auf Grund der vielen Erkenntnisse zur Wirkung auf Kognition und Gesundheit hat der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV) das Programm »Alle Vögel sind schon da« ins Leben gerufen. Vogelfutterstellen in Seniorenheimen locken Gartenvögel an, die dann gemeinsam bestimmt, gefüttert und beobachtet werden. Das soll neben den geistigen Reserven auch die Stimmung, die Mobilität und den sozialen Zusammenhalt der alten Menschen fördern.
Auch hat das Abspielen von Naturklängen in Pflegeeinrichtungen einen positiven Effekt auf das Befinden von Demenzpatienten. Die Sounds triggern angenehme Erinnerungen und vermitteln das Gefühl von Sicherheit. Solche Maßnahmen könnten besonders hilfreich bei demenziellen Ängsten sein, wie Lori Reynolds und ihre Kollegen von der Northern Arizona University in Phoenix zeigten. Sie ließen 14 demente Senioren abwechselnd an einem virtuellen Naturerlebnis (inklusive Klängen) teilhaben oder einen Film sehen. Und siehe da: Die virtuelle Naturkulisse vermochte die Herzfrequenz der Senioren im Vergleich zum Film signifikant zu senken.
Die Stress-Reduction-Theorie von Roger Ulrich konzentriert sich mehr auf emotionale Aspekte. Demnach wirken Wälder, Wiesen und Ähnliches erholsam, weil sie positive Emotionen auslösen, das körperliche Erregungsniveau mindern und die Stimmung heben. Diverse EEG-Studien zeigen, dass sich in natürlichen Umgebungen die Hirnwellen frontaler Bereiche verlangsamen, was sich mit positiver Stimmung, Stresslinderung und dem Gefühl von »Friedlichkeit« assoziieren lässt. Letztendlich seien wir dann motivierter, was wiederum die gerichtete Aufmerksamkeit erleichtert und geistige Ermüdung reduziert. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass wir die Umweltreize als angenehm bewerten – etwa weil die Umgebung auf uns komplex und somit als reich an natürlichen Ressourcen wirkt oder wir uns in ihr sicher fühlen.
Ein Gefühl des Friedens
Und hier stechen Vogelgesänge besonders heraus: Sie wirken auf uns faszinierend und größtenteils ästhetisch. Das Gezwitscher von Singvögeln vermittelt das Gefühl von Geborgenheit. Ein Team um Eleanor Ratcliffe von der University of Surrey befragte 20 Personen, welches für sie die wichtigste Quelle der Erholung in der Natur sei. Vogelgesänge und -rufe landeten mit 35 Prozent der Nennungen auf Platz eins (»Sie geben ein Gefühl des Friedens, der Ruhe«), gefolgt von Wasser (24 Prozent), anderen Tieren (18 Prozent), weiteren abiotischen Einflüssen (12 Prozent) und Stille (11 Prozent). Die Bewertung der Vogelstimmen hing jedoch entscheidend von den Spezies ab: Das Krächzen von Krähen und Elstern weckte eher negative Empfindungen, Ähnliches galt für die Rufe von Tauben. Diese führten dann auch nicht zu subjektiver Erholung. Im Einklang mit der Attention-Restoration-Theorie bewerteten einige der Befragten unbekannte Vogelrufe als besonders faszinierend und als am besten dafür geeignet, sich vom Alltag zu distanzieren, zu entspannen und mentaler Ermüdung entgegenzuwirken.
Fragt man Menschen nach ihren Gründen für den Besuch von Erholungsgebieten, so nennen sie das Erleben von Naturgeräuschen als eine Hauptmotivation
Dass Vogelstimmen bereits innerhalb von wenigen Minuten ihre Wirkung auf uns entfalten, belegte das Team um Simone Kühn 2022 bei fast 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Diese wurden entweder mit Verkehrslärm oder Vogelgesang beschallt. Das Ergebnis: Letzterer vertrieb ängstliche und paranoide Gedanken. Das erklärten die Fachleute damit, dass er als nicht bedrohlich wahrgenommen wird. Dadurch werde die Aufmerksamkeit von psychischen Belastungen abgelenkt und das Gefühl von Sicherheit oder Geborgenheit vermittelt. Der Verkehrslärm hingegen hinterließ schlechte Laune und verschlimmerte depressive Zustände, vor allem bei einer Tonspur, die viele verschiedene solcher Geräusche beinhaltete.
Krank machender Stadtlärm
Aber empfinden wir Stadtlärm nur als unangenehmer, weil er lauter ist? Was ist mit urbanen Sounds, die positiv assoziiert sind? Haben sie einen ähnlichen Effekt wie Klänge aus der Natur? Nein, wie etwa ein Forschungsteam von der Universität in Breslau 2017 berichtete: Sie werden grundsätzlich als weniger erholsam erlebt. Das gilt selbst dann, wenn den Versuchspersonen nur die beliebtesten Stadtgeräusche vorgespielt werden, etwa Konzertklänge oder die Geräuschkulisse in einem Café. Die Wissenschaftler vermuten, dass urbane Sounds im Vergleich zu natürlichen eine »harte Faszination« ausüben, die einer mentalen Erholung nicht zuträglich ist.
Nach der Attention-Restoration-Theorie handelt es sich bei Stadtgeräuschen um akustische Reize, die uns in Alarmbereitschaft versetzen und einen wachen physiologischen Zustand auslösen. Sie erschöpfen unsere kognitiven Ressourcen und behindern die Wiederherstellung der gerichteten Aufmerksamkeit. Bildgebende Studien stützen diese These: So ist in einer urbanen Schallkulisse nicht nur die Amygdala aktiver, sondern auch der posteriore zinguläre Kortex, was eine stärkere kognitive Beanspruchung im Sinne gerichteter Aufmerksamkeit widerspiegelt. Eine systematische Übersichtsarbeit der Technischen Universität Dresden über die Belastung durch Verkehrslärm fand darüber hinaus einen Zusammenhang zwischen urbanen Sounds auf der einen Seite und Depressionen und sogar Demenz auf der anderen.
Hoffentlich kein »stummer Frühling«
Bloß: Was kann man gegen solche Belastungen tun? Schließlich ist es nicht jedem oder jeder vergönnt, im Grünen zu leben oder mit einem Park vor der Tür. Doch auch in vielen Metropolen gibt es mittlerweile eine hohe Artenvielfalt. Da hilft es manchmal schon, das Fenster weit zu öffnen und für ein paar Minuten dem Gesang der Vögel zu lauschen. Tonaufnahmen von plätschernden Bächen und Ähnlichem können eine Alternative sein, sei es von CD oder aus dem Internet. Und das Bestimmen von Vögeln anhand ihrer Rufe ist nicht nur ein spannendes Hobby, es kann auch dabei helfen, sich immer mal wieder auf etwas anderes als die Alltagsroutine zu fokussieren. Kleiner Tipp: Besonders leicht zu lernende Gesänge hat der NABU zusammengestellt, so hat man schnell ein Erfolgserlebnis.
Wir erholen uns, indem wir uns mühelos auf etwas anderes konzentrieren als uns selbst
In Anbetracht der positiven Effekte auf unsere Gesundheit fordern Fachleute, den »Sound of Nature« als Ökosystemdienstleistung zu betrachten. So sollte der Beitrag der akustischen Umwelt zu unserem Wohlbefinden stärker bei der Planung von Grünanlagen berücksichtigt und Gebiete mit hochwertigen Geräuschkulissen sollten besser geschützt werden. Das meint auch den Erhalt einer großen Artenvielfalt, denn sie hilft uns auf ganz direkte Weise, wie Joel Methorst vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig nachwies. Methorst und sein Team befragten Menschen aus mehr als 26 Ländern zu ihrer Lebenszufriedenheit. Bemerkenswerterweise ließ eine zehnprozentige Zunahme der Artenvielfalt bei Vögeln die Zufriedenheit etwa 1,5-mal stärker ansteigen als ein entsprechender Anstieg des Einkommens. Die ästhetische Bewertung und damit die Stress lindernde Wirkung von Vogelgesängen fällt zudem höher aus, wenn mehr Arten singen – vermutlich weil wir dies mit der Vitalität und Unversehrtheit von Naturräumen verbinden.
Wir müssen also hoffen und alles daransetzen, dass Rachel Carsons 1963 erschienenes Buch »Der stumme Frühling« nicht zur Wirklichkeit wird. In diesem Werk, das als eines der einflussreichsten des 20. Jahrhunderts gilt, warnte sie vor der Gefahr des großflächigen Einsatzes von Pestiziden und dem damit verbundenen Tod aller Insekten und Vögel. Thomas Krumenacker schrieb dazu 2021 in der »Süddeutschen Zeitung«: »Es ist wohl kein Zufall, dass Carson ausgerechnet ein akustisches Bild wählte, um eine große Wirkung zu entfachen. Naturgeräusche und besonders der morgendliche Vogelgesang im Frühling und Sommer sind mit die ursprünglichste Verbindung zwischen Menschen und der sie umgebenden Natur.«
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