Geschlechterunterschiede: Sozial-Trick hilft Frauen räumlich denken
Würfel drehen, Flächen zählen, sich im Raum orientieren – bei Aufgaben, für die Gegenstände im Geiste bewegt werden müssen, schneiden Frauen in vielen Tests schlechter ab. Fachleute hegen allerdings schon lange den Verdacht, dass viele derartige Befunde eher auf methodische Probleme zurückgehen als auf echte Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Für diese These hat nun ein Team um Margaret Tarampi von der University of California in Santa Barbara ein weiteres Indiz gefunden. Laut der Forscherin verschwindet der weibliche Nachteil, wenn man den Versuchspersonen vorgaukelt, die Aufgabe habe mit räumlichen Denken nichts zu tun: Es reichte bereits, eines von mehreren räumlich angeordneten Objekten durch eine menschliche Figur zu ersetzen. Damit wurde der Test als "soziale" Aufgabe wahrgenommen, und Frauen schnitten fürderhin genau so gut ab wie Männer.
Tarampi konzipierte einen Test mit einer Anordnung von Gegenständen wie Haus, Verkehrsschild oder Baum, die relativ zueinander angeordnet sind. Die 135 Versuchspersonen – 65 Männer und 70 Frauen – sollten sich dann in eines dieser Objekte hineinversetzen und so schnell wie möglich angeben, in welcher Richtung die anderen Objekte von diesem aus lagen. Wie in vielen ähnlichen Versuchen schnitten Frauen in diesem Experiment etwas schlechter ab. Es sei denn, das Objekt, in das sie sich hineinversetzen sollten, war eine menschliche Figur. Ein Teil der 135 Beteiligten erhielt diese soziale Version der Aufgabe. In einem zweiten Gedankenexperiment suchten die Testpersonen einen Weg entweder durch eine Ansammlung von Objekten oder durch eine Gruppe von Menschen.
Auch hier schnitten die Frauen besser ab, wenn menschliche Figuren eine soziale Komponente vortäuschten. Der Befund bestätigt frühere Ergebnisse, denen zufolge Menschen bei bestimmten Aufgaben schlechter abschneiden, wenn sie mit negativen Stereotypen über sich selbst konfrontiert werden: zum Beispiel eben Frauen bei naturwissenschaftlichen und technischen Themen. Wenn man solche Aufgaben wie in Tarampis Studie als "sozial" tarnt – ein Gebiet, auf dem Frauen vorgeblich besser sind –, verschwindet der Nachteil.
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