Jungsteinzeit: Soziale Ungleichheit - bereits im Neolithikum
Der gesellschaftliche Status sowie das Glück oder Unglück, in bessere oder schlechtere Verhältnisse hineingeboren zu sein, prägte die Lebensumstände der Menschen schon vor mehr als 7000 Jahren. Das fanden Wissenschaftler heraus, nachdem sie mehr als 300 männliche und weibliche Skelette früher Bauern aus sieben Grabstätten jener Zeit untersuchten, darunter auch Aiterhofen und Schwetzingen in Deutschland.
Die Gräber entstammen der so genannten Bandkeramischen Kultur, einer Zeit von etwa 5500 bis 5000 v. Chr., während der sich in Mitteleuropa die landwirtschaftliche Lebensweise verbreitete.
Die Forscher stützten sich insbesondere auf die Analyse von Strontiumisotopen – den unterschiedlich schweren Atomen des Elements Strontium. Deren Verteilung ist besonders in den Zähnen aussagekräftig. In den ersten Lebensjahren steht das Isotopenverhältnis von Strontium dort nämlich im Gleichgewicht mit dem in der aufgenommenen Nahrung. Da die Verteilung der Strontiumisotope in der Nahrung und im Trinkwasser von den geologischen Umständen vor Ort abhängig ist, lässt sich aus der Verteilung im Zahnschmelz auf den Ort schließen, an dem ein Mensch seine ersten Lebensjahre verbrachte.
Steinzeitforscher nehmen seit Längerem an, dass Beile in der Bandkeramischen Kultur als Statussymbol dienten. Nun stellten die Wissenschaftler anhand der Verteilung der Strontiumisotope fest, dass Männer, die mit einem Beil als Grabbeilage bestattet wurden, offenbar fruchtbarere Böden bearbeiteten als Männer, die ohne Beil begraben wurden. Vergleiche der Strontiumisotopenverhältnisse in den Backenzähnen der Skelette beider Gruppen mit denen aus Sedimenten und Wasser der jeweiligen Fundregion zeigten, dass die Männer mit Beil in derselben Umgebung aufgewachsen waren, in der sie später starben. Der Zugang zu besserem Land könnte daher vererbt worden sein.
Die Wissenschaftler entdeckten außerdem, dass die Isotopenverhältnisse in den weiblichen Skeletten deutlich variabler waren. Offenbar war es üblich, dass Frauen ihre Heimat verließen. Dies lässt auf eine patrilokale, von Männern beherrschte Gesellschaft schließen, in der die Frauen im Lauf ihres Lebens zu den ortsgebundenen, da landbesitzenden Männer zogen.
"Wir können die Anfänge gesellschaftlicher Unterschiede somit bis in die frühe neolithische Zeit zurückverfolgen", resümiert Alexander Bentley von der University of Bristol. Der Hauptautor der Studie betont, dass die Ergebnisse durch weitere genetische, archäologische und sprachliche Belege gestützt werden. Erkenntnisse über gesellschaftliche Differenzierung und Geschlechterverhältnisse könnten entscheidend dazu beitragen, die Verbreitungsbewegungen der Menschen im Neolithikum besser zu verstehen.
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