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Tiergemeinschaften: Soziale Arten leben länger

Besserer Schutz vor Feinden auf der einen Seite, mehr Stress durch Konflikte auf der anderen: Das Zusammenleben in sozialen Gruppen birgt Vor- und Nachteile. Dass Erstere überwiegen, wurde nun in der bislang umfangreichsten Studie dazu nachgewiesen.
Gruppe von Afrikanischen Elefanten
Die soziale Organisation der Afrikanischen Elefanten gehört zu den komplexesten im Tierreich.

Das Leben in der Gemeinschaft hat viele Vorteile, so können sich eng kooperierende Tiere bei der Jungenaufzucht unterstützen und gemeinsam gegen Feinde wehren. Allerdings breiten sich unter ihnen Krankheiten schneller aus, Wettbewerb und Konflikte sind an der Tagesordnung – all das bedeutet Stress. Überwiegen also die Vor- oder die Nachteile hoher Sozialität? Zu dieser Frage gibt es bereits viel Forschung, allerdings vor allem bezogen auf einzelne Tiergruppen, meist Säuger und Vögel. Roberto Salguero-Gómez von der University of Oxford hat nun eine umfassende Analyse über das Tierreich hinweg vorgenommen – von der Qualle bis zum Menschen. Seine Ergebnisse veröffentlichte er in »Philosophical Transactions oft he Royal Society B«.

Demografische Daten entnahm er der offenen Datenbank COMADRE Animal Matrix Database und bezog 152 Tierarten aus 13 taxonomischen Gruppen in die Analyse ein, inklusive Vögel, Säugetiere, Insekten und Korallen. Darunter waren solitäre Arten vertreten (etwa Tiger), gesellige Tiere wie Zebras oder schwarmbildende Vögel (leben in der Gruppe, soziale Interaktionen sind aber locker) bis hin zu sozialen Spezies, die sehr eng in hierarchisch organisierten Gruppen zusammenleben (wie Afrikanische Elefanten, die meisten Primaten, Delfine, Erdmännchen oder Honigbienen). Salguero-Gómez interessierte: Wie hängen das Ausmaß an Sozialität und demografische Parameter wie Lebensdauer, Reproduktionserfolg oder Geschlechtsreife zusammen?

Das Ergebnis (unabhängig von Körpergewicht und stammesgeschichtlicher Verwandtschaft): Soziale Tiere (etwa Affen, Menschen, Elefanten, Papageien oder Flamingos) haben tendenziell eine höhere Lebenserwartung als Einzelgänger, außerdem ist ihre reproduktive Phase länger und sie pflanzen sich mit höherer Wahrscheinlichkeit erfolgreich fort. Soziale Arten könnten sich zwar nicht unbedingt am besten an eine sich schnell verändernde Umwelt anpassen, sie seien aber als Gruppe oft widerstandsfähiger. Auch wenn Sozialität mit offensichtlichen Kosten verbunden ist, bringe sie insgesamt größere Vorteile mit sich. »Das zeigte sich nicht zuletzt bei der Pandemie, in der die Auswirkungen der Isolation für den Menschen (eine hochgradig soziale Spezies) ziemlich greifbar waren«, sagte der Autor in einer Pressemitteilung. Allerdings könne seine Studie nicht sicher auf die Richtung der Kausalität schließen. Dazu müssten weitere Untersuchungen folgen.

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