News: Space Day auf der ILA 2008
Der 28. Mai ist auf der ILA-Berlin der Weltraumfahrt und der Weltraumforschung gewidmet. Für "Sterne und Weltraum" ergab sich eine Gesprächsmöglichkeit mit Simonetta Di Pippo, frisch gebackene Direktorin der in der Gründung befindlichen Abteilung für bemannten Raumflug der Europäischen Weltraumagentur ESA. Die Themen waren die Mission Exomars und die weiteren Pläne der ESA zur Erkundung des Roten Planeten und des Erdmonds.
Die Mission Exomars
Exomars soll im Jahre 2013 mit einer Ariane 5 auf den Weg zum Roten Planeten gebracht werden. Es handelt sich um einen solarbetriebenen Rover, der mit aufwändigen Messinstrumenten für die biologisch-chemische Untersuchung des Marsbodens ausgestattet ist. Kernstück der "Pasteur" genannten Ausrüstung ist ein Bohrgerät, das bis in eine Tiefe von zwei Metern in den Marsboden, egal ob Sand, Geröll oder festes Gestein, eindringen kann. Die Bohrapparatur erlaubt die gezielte Probennahme in einer gewählten Tiefe und ermöglicht das Aufstellen von detaillierten Bodenprofilen. Die gewonnenen Proben werden dann von zwölf Messinstrumenten im Detail untersucht. Insbesondere soll nach möglicher biologischer Aktivität gesucht werden. Exomars wird in einzigartiger Weise Mobilität sowohl auf als auch unter der Marsoberfläche bieten, etwas, was noch keiner anderen Raumsonde möglich war.
Steine vom Mars
Aber der Blick der ESA richtet sich auch über Exomars hinaus auf den Mars. In den Jahren 2020 bis 2022 möchte die ESA zusammen mit der US-Raumfahrtbehörde NASA eine Probenrückholmission auf den Weg zum Roten Planeten bringen, die einige hundert Gramm Marsgestein und Marsboden zur Erde zurückführen soll. Die Zusammenarbeit wird vor allem auch aus finanzieller Sicht angestrebt, denn eine grobe Schätzung der ESA taxiert die Kosten dieser so genannten Sample Return Mission auf satte fünf Milliarden Euro. Wie die Details der Zusammenarbeit aussehen könnten, ist noch Sache von Verhandlungen. Allerdings ist die Gewinnung von Bodenproben des Roten Planeten eine Grundvoraussetzung dafür, überhaupt über bemannte Flüge zum Mars nachdenken zu können, so Simonetta Di Pippo zu "Sterne und Weltraum".
Um die Kosten des bemannten Flugs zum Mars überhaupt auch nur grob abschätzen zu können, möchte Di Pippo eine weitere Sonde zum Roten Planeten schicken, die vor Ort untersucht, welche verwendbaren Stoffe der Mars für eine bemannte Mission bereithält, die man dort nutzten könnte. Dies betrifft vor allem Wasser, die Gase in der Atmosphäre sowie die Minerale und Gesteine des Marsbodens. Die Sonde wäre somit hauptsächlich ein Technologiedemonstrator für die in-situ-Gewinnung von Treibstoffen aus den Atmosphärengasen und aus dem als Eis vorhandenen Wasser. Lassen sich wirklich auf dem Mars Treibstoffe und Sauerstoff produzieren und nutzen? Wenn ja, würde dies die Kosten für bemannte Flüge drastisch reduzieren, da man dann nicht alle Verbrauchsmaterialien für den Flug teuer von der Erde zum Mars schaffen müsste. Hierzu gibt es viele Theorien, aber man sollte es auf jeden Fall testen, ob man "vom Marsland" wirklich leben kann, so Di Pippo.
Der Mond als Testlabor?
Natürlich ist auch unser nächster kosmischer Nachbar, der Mond, ins Visier der ESA gerückt. Es wird immer wieder davon gesprochen, dass sich der Mond als Testgebiet für den bemannten Marsflug eignen würde. Dieser Meinung schließt sich Di Pippo nur mit Vorsicht an, da die beiden Himmelskörper in ihren Eigenschaften so grundverschieden sind. Sicherlich ließen sich Teilaspekte des bemannten Marsflugs auf dem Mond testen. Eine der ersten Aufgaben der ESA-Abteilung für den bemannten Raumflug wird sein, festzustellen, welche Aspekte sich nun wirklich auf dem Mond erproben lassen.
Dass der Erdmond wieder im Gespräch ist, zeigen auch deutlich verschiedene Entwürfe für unbemannte Landesonden für den Erdtrabantenen, die von den europäischen Raumfahrtfirmen EADS-Astrium und OHB-System auf der Messe präsentiert werden. Manche Vorschläge sehen den Transport von Rovern und auf Beinen schreitenden Laufrobotern vor. Diese sollen in die "Krater der ewigen Finsternis" an den Mondpolen eindringen und dort nach Wassereis Ausschau halten. Andere Missionen sollen der Probenrückführung dienen.
Die ILA-Berlin wird dieses Jahr ausführlich für die Vorstellung von Konzepten genutzt, da im November 2008 die Ministerratstagung der ESA-Mitgliedsländer ansteht, wo wichtige Weichenstellungen für die nächsten Jahre des europäischen Weltraumprogramms getroffen werden sollen. Unter anderem stehen hier Entscheidungen an, ob die ESA einen eigenständigen bemannten Zugang zum All auf der Basis der Trägerrakete Ariane 5 und des "Automated Transfer Vehicle ATV" entwickeln darf. Die europäische Industrie drängt intensiv darauf, da sie sich natürlich davon satte Entwicklungs- und Bauaufträge erhofft. Wie die Entscheidung aber ausgehen wird, das steht wohl wirklich noch in den Sternen.
Tilmann Althaus, Redakteur "Sterne und Weltraum", von der ILA-Berlin
Exomars soll im Jahre 2013 mit einer Ariane 5 auf den Weg zum Roten Planeten gebracht werden. Es handelt sich um einen solarbetriebenen Rover, der mit aufwändigen Messinstrumenten für die biologisch-chemische Untersuchung des Marsbodens ausgestattet ist. Kernstück der "Pasteur" genannten Ausrüstung ist ein Bohrgerät, das bis in eine Tiefe von zwei Metern in den Marsboden, egal ob Sand, Geröll oder festes Gestein, eindringen kann. Die Bohrapparatur erlaubt die gezielte Probennahme in einer gewählten Tiefe und ermöglicht das Aufstellen von detaillierten Bodenprofilen. Die gewonnenen Proben werden dann von zwölf Messinstrumenten im Detail untersucht. Insbesondere soll nach möglicher biologischer Aktivität gesucht werden. Exomars wird in einzigartiger Weise Mobilität sowohl auf als auch unter der Marsoberfläche bieten, etwas, was noch keiner anderen Raumsonde möglich war.
Steine vom Mars
Aber der Blick der ESA richtet sich auch über Exomars hinaus auf den Mars. In den Jahren 2020 bis 2022 möchte die ESA zusammen mit der US-Raumfahrtbehörde NASA eine Probenrückholmission auf den Weg zum Roten Planeten bringen, die einige hundert Gramm Marsgestein und Marsboden zur Erde zurückführen soll. Die Zusammenarbeit wird vor allem auch aus finanzieller Sicht angestrebt, denn eine grobe Schätzung der ESA taxiert die Kosten dieser so genannten Sample Return Mission auf satte fünf Milliarden Euro. Wie die Details der Zusammenarbeit aussehen könnten, ist noch Sache von Verhandlungen. Allerdings ist die Gewinnung von Bodenproben des Roten Planeten eine Grundvoraussetzung dafür, überhaupt über bemannte Flüge zum Mars nachdenken zu können, so Simonetta Di Pippo zu "Sterne und Weltraum".
Um die Kosten des bemannten Flugs zum Mars überhaupt auch nur grob abschätzen zu können, möchte Di Pippo eine weitere Sonde zum Roten Planeten schicken, die vor Ort untersucht, welche verwendbaren Stoffe der Mars für eine bemannte Mission bereithält, die man dort nutzten könnte. Dies betrifft vor allem Wasser, die Gase in der Atmosphäre sowie die Minerale und Gesteine des Marsbodens. Die Sonde wäre somit hauptsächlich ein Technologiedemonstrator für die in-situ-Gewinnung von Treibstoffen aus den Atmosphärengasen und aus dem als Eis vorhandenen Wasser. Lassen sich wirklich auf dem Mars Treibstoffe und Sauerstoff produzieren und nutzen? Wenn ja, würde dies die Kosten für bemannte Flüge drastisch reduzieren, da man dann nicht alle Verbrauchsmaterialien für den Flug teuer von der Erde zum Mars schaffen müsste. Hierzu gibt es viele Theorien, aber man sollte es auf jeden Fall testen, ob man "vom Marsland" wirklich leben kann, so Di Pippo.
Der Mond als Testlabor?
Natürlich ist auch unser nächster kosmischer Nachbar, der Mond, ins Visier der ESA gerückt. Es wird immer wieder davon gesprochen, dass sich der Mond als Testgebiet für den bemannten Marsflug eignen würde. Dieser Meinung schließt sich Di Pippo nur mit Vorsicht an, da die beiden Himmelskörper in ihren Eigenschaften so grundverschieden sind. Sicherlich ließen sich Teilaspekte des bemannten Marsflugs auf dem Mond testen. Eine der ersten Aufgaben der ESA-Abteilung für den bemannten Raumflug wird sein, festzustellen, welche Aspekte sich nun wirklich auf dem Mond erproben lassen.
Dass der Erdmond wieder im Gespräch ist, zeigen auch deutlich verschiedene Entwürfe für unbemannte Landesonden für den Erdtrabantenen, die von den europäischen Raumfahrtfirmen EADS-Astrium und OHB-System auf der Messe präsentiert werden. Manche Vorschläge sehen den Transport von Rovern und auf Beinen schreitenden Laufrobotern vor. Diese sollen in die "Krater der ewigen Finsternis" an den Mondpolen eindringen und dort nach Wassereis Ausschau halten. Andere Missionen sollen der Probenrückführung dienen.
Die ILA-Berlin wird dieses Jahr ausführlich für die Vorstellung von Konzepten genutzt, da im November 2008 die Ministerratstagung der ESA-Mitgliedsländer ansteht, wo wichtige Weichenstellungen für die nächsten Jahre des europäischen Weltraumprogramms getroffen werden sollen. Unter anderem stehen hier Entscheidungen an, ob die ESA einen eigenständigen bemannten Zugang zum All auf der Basis der Trägerrakete Ariane 5 und des "Automated Transfer Vehicle ATV" entwickeln darf. Die europäische Industrie drängt intensiv darauf, da sie sich natürlich davon satte Entwicklungs- und Bauaufträge erhofft. Wie die Entscheidung aber ausgehen wird, das steht wohl wirklich noch in den Sternen.
Tilmann Althaus, Redakteur "Sterne und Weltraum", von der ILA-Berlin
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