SpaceX-Testflug: Starship explodiert nach vier Minuten Flug
Der heutige Testflug von Starship, dem neuen Raketensystem des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX, ist in einer Explosion geendet. Um 15:33 Uhr deutscher Zeit hob die bisher größte und leistungsstärkste Rakete in der Geschichte der Raumfahrt vom Weltraumbahnhof Starbase in Texas ab. Der Flug schien zunächst nach Plan zu laufen, doch bereits in der Startphase war deutlich sichtbar, dass nicht alle 33 Triebwerke der ersten Stufe funktionierten. Nach etwas mehr als zwei Minuten begann die Rakete sichtbar zu taumeln; die Trennung von erster und zweiter Stufe schlug dann ganz fehl. Genau vier Minuten nach dem Abheben sprengte das Kontrollzentrum Starship in einer Höhe von 30 Kilometern über dem Golf von Mexiko.
Es war bereits der zweite Startversuch von Starship. Der erste war am 17. April wenige Minuten vor Ende des Countdowns gestoppt worden, als Grund nannte SpaceX Probleme beim Betanken der Rakete. Auch heute gab es 40 Sekunden vor dem Ende des Countdowns eine kurze Unterbrechung, unter anderem wegen Abweichungen beim Befüllen des Tanks. Nach fünf Minuten jedoch setzte das Kontrollzentrum den Countdown fort und ließ die Rakete abheben.
Erstmals saß die Weltraumfähre dabei auf der ihr zugedachten Trägerrakete, der Super Heavy. Zusammen sind sie 120 Meter hoch und damit noch einmal zehn Meter länger als die bislang stärkste Rakete, die Saturn V, welche die Apollo-Astronauten auf ihre Flüge zum Mond brachte. Angetrieben wird sie von Methan und flüssigem Sauerstoff. Die insgesamt 33 »Raptor«-Raketentriebwerke des Super-Heavy-Boosters entwickeln den immensen Schub, der nötig ist, um Rakete und Starship in die Luft zu heben – wenn sie denn alle funktionieren. Möglicherweise war der Ausfall von fünf dieser Triebwerke der Grund für das Taumeln der Rakete. Die instabile Fluglage könnte die Trennung der beiden Stufen dann unmöglich gemacht haben.
Eigentlich war vorgesehen, dass Starship zwei Minuten und 52 Sekunden nach Lift-off seine Trägerrakete abwirft und wenige Sekunden später seine eigenen Antriebe zündet. Doch das gelang aus bisher unbekannten Gründen nicht. Daraufhin entschied man sich, die Rakete zu zerstören. Im Livestream von SpaceX wurde der Start trotzdem als Erfolg bezeichnet: Alles nach dem Abheben sei »das Sahnehäubchen«. Allerdings deuten die fünf ausgefallenen Raketenmotoren der ersten Stufe darauf hin, dass die Probleme womöglich schon sehr früh im Flug begannen.
Außerdem sollte Starship nach der Trennung von der Trägerrakete für rund sechs Minuten seine eigenen Triebwerke zünden und eine Stunde im Gleitflug auf eine Höhe von rund 240 Kilometern aufsteigen. Dabei hätte es die für den Eintritt in einen niedrigen Erdorbit nötige Geschwindigkeit von etwa 28 000 Kilometer pro Stunde erreichen, aber sofort wieder in die Erdatmosphäre eintreten und in der Nähe von Hawaii in den Pazifik stürzen sollen. Insgesamt war für den Testflug eine Dauer von rund 90 Minuten vorgesehen.
Beide Systeme sind als wiederverwendbare Einheiten ausgelegt, die aus eigener Kraft wieder senkrecht landen können. Das sollte aber bei diesem Testflug nicht ausprobiert werden. Die Wiederverwendbarkeit könnte die Kosten für Raketenstarts drastisch reduzieren. In Verbindung mit der enormen Schubkraft und dem großvolumigen Frachtraum sehen manche Fachleute dank SpaceX' Rakete bereits eine neue Ära der Raumfahrt beginnen. (Mehr dazu auf Spektrum.de: »Mit Superraketen auf zu neuen Welten«). Im Jahr 2025 möchte die NASA an Bord des Starships ihre Astronauten der Artemis-3-Mission zu einer Mondlandung schicken. Auch Mondumrundungen für zahlende Gäste sind geplant.
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