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News: Spät entdeckte Liebe

Nicht alle Hefepilze sind so harmlos wie die Bäckerhefen. Ihre pathogenen Verwandten lösen beim Menschen oft sehr hartnäckige, und wenn sie ins Blut übergehen sogar zum Teil lebensgefährliche Krankheiten aus. Einer der wichtigsten Erreger so genannter Mykosen ist Candida albicans. Im Unterschied zu seinen nützlichen Vertretern wurde bei dieser pathogenen Art bisher keine geschlechtliche Vermehrung beobachtet. Indem sie einzelne Gene eines einzelligen Pilzfadens entfernten, wiesen Wissenschaftler nun nach, dass diese sich doch geschlechtlich vermehren. Der Pilz fusionierte mit einem genetisch vollständigen Faden der gleichen Art zu einem neuen Organismus, der wieder den kompletten Gensatz aufwies.
Manche Arten von Hefepilzen sind für den Menschen alles andere als erfreulich. Der Pilz Candida albicans beispielsweise befällt die Haut und Schleimhäute und ist Verursacher der so genannten Soor-Mykose. Befällt er das Blut, so kann er sich in verschiedenen Organen ansiedeln und führt in 30 bis 50 Prozent der Fälle zum Tod. Dieser Hefepilz ist einer der häufigsten Krankheitserreger in der Mundhöhle und dem weiblichen Genitaltrakt. Bei Menschen mit angeschlagenem Immunsystem breitet sich C. albicans als opportunistischer Erreger aus. Die Behandlung von Candida-Infektionen ist schwierig, da wirksame Medikamente hochgiftig sind und sich resistente Stämme mehr und mehr ausbreiten. Um neue Medikamente zu entwickeln, müssen Wissenschaftler deshalb die Biologie der schädlichen Erreger genau kennen. Aber selbst der Vermehrungszyklus des Pilzes barg für die Wissenschaftler eine bisher übersehene Überraschung. Bisher vermuteten die Forscher, dass sich C. albicans im Gegensatz zu den harmlosen Bäcker-Hefe-Pilzen nur ungeschlechtlich fortpflanzt.

Dass sich der gefährliche Pilz jedoch auch geschlechtlich vermehren kann, fanden Beatrice B. Magee und ihre Mitarbeiter von der University of Minnesota nun heraus. Nachdem Christina Hull und Alexander Johnson von der University of California in San Francisco eine genetische Kopie des Pilzes untersuchten, isolierten sie aus ihr potentielle Gene, die bei der Bäckerhefe die geschlechtliche Fortpflanzung kontrollieren. Magee und ihre Mitarbeiter entfernten daraufhin eines dieser Gene von einem C. albicans-Pilzfaden. Anschließend brachten sie den Organismus mit einem weiteren zusammen, der das fehlende Gen enthielt. Sobald sich die beiden Fäden trafen, vereinigten sie sich genauso, wie ihre geschlechtlichen Bäckerhefe-Verwandten: Zwei einzellige Hefestränge schmelzen zu einem einzigen Organismus zusammen, und kombinieren dabei das genetische Material ihrer Eltern. "C. albicans wurde mehr als 100 Jahre untersucht, zeigte aber noch nie ein sexuelles Stadium in seinem Lebenszyklus und trotzte bisher allen Paarungsversuchen", meint Dannis M. Dixon vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases.

Mit ihrer Entdeckung erhoffen sich die Forscher nun herauszufinden, wie der Mikroorganismus Krankheiten verursacht und wie er sich den Abwehrkräften des Körpers entzieht. Da sie die Biologie von C. albicans jetzt besser verstehen, halten es die Wissenschaftler außerdem für möglich, neue Ansatzstellen für Medikamente zu finden. "Es besteht kein Zweifel, dass der Nachweis einer sexuellen Vermehrung laufende Programme zur Entdeckung neuer Medikamente erleichtert und pharmazeutische Unternehmen zu neuen Nachforschungen anregt", meint Magee.

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