News: Spät entdeckte Liebe
Dass sich der gefährliche Pilz jedoch auch geschlechtlich vermehren kann, fanden Beatrice B. Magee und ihre Mitarbeiter von der University of Minnesota nun heraus. Nachdem Christina Hull und Alexander Johnson von der University of California in San Francisco eine genetische Kopie des Pilzes untersuchten, isolierten sie aus ihr potentielle Gene, die bei der Bäckerhefe die geschlechtliche Fortpflanzung kontrollieren. Magee und ihre Mitarbeiter entfernten daraufhin eines dieser Gene von einem C. albicans-Pilzfaden. Anschließend brachten sie den Organismus mit einem weiteren zusammen, der das fehlende Gen enthielt. Sobald sich die beiden Fäden trafen, vereinigten sie sich genauso, wie ihre geschlechtlichen Bäckerhefe-Verwandten: Zwei einzellige Hefestränge schmelzen zu einem einzigen Organismus zusammen, und kombinieren dabei das genetische Material ihrer Eltern. "C. albicans wurde mehr als 100 Jahre untersucht, zeigte aber noch nie ein sexuelles Stadium in seinem Lebenszyklus und trotzte bisher allen Paarungsversuchen", meint Dannis M. Dixon vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases.
Mit ihrer Entdeckung erhoffen sich die Forscher nun herauszufinden, wie der Mikroorganismus Krankheiten verursacht und wie er sich den Abwehrkräften des Körpers entzieht. Da sie die Biologie von C. albicans jetzt besser verstehen, halten es die Wissenschaftler außerdem für möglich, neue Ansatzstellen für Medikamente zu finden. "Es besteht kein Zweifel, dass der Nachweis einer sexuellen Vermehrung laufende Programme zur Entdeckung neuer Medikamente erleichtert und pharmazeutische Unternehmen zu neuen Nachforschungen anregt", meint Magee.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 13.2.2000
"'Probiotische' Damenhygiene" - Spektrum Ticker vom 10.3.1999
"Die Tricks eines ganz gewöhnlichen Pilzes" - Spektrum Ticker vom 5.3.1998
"Des Pilzes geheimer Schlüssel"
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