Gemeinsame Pressekonferenz: Spahn und RKI-Chef warnen vor Verschärfung der Coronalage
Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz haben Noch-Gesundheitsminister Jens Spahn und der Präsident des Robert Koch-Instituts Lothar Wieler ihrer Sorge um die pandemische Entwicklung in Deutschland Ausdruck verliehen. »Die Pandemie ist alles andere als vorbei«, sagte der CDU-Politiker am Mittwoch in Berlin mit Blick auf die rasant steigende Inzidenz. Wichtig sei nun erneut, eine Überlastung des Gesundheitswesens zu verhindern. Nötig seien Testkonzepte in allen Pflegeheimen. Wo die Inzidenz besonders hoch ist, müsse von der 2G-Regelung Gebrauch gemacht werden. Kontaktbeschränkungen oder gar einen generellen Lockdown auch für Geimpfte und Genese schloss der geschäftsführende Minister allerdings aus.
Spahn und RKI-Chef Lothar Wieler wiesen daraufhin, dass auch eine vollständige Impfung oder überstandene Infektion nicht zu 100 Prozent vor einer Coronainfektion schützen könnten, insbesondere bei älteren Menschen, die ohnehin stärker durch die Krankheit bedroht sind. Darum sei es wichtig, das Tempo bei der Auffrischungsimpfung zu erhöhen. Alle Länder sollten Menschen ab 60 Jahren anschreiben und auf die Möglichkeit einer Boosterimpfung hinweisen. Mit Blick auf die Praxen sagte der Minister: »Zu viele Impfwillige finden aktuell keinen Arzt, der sie impft.« Er wolle daher mit Ärztevertretern über Lösungen dafür sprechen. Wichtig seien zudem öffentliche Boosterangebote. Die vielfach bereits geschlossenen großen Impfzentren müssten deswegen nicht unbedingt wieder eröffnet werden, was einige bereits gefordert hatten.
Wichtig sei jetzt, den Eindruck von Geschlossenheit in der Politik zu erzeugen und gemeinsame Standards für alle Regionen zu setzen. Deswegen machte sich Spahn erneut auch für eine Bund-Länder-Spitzenrunde stark. Es sei wichtig, neben den Gesundheitsministern die Ministerpräsidenten ins Boot zu nehmen und Entscheidungen auf eine möglichst breite Basis zu stellen.
Auch der Präsident des Robert Koch-Instituts warnte auf der Pressekonferenz vor einer weiteren Verschärfung der Coronalage in Deutschland. »Wenn wir jetzt nicht gegensteuern, wird diese vierte Welle wieder viel Leid bringen. Es werden viele Menschen schwer erkranken und sterben und das Gesundheitswesen wird wieder stark belastet.« Die vierte Welle entwickle sich genau wie befürchtet, da nicht genügend Menschen geimpft seien und Verhaltenshinweise zum Schutz vor Ansteckungen sowie die 2- und 3G-Regeln nicht mehr ausreichend umgesetzt würden. »Das sind erschreckende Zahlen«, sagte Wieler mit Blick auf die erfassten Todesfälle in Deutschland. (jad)
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