News: Spannung ist gut für die Nerven
"Hat sich das Nervensystem erstmal gebildet, könnte weiteres Wachstum viel Verwirrung stiften. So produziert der Körper aktiv Chemikalien, die das Axon am Wachstum hindern", beschreibt Douglas Smith vom University of Pennsylvania Medical Center die Ausgangslage. Um so mehr ein Anreiz für sein Team, einen neuen Ansatz zu verfolgen. Sie begannen mit einer Gruppe von Neuronen, die in Zellkultur über zwei Membranen wuchsen. Dann trennten sie die Membranen schrittweise voneinander, indem ein Motor sie mit minimaler Geschwindigkeit auseinander zog. Nur ein paar Tausendstel Zentimeter in wenigen Minuten entfernten sich die Schichten. Für menschliche Wesen eine winzige Strecke, doch auf Zellebene eine ganze Welt. Aber die Wissenschaftler gewannen durch die permanente Dehnübung einen ganzen Zentimeter hinzu. Und wenn sich die Nervenzellen schon so weit ausstreckten, warum sollte es dann nicht noch weiter gehen?
Während dieser Experimente bemerkte Smith noch ein anderes seltsames Phänomen: Die gedehnten Nervenfasern, die aus Tausenden von Axonen bestanden, ordneten sich selbstständig in noch größere Einheiten. Diese Strukturen könnten wie eine Brücke das verletzte Gewebe überspannen, beide Seiten miteinander verbinden und so das Nervensignal passieren lassen.
Für eine Transplantation scheint dieses Modell allerdings noch nicht geeignet. Der Körper würde die Membranen, an denen sich die verlängerten Nervenzellen festhalten, einfach absorbieren. Doch Smith hofft auf die eigene Verbindungsfähigkeit der Zellen, die möglicherweise eine transplantierte Axonbrücke erlaubt. "Axone sind promiskuitive kleine Dinger", sagt Smith. "Und wir zählen auf ihre angeborene Tendenz, herumzuspähen und neue Verbindungen einzugehen."
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