Artenvielfalt: Spektakulärer Kolibri in den Anden entdeckt
Viele Vogelarten, die in den letzten Jahren neu beschrieben wurden, waren grau oder braun oder sind nachts aktiv, weshalb sie Biologen lange entgingen. Der Blaukehl-Andenkolibri (Oreotrochilus cyanolaemus) fällt in keine der beiden Kategorien – im Gegenteil. Die Art fällt durch ihre leuchtend blaue Kehle, den grünen Kopf und Rücken sowie den weißen Bauch eigentlich deutlich auf. Dennoch wurde der Vogel erst 2017 durch Francisco Sornoza vom ecuadorianischen Instituto Nacional de Biodiversida erstmals beobachtet und nun in »The Auk: Ornithological Advances» wissenschaftlich beschrieben. Der Blaukehl-Andenkolibri lebt nach bisherigem Kenntnisstand in einem kleinen, eng begrenzten Gebiet im Süden Ecuadors, das vielleicht nur 100 Quadratkilometer groß ist.
Sornoza und sein Team schätzen den Gesamtbestand des Vogels auf vielleicht nur 500 Tiere, die zudem spezielle Ansprüche an ihren Lebensraum im Hochgebirge haben: Sie kommen wohl ausschließlich an von Büschen bestandenen Bächen im Paramo vor – einem von Gräsern und bestimmten Holzpflanzen dominierten Ökosystem. Dieses wird aber vor Ort intensiv zur Viehweide genutzt, regelmäßig abgebrannt und stellenweise mit Nadelholzplantagen aufgeforstet. Ein Teil des Gebiets ist zudem für den Goldabbau freigegeben. Die Art gilt daher bereits ernsthaft als vom Aussterben bedroht, zumal noch kein Naturschutzgebiet im Verbreitungsgebiet vorhanden ist.
Die Anden mit ihren verschiedenen Gebirgszügen und stark isolierten unterschiedlichen Lebensräumen beheimaten die Mehrzahl der bekannten Kolibriarten, die oft in nur kleinen Regionen vorkommen. Vor wenigen Jahren wurde beispielsweise in einem winzigen Abschnitt der kolumbianischen Anden eine bis dahin unbekannte Kolibrispezies entdeckt. Und auch in anderen Tiergruppen tauchen immer wieder neue, relativ große Spezies auf – etwa der Olinguito (Bassaricyon neblina), ein mardergroßes Säugetier, das ebenfalls in Ecuador lebt.
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