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Spermienqualität: Spermien: Besser langlebig als flink?

Wenn die Chancen von Spermien bewertet werden, dann redet man meist über ihre Geschwindigkeit im Sprint zur Eizelle. Aber was ist mit ihrer Ausdauer?
Künstlerische Darstellung von gesunden Spermien

Der Wettbewerb von Spermien auf dem Weg zur Eizelle ist ein Sprint: Sieger wird hier, wer am schnellsten alle Hindernisse überwindet und zur Befruchtung schreitet. Kein Wunder also, dass zweifelhafte Versprechungen glauben machen, man könne die Qualität des Spermas allein anhand der Agilität sogar im Heimtest ermitteln. Tatsächlich spielt die Beweglichkeit von Spermien bei der zumindest vorläufigen professionellen Bewertung eine gewisse Rolle. Doch Vorsicht: Vielleicht nicht beim Menschen, immerhin aber im erweiterten Kreis der Wirbeltiere sollte man andere Qualitätsmerkmale nicht außer Acht lassen, wenn es optimale von weniger hochwertigen Samenzellen zu unterscheiden gilt. Wichtig kann zum Beispiel die Langlebigkeit der Samenzellen unter widrigen Umständen sein. Und mindestens bei Zebrafischen ist diese womöglich sogar wichtiger als manch anderes, meint nun ein Team um Simone Immler von der University of East Anglia in einer Studie in »Evolution Letters«.

Die Forscher hatten in einem Experiment zunächst getestet, wie lange die Spermien von Zebrafischen in einfachem Süßwasser überleben, und waren dabei auf deutliche Unterschiede gestoßen: Während viele Spermien schon nach 25 Sekunden bewegungslos waren, überlebten andere bis zu eine Minute lang. Das Team fragte sich nun, ob Fische, die aus mit langlebigen Spermien befruchteten Eizellen entstanden, später irgendwelche Vor- oder Nachteile haben. Zu diesem Zweck gaben sie zu einem Wasser-Spermien-Mix einige Eizellen erst nach 25 Sekunden – diese wurden also nur von den ausdauernden Spermien befruchtet –, und begutachteten den so produzierten Nachwuchs in allerlei Hinsicht.

Zur Verblüffung der Arbeitsgruppe zeigte sich tatsächlich ein deutlicher Effekt vor allem bei den ausgewachsenen männlichen Fischen: Diese lebten länger und waren insgesamt fitter als der Duchschnittszebrafisch. Zudem zeugten sie in ihrem Leben dann auch mehr Nachwuchs. Offenbar, so die Schlussfolgerung des Teams, selektiert man mit den ausdauernden qualitativ hochwertigere Spermien.

Es überrascht aus Sicht der biologischen Lehrmeinung allerdings, dass robustere Spermien auch ein hochwertigeres Set von Genen tragen sollen, die dann die spätere Fortpflanzung und Fitness beeinflussen. Denn eigentlich legen Überlegungen eher nahe, dass das in den Spermien transportierte Erbgut kaum Einfluss auf das Spermium selbst haben sollte. Denn hier entscheidet eigentlich das Erbgut des Spermien produzierenden Männchens: Dessen Gene und Genprodukte bestimmen über die Fitness seines Körpers und bauen ja zum Beispiel auch den Apparat der Spermatogenese – also der Spermienproduktion –, um darüber dann etwa die Qualität der dort produzierten Produkte zu steigern oder zu senken.

Unklar ist in jedem Fall, ob aus den Funden an Zebrafischen irgendwelche Rückschlüsse auf Säugetiere oder gar den Menschen getroffen werden können. Immerhin unterscheiden sich Lebensraum und auch die Art der Befruchtung drastisch – Fische haben beispielsweise bis auf wenige Ausnahmen die innere Befruchtung nach einer Kopulation aufgegeben und befruchten meist die abgelaichten Eier in offenem Wasser. Unter solchen Umständen dürfte das Überleben im Wasser für Spermien auch eine andere Bedeutung haben.

Dennoch sei es spannend, so die Forscher um Immler, dass offenbar eine Konkurrenzsituation von einzelnen Spermien in einem Ejakulat besteht – und ein nach Qualität aussiebendes Verfahren Einfluss auf die kommende Generation hat. Es sei eben durchaus vorstellbar, dass ganz ähnliche Mechanismen auch beim Menschen eine Rolle spielen – und zumindest bei der Auswahl von hochwertigen Samenzellen etwa für künstliche Befruchtung sollte man dies im Auge haben, legen die Autoren der Zebrafischstudie nahe.

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