Sexuelle Selektion: Spermien kämpfen um besseren Nachwuchs
Eine sexuelle Erfolgsstrategie hat sich im Tierreich bewährt: Weibchen paaren sich mit mehreren Samenspendern, um dann später in Ruhe qualitativ hochwertige Spermien eines Top-Männchens auszuwählen und die minderwertige Gene eines Ungenügenden von ihren Eiern fernzuhalten. Allerdings stehen auch die Männchen dieser diskreten weiblichen Spermienselektion – einer Strategie der "kryptischen Weibchenwahl" (female cryptic choice) – nicht hilflos gegenüber: Sie haben allerlei Gegenmaßnahmen ergriffen, um die Chancen ihrer eigenen Spermien in der Konkurrenzsituation zu erhöhen. Gleich drei Forschergruppen melden nun einen neuen Zwischenstand beim Geschlechterkampf im Weibchen.
Forscher um Scott Pitnick bringen dabei zunächst Farbe ins Spiel, um die undurchsichtigen Vorgänge live beobachten zu können: Dem Team von der Syracuse University gelang es, eine Taufliegenjungfrau hintereinander mit zwei Männchen zu verpaaren, deren Spermienausstattung sie zuvor auf gentechnischem Weg mit roten beziehungsweise grünen Fluoreszenzproteinen unverwechselbar gemacht hatten. Dann beobachteten die Forscher, welche Wege die Spermien des Zweitbesamers einschlugen, wenn die Spermasammelorgane des Weibchens bereits vom Vorgänger gefüllt waren [1].
Das Weibchen bleibt hierbei übrigens ziemlich neutral, wenn auch nicht passiv, so die Forscher weiter: Zwar stößt das Weibchen am Ende der Paarungsphase vor der Befruchtung überzählige Spermien aus, sie selektiert dabei aber offensichtlich nie zwischen der Samenspende des ersten und des zweiten Partners und benachteiligt damit keine Seite offensichtlich.
Außerdem schauen auch die Weibchen der zur Mehrfachpaarung neigenden Arten der zerstörerischen Auseinandersetzung der Spermien ihrer Partner nicht tatenlos zu, so die Forscher weiter: Sie produzieren ihrerseits Sekrekte in ihren Geschlechtsorganen, die die Kampfstoffe der Männchen wirkungslos machen. Souverän darüber, welches Männchen in seinem Geschlechtstrakt die Oberhoheit bekommt, bleibt demnach das Weibchen. Allerdings muss sie dafür Kosten und Mühen in die Produktion des neutralisierenden Sekrets stecken.
Auch das ist manchem Weibchen im Tierreich scheinbar zu viel des Aufwands: Strandschnecken – deren Weibchen sich ebenfalls immer mit erstaunlich vielen Männchen paaren – lassen das zum Zweck der größeren Auswahl verschiedener Spermien offenbar einfach mit sich geschehen, berichten Marina Panva von der Universität Göteborg in Schweden [3]. Wahrscheinlich, so die nüchterne Schlussfolgerung der Forscher, ist es den Schneckenweibchen schlicht zu anstrengend, sich der anstürmenden Männchenschar ständig zu erwehren. (jo)
Forscher um Scott Pitnick bringen dabei zunächst Farbe ins Spiel, um die undurchsichtigen Vorgänge live beobachten zu können: Dem Team von der Syracuse University gelang es, eine Taufliegenjungfrau hintereinander mit zwei Männchen zu verpaaren, deren Spermienausstattung sie zuvor auf gentechnischem Weg mit roten beziehungsweise grünen Fluoreszenzproteinen unverwechselbar gemacht hatten. Dann beobachteten die Forscher, welche Wege die Spermien des Zweitbesamers einschlugen, wenn die Spermasammelorgane des Weibchens bereits vom Vorgänger gefüllt waren [1].
Verblüffendes Ergebnis: Eigentlich geht es erstaunlich fair zu beim Wettlauf rot gegen grün. Beide Spermienfarben bewegen sich etwa gleich schnell im weiblichen Genitaltrakt fort. Gelegentlich schaffen es die Nachzüglerspermien dabei, die schon vorher eingenisteten Konkurrenten zu verdrängen – anders als eigentlich erwartet, beschädigen sie sie dabei aber nicht ernstlich. Je größer ein Samenfaden und je länger er tatsächlich im Weibchen verbleiben kann, desto größer seine Chance, tatsächlich auch ein Ei zu befruchten.
Das Weibchen bleibt hierbei übrigens ziemlich neutral, wenn auch nicht passiv, so die Forscher weiter: Zwar stößt das Weibchen am Ende der Paarungsphase vor der Befruchtung überzählige Spermien aus, sie selektiert dabei aber offensichtlich nie zwischen der Samenspende des ersten und des zweiten Partners und benachteiligt damit keine Seite offensichtlich.
Bei anderen Insekten läuft der Kampf Spermium gegen Spermium mit härteren Bandagen, wie eine vergleichende Analyse der Paarungsstrategien von Bienen, Blattschneiderameisen und ein paar anderen Hautflüglern zeigt. Jacobus Boomsma von der Universität Kopenhagen und seine Kollegen haben dabei zunächst einen Blick auf die Waffen der Männer geworfen: die Flüssigkeit, die mitsamt den Spermien ausgestoßen wird. Sie schützt die wertvollen Genfähren einerseits chemisch, greift aber andererseits die Spermien anderer Individuen derselben Art an, wie die Forscher zeigen konnten [2]. Dies dürfte die eigenen Befruchtungschanchen steigern, wenn im Weibchen konkurrierende Spermien angetroffen werden. Bei verwandten Arten, bei denen sich Weibchen aber nur immer mit einem Partner statt mit mehreren paaren, kommen solche chemischen Spermienkampfstoffe tatsächlich nicht vor.
Außerdem schauen auch die Weibchen der zur Mehrfachpaarung neigenden Arten der zerstörerischen Auseinandersetzung der Spermien ihrer Partner nicht tatenlos zu, so die Forscher weiter: Sie produzieren ihrerseits Sekrekte in ihren Geschlechtsorganen, die die Kampfstoffe der Männchen wirkungslos machen. Souverän darüber, welches Männchen in seinem Geschlechtstrakt die Oberhoheit bekommt, bleibt demnach das Weibchen. Allerdings muss sie dafür Kosten und Mühen in die Produktion des neutralisierenden Sekrets stecken.
Auch das ist manchem Weibchen im Tierreich scheinbar zu viel des Aufwands: Strandschnecken – deren Weibchen sich ebenfalls immer mit erstaunlich vielen Männchen paaren – lassen das zum Zweck der größeren Auswahl verschiedener Spermien offenbar einfach mit sich geschehen, berichten Marina Panva von der Universität Göteborg in Schweden [3]. Wahrscheinlich, so die nüchterne Schlussfolgerung der Forscher, ist es den Schneckenweibchen schlicht zu anstrengend, sich der anstürmenden Männchenschar ständig zu erwehren. (jo)
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