Biomechanik: Spinnen sichern sich guten Halt
An einer senkrechten Glaswand haften – das bringen selbst vergleichweise schwere Vogelspinnen zu Wege. Im Jahr 2006 hatten Stanislav Gorb, inzwischen an der Universität Kiel, und seine Kollegen herausgefunden, dass die Tiere dafür einen seidenen Sicherheitsgurt nutzen: Sie sondern Spinnenseide ab, doch nicht über ihre normalen Spinndrüsen, sondern an den Füßen. Nachdem dies zunächst von anderen Forschergruppen bestritten wurde, kommt nun Unterstützung aus Großbritannien: Auch Claire Rind und ihre Kollegen an der University of Newcastle entdeckten entsprechende Spuren. Außerdem konnten sie die verantwortlichen Spinndrüsen in den Tarsen unter dem Elektronenmikroskop nachweisen [1].
Im Kampf gegen das Schlittern setzen manche Spinnen zudem auf einen Feuchtigkeitsfilm, berichten derweil Stanislav Gorb und Jonas Wolff von der Universität Kiel. Sie hatten mehrere Individuen des Weißrandigen Flachstreckers (Philodromus dispar) über ein menschliches Haar mit einem Kräftemesser verbunden und die Tiere dann zum Laufen animiert. Die größte Kraft erreichten die Jagdspinnen bei einer Luftfeuchtigkeit um 70 Prozent. Bei sehr geringer Feuchte rutschten sie schneller weg, bei sehr hohen Werten erschwerte die Kondensation einzelner Tröpfchen den Halt [2].
Der Feuchtigkeitsfilm könnte entweder durch Kapillarkräfte die bessere Haftung bewirken oder indem das Wasser die mechanischen Eigenschaften der feinen Härchen an den Spinnenfüßen verändert, spekulieren die Forscher. Lange Zeit galten vor allem van-der-Waals-Kräfte als Ursache für den guten Halt, da auch Spinnen ähnlich wie Geckos vielfach aufgespaltene Härchen an den Füßen aufweisen. (af)
Rind und ihre Mitarbeiter hatten drei Vogelspinnen in ein mit Glasplättchen ausgekleidetes Aquarium gesetzt und dieses dann vorsichtig gedreht. Die Tiere blieben sitzen. Erst nach einem leichten Schubs rutschten die Spinnen ein kurzes Stück, bevor sie sich wieder fingen. Als die Forscher anschließend die Glasplättchen unters Mikroskop legten, entdeckten sie winzige Überreste von Spinnenfäden. Unter dem Elektronenmikroskop wiesen sie schließlich an verschiedenen Spinnenhäuten über den ganzen Fuß verteilte kleinste drüsenartige Strukturen nach, aus denen die Spinnenseide wohl stammt. Da die betrachteten Arten nur entfernt miteinander verwandt sind, vermuten die Wissenschaftler, dass womöglich alle Vogelspinnen solche Spinndrüsen an den Füßen besitzen. Vielleicht sind sie sogar das Bindeglied zwischen den ersten Spinnen mit Spinndrüsen und den modernen Webspinnen: Die Verteilung der Spinndrüsen an den Füßen der Vogelspinnen erinnere sehr an das Muster am Abdomen der 386 Millionen Jahre alten Attercopus, dem ältesten bekannten Fossil einer echten Spinne, so Rind.
Im Kampf gegen das Schlittern setzen manche Spinnen zudem auf einen Feuchtigkeitsfilm, berichten derweil Stanislav Gorb und Jonas Wolff von der Universität Kiel. Sie hatten mehrere Individuen des Weißrandigen Flachstreckers (Philodromus dispar) über ein menschliches Haar mit einem Kräftemesser verbunden und die Tiere dann zum Laufen animiert. Die größte Kraft erreichten die Jagdspinnen bei einer Luftfeuchtigkeit um 70 Prozent. Bei sehr geringer Feuchte rutschten sie schneller weg, bei sehr hohen Werten erschwerte die Kondensation einzelner Tröpfchen den Halt [2].
Der Feuchtigkeitsfilm könnte entweder durch Kapillarkräfte die bessere Haftung bewirken oder indem das Wasser die mechanischen Eigenschaften der feinen Härchen an den Spinnenfüßen verändert, spekulieren die Forscher. Lange Zeit galten vor allem van-der-Waals-Kräfte als Ursache für den guten Halt, da auch Spinnen ähnlich wie Geckos vielfach aufgespaltene Härchen an den Füßen aufweisen. (af)
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