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Verhaltensforschung: Spitzmaus erfühlt ihre Beute

Etruskerspitzmaus mit Beute
Wissenschaftler um Michael Brecht vom Erasmus Medical Center in Rotterdam enthüllten die enorme Effizienz, mit der Spitzmäuse beim Beutemachen im Dunkeln ihre Tasthaare einsetzen.

Die Forscher filmten Etruskerspitzmäuse (Suncus etruscus), während diese Haus- und Feldgrillen überwältigten. Sobald die Tiere ihre Beute mit Hilfe ihrer Tasthaare wahrnahmen, attackierten sie ihre Opfer meist seitlich mit einer Salve von blitzschnellen Angriffen. Ein Zugriff dauerte dabei im Schnitt 200, im schnellsten Fall sogar nur 80 Millisekunden.

Suncus etruscus ertastet Dinge damit schneller, als ein Mensch sie sehen könnte: Selbst nach Übung brauchen Probanden zirka 300 Millisekunden, um anzuzeigen, dass sie ein einfaches Objekt wahrgenommen haben. Den Spitzmäusen gelingt die schnelle Wahrnehmung zudem mit einem rund 20 000-mal kleineren Hirn, schreiben die Wissenschaftler.

Größenvergleich | Größenvergleich einer Etruskerspitzmaus mit einer Feldgrille und einem Centstück.
Etruskerspitzmäuse orten ihre Beute über zwei Haartypen: Mit langen Haaren rund um die Nasenspitze und kurzen Haaren direkt um das Maul. Das Forscherteam fand heraus, dass für die kleinen Nager beide Haarsorten sehr wichtig sind. Denn entfernten sie eine der beiden, waren die Spitzmäuse nur noch in der Hälfte der Attacken erfolgreich.

Bevor die Wissenschaftler den Tieren ihre Tasthaare abgeschnitten hatten, bissen diese bevorzugt in eine Stelle direkt unterhalb des Grillenkopfes. Brecht und Co vermuten, dass sie dadurch die Thoraxganglien zerstören, wodurch sie die agilen Opfer lähmen. Fehlten ihnen die kurzen Haare waren die Spitzmäuse jedoch nicht mehr in der Lage, gezielt zuzubeißen.

Frontalansicht einer Etruskerspitzmaus | Gut zu erkennen sind bei dieser Frontalansicht die langen Tasthaare der Etruskerspitzmaus.
Um die Beute zu erkennen, muss sich diese nicht bewegen. Auch Geruchs- oder Geschmackseindrücke scheinen für die Spitzmäuse keine Bedeutung zu haben. Wichtig ist aber die Form der Opfer. Denn Kontrollobjekte wie einen Pinsel oder ein Eppendorfgefäß ließen sie links liegen, wohingegen die meisten Tiere einen Plastik-Grillendummy genauso angriffen wie eine echte Grille.

Die Etruskerspitzmaus ist neben der Hummelfledermaus das kleinste Säugetier der Welt und muss wegen ihrer hohen Stoffwechselrate sehr viel Nahrung zu sich nehmen. Ihre Beute, die sie in der Dunkelheit der Nacht jagt, ist sehr wendig und oft fast genauso groß wie sie selbst.

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